Es war das fünfte Mal in Folge, dass die Stadt Eupen an Europas größter Passanten-Befragung teilgenommen hat. Darüber freute sich Studienleiter Dr. Markus Preißner sehr, denn neben dem schweizerischen Olten ist Eupen die einzige nicht-deutsche Stadt im Teilnehmerfeld.
Im vergangenen Jahr wurden in der Weserstadt 325 Passanten befragt. Im Fokus stand die sogenannte "Visitor Journey" – also alles, was einen Innenstadtbesuch prägt, zum Beispiel die Anreise, die Aufenthaltsqualität, Einkaufsmöglichkeiten, Kulturangebote und die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass die Stadt als Besuchsziel weiterempfohlen wird.
Thema Leerstand
Die Bilanz: Eupen schneidet insgesamt solide ab, so Preißner. Dennoch gebe es Bereiche, an denen die Stadt arbeiten müsse. "Wir haben ein relativ kompaktes Innenstadtgebiet in Eupen. Ein sehr großes Thema bei den Befragten war aber auch das Thema Leerstand. Wir haben da von sehr vielen Menschen die Aussage bekommen, dass die Stadt sich dieser Thematik annehmen soll."
Einige Dingen liefen in Eupen aber auch schon ziemlich gut. "Was das Gastronomieangebot angeht, ist Eupen ganz gut aufgestellt", erklärt Preißner. "Im Vergleich zum Einzelhandelsangebot wurde das deutlich besser bewertet. Auch das Kulturangebot und Sport-, Spiel- oder Freizeitmöglichkeiten wurden positiv bewertet. Ein sehr häufiger Besuchsgrund war auch die Nutzung von Dienstleistungen."
Insgesamt gaben die Befragten der Eupener Innenstadt eine Schulnote von 3,1. Im Vergleich zu den Durchschnittsnoten aus den Jahren 2022 (2,7) und 2020 (2,7) machte die Stadt auf dem Zeugnis also Einbußen. Zu den Gründen, die gegen einen Besuch der Innenstadt sprachen, zählten unter anderem schlechte Erreichbarkeit mit dem Auto oder ein unzureichendes Sicherheitsgefühl und mangelnde Sauberkeit.
Die Attraktivität einer Innenstadt zu bewerten ist inzwischen komplex geworden, denn einen stereotypischen Innenstadtbesucher gibt es nicht mehr, sagt Preißner. Die Innenstadt gelte mittlerweile als Ort für alle. Eine lebendige Innenstadt müsse also in der Lage sein, viele unterschiedliche Anforderungen aufzufangen und zu bedienen. Nachdem positive und negative Aspekte durch die Umfrage identifiziert wurden, steht die Optimierung an.
Austausch mit der Bevölkerung ist wichtig
Im Vergleich mit anderen Städten, die an der Umfrage teilgenommen haben, können Verbesserungen erarbeitet werden. "Natürlich können wir nicht alle Städte in einen Topf werfen. Es waren Städte wie Berlin dabei und das ist nicht mit Eupen zu vergleichen. Also haben wir Eupen mit anderen Städten einer ähnlichen Größenordnung verglichen - natürlich dann aber aus Deutschland."
Bei der Suche nach Lösungen sei vor allem der Austausch mit der Bevölkerung wichtig. Die Stadt Eupen hat zu diesem Zweck zu einer Diskussionsrunde eingeladen. Ein wichtiger Schritt, wie Preißner findet. Nicht zuletzt hofft der Studienleiter, dass sich in Zukunft auch andere ostbelgische Orte der Studie anschließen. "Eupen ist bislang der einzige, aber wenn wir da mehr Beteiligung hätten, dann könnten wir auch individuell die Ergebnisse nebeneinander legen und hätten den direkten Vergleich. So könnten die Orte in der Region voneinander und auch gemeinsam lernen."
Bereits jetzt lädt das IFH zur Umfrage "Vitale Innenstadt 2026" ein.
Radio-Interview mit Dr. Markus Preißner im Player:
Lindsay Ahn