Wer mit Milch Geld verdienen will, muss früh wach sein. Um kurz nach sechs beginnt für Yves Dobbelstein die Arbeit. Knapp 100 Kühe melkt er jeden Tag, morgens und Abends. Im Durchschnitt gibt jede von ihnen 26 Liter Milch."Dieses Jahr war ganz gut. Wir merken noch etwas die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit. Deswegen ging letztes Jahr die Milchleistung runter und das kann dauern, bis man wieder auf dem vorherigen Niveau ist."
Hier liegt ein Grund für die kleinen Preise, denn die Blauzungenkrankheit senkt die Fruchtbarkeit und bringt so den Geburtenrhythmus der Kühe durcheinander. Kälber kamen später und jetzt, wo die Milchleistung wieder anzieht, gibt es zu viel Angebot auf dem Weltmarkt.
Dazu erklärt Marcel Goffinet, selbst Milchbauer und Mitglied im Vorstand von Arla. "Es gibt einen Zyklus auf der Südhalbkugel und einen auf der Nordhalbkugel und in der Regel ist es so, dass wir viel produzieren, wenn die Südhalbkugel wenig produziert und andersherum. Dieses Jahr ist es so, dass beide Peaks gleichzeitig stattfinden."
Es gibt also nicht insgesamt zu viel Milch dieses Jahr. Es kommt nur zu viel gleichzeitig auf den Markt. Das lässt die Preise fallen, ist aber nur bedingt Grund zur Sorge, denn trotz Senkung ist der Milchpreis noch auf einem hohen Niveau. "Es ist natürlich hart, diesen Rückgang zu sehen. Wir landen im Dezember bei 45 Cent. Das ist zwar eigentlich ein hoher Preis, aber man darf auch nicht vergessen, dass neben den Preisen in den letzten Jahren auch die Kosten extrem gestiegen sind", erklärt Marcel Goffinet.
Gesunde Betriebe reagieren, indem sie Kosten deckeln und von ihren Reserven leben. Wahrscheinlich zieht der Preis im Frühjahr nämlich wieder an. Als Biobauer hat Yves Dobbelstein zusätzlich Glück gehabt, denn bisher sind die Preise für seine Milch stabil. Allgemein wird Biomilch besser bezahlt und ihr Preis unterliegt weniger Schwankungen.
"Im Moment scheint es so zu sein, dass Angebot und Nachfrage im Bio-Sektor im Einklang sind. Wir können uns noch glücklich schätzen. Aber, wenn der Preisunterschied im Laden zwischen Bio- und Nicht-Bio-Milch zu groß wird, greifen die Leute auch gerne wieder zur konventionellen Milch."
Tatsächlich kommen die niedrigen Milchpreise zumindest teilweise bei den Verbrauchern an.
Ausführliches Radio-Interview mit Marcel Goffinet im Player:
Anne Kelleter