Zwölf Monate in Vollzeit - Grundausbildung, Einsätze, Übungen - bei einem Mindestgehalt von 2.000 Euro netto. Das bietet das Militär denjenigen, die sich freiwillig für ein Jahr Militärdienst melden. Dazu noch Extras wie Mahlzeitschecks, Erstattung medizinischer Kosten und eine kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Für Maurice hört sich das attraktiv an. Er steht dem Angebot des Verteidigungsministeriums offen gegenüber, zumal er schon einmal über eine Laufbahn beim Militär nachgedacht hat. "Ich finde das sehr gut, dass man den Jugendlichen die Chance gibt, sich dafür zu bewerben. Ich finde, das hat nur Vorteile. Man kann viele Werte lernen wie Disziplin und Zusammenarbeit. Man kann seine Sprachkenntnisse in Niederländisch oder Französisch erweitern, je nachdem, wo man zugeteilt wird. Man kann auch seinen Führerschein kostenlos dort machen. Das finde ich ziemlich gut."
Sein Vater zeigt sich ebenso offen. Er hat selbst positive Erfahrungen mit dem Militärdienst gemacht. "Ich war vor 50 Jahren bei den Fallschirmjägern. Das hat mein Leben geprägt. Ich war 15 Monate dort. Es hat mich schon im Leben weitergebracht, dass man Disziplin mitbekommt", sagt Bernd Reul.
Die Möglichkeit, im Ernstfall eventuell in den Krieg ziehen zu müssen, ist kein Gedanke, der sie beunruhigt. "Dass man an die Waffe muss, macht ein bisschen Angst. Aber wir sind eigentlich noch weit weg von Russland und es sind viele Länder dazwischen. Ich denke, die Wahrscheinlichkeit, dass wir eingesetzt werden in den nächsten Jahren, ist gering", sagt Maurice Reul. Sein Vater denkt ähnlich. "Wenn, dann unterschreiben die jungen Menschen ja nur für ein Jahr. An Krieg würde ich nicht denken. Das kann ich mir nicht vorstellen."
Anders sieht es bei Amélie Kuckart aus. Die 17-Jährige hat das Schreiben beunruhigt. "Weil in Europa so eine angespannte Lage herrscht. Ich kann verstehen, dass wir diesen Brief erhalten. Aber für mich wäre das nichts."
Véronique Mengels, die Mutter von Amélie, hat auch Bedenken: "Amélie ist zu sensibel für den Drill beim Militär. Ich weiß, dass es wichtig ist, dass Belgien aufrüstet. Doch wenn es um die eigenen Kinder geht, würde ich mir doch Sorgen machen."

Für Amélie ist die Frage des Freiwilligen Dienstjahres also vom Tisch. "Ich fand es zwar verlockend, dass man so gut verdient. Aber mir macht es trotzdem Angst, dass es mit dem Militär verbunden ist. Ich will nach dem Abitur direkt studieren. Da würde das Militär für mich nicht in Frage kommen."
Maurice will aber auf jeden Fall noch darüber nachdenken.
Michaela Brück
@Amélie Kuckart.
In Israel müssen auch Frauen Militärdienst leisten.
Finde es einfach traurig das unsere kriegstreibende ,machtgeile Landesführung mit solchen Angeboten unsere Jugend zum Kanonenfutter verführen wollen.
Warum nur sind die Massnahmen für kriegerische Auseinandersetzung soviel mehr Investitionen wert, als die in den Frieden? Bezeichnet sich nicht der Mensch selbst als die Krone der Schöpfung???
Unseren Kindern ein friedliches Miteinander beibringen, sollte das Ziel sein, oder?
@Herr marcel scholzen eimerscheid, 20% aller israelischen Soldatinnen beklagen sich über sexuelle Übergriffe innerhalb der Truppe. Jedes Jahr werden dort Offiziere wegen sexueller Belästigung unehrenhaft entlassen, degradiert oder mit Gefängnis bestraft. Es gibt eine hohe Dunkelziffer nicht dokumentierter Fälle, wie üblich in einer Armee die gerne unter dem Vorwand "Kameradschaft" Straftaten vertuscht...
Es bleibt zu hoffen, dass Maurice Reul gründlichst darüber nachdenkt, ob er und seine Generation als Kanonenfutter für Kapitalisten, Imperialisten und Kriegstreiber sterben möchte. Mir scheint, einige Menschen haben aus zwei Weltkriegen nichts gelernt.
Die Disziplin dient in erster Linie dazu im Ernstfall ohne Aufzumucken oder gar eigener Meinung an der Front verschlissen oder gar umgebracht zu werden
Es ist positiv zu sehen, dass das Militär wieder eine Rolle spielt und die naive Zeit vorbei ist. Die Rückkehr in die Realität hat begonnen.