Angefangen hatte alles mit dem Erasmus+ Projekt "Variety is the Spice of life" ("Vielfalt ist die Würze des Lebens"). Schnell entwickelte sich aus dem Projekt am ZFP aber ein eigener Unterricht mit dem Titel "Gegen das Vergessen". In dem Unterricht arbeiten Lehrer Bruno Bastin und seine Schüler seit 2021 Einzelschicksale beeindruckender Persönlichkeiten aus der Region auf.
Immer wieder präsentieren die Schüler ihre Arbeit auch in der Öffentlichkeit. Zum Beispiel in Ausstellungen, oder sogar durch die Benennung einer Gasse, wie es bei dem Maria-Kreuels-Gässchen in Kettenis im letzten Jahr der Fall war. Im Rahmen des Unterrichts ist jetzt auch das Buch "Gegen das Vergessen: Inspirierende Lebensgeschichten aus Eupen und Umgebung" entstanden. In dem Buch werden elf Personen vorgestellt.
"Ich spüre, dass die Schüler sehr stolz sind. Sie haben sich so intensiv mit den Persönlichkeiten auseinandergesetzt, dass sie mehr wissen, als die Älteren, die die Menschen schon vergessen haben", sagt Lehrer Bruno Bastin. "Wir haben im Rahmen des Unterrichts die Häuser besucht und auch die Familien der Personen, die in dem Buch vorkommen. So konnten die Schüler sich mit ihnen identifizieren. In dem Buch wird zum Beispiel auch für jede Person einen Brief geschrieben, so als würde die Person heute noch leben. Wir haben immer versucht herauszufinden, wie die Person sich heute verhalten würde und was wir daraus lernen können."
So brachten die Schicksale den Schülern Werte wie Nächstenliebe, Mut oder Zivilcourage näher. Vorgestellt werden in dem Buch Widerstandskämpfer aus der Zeit des Nationalsozialismus, wie die bereits erwähnte Maria Kreuels, aber auch der Tuchfabrikant Arthur Gülcher, der sich für bessere Arbeitsbedingungen in den Fabriken eingesetzt hat, oder Josephine Koch, Ordensfrau und Mitbegründerin des Eupener Krankenhauses. Bei der Vorstellung des Buches waren auch Angehörige der in dem Buch vorgestellten Persönlichkeiten eingeladen.
Für Mathieu Krings, der mit an dem Buch gearbeitet hat, war das ein ganz besonderes Erlebnis. "Zu sehen, dass manche Personen von den Familien noch da sind und noch Sachen erklären oder erzählen können, das war wirklich eine Überraschung. Ich bin sehr froh, dass sie da waren. Mir war es auch wichtig, dass die Angehörigen sehen, dass wir diese Schicksale nicht vergessen werden und weiter an die Menschen denken."
Im Rahmen der Buchvorstellung lasen die Schüler des ZFP kurze Passagen aus dem Buch vor und schenkten ausgewählten Personen symbolisch ein Häuschen. So erhielt Patricia Creutz-Vilvoye das Häuschen zu Ehren von Fredy Hirsch - einem jüdischen Erzieher und Sportlehrer, der Kindern im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau Hoffnung und Mut schenkte.
"Das sind Vorbilder, die man nie vergessen sollte und dazu dient ein solches Haus, aber auch die Arbeit, die die Schüler gemacht haben, und natürlich auch das Buch," so Creutz-Vilvoye. "Wir dürfen sie nicht vergessen und sollen das Geschehene als mahnende Erinnerung nehmen. Alles ist nicht mehr so einfach und selbst unsere Demokratie braucht heute Menschen, die mit viel Mut und Vertrauen nach vorne gehen."
"Die Schüler haben nicht nur die Häuschen gebaut, sondern auch die Recherchen zu den einzelnen Personen hineingelegt. Sie haben sich sehr viel Mühe gegeben, die Erinnerung lebendig zu halten. Das ist eine sehr große Ehre für mich. Das Haus wird einen Platz auf meinem Schreibtisch finden."
Das Buch ist mit Sicherheit einer der Höhepunkt des Unterrichts "Gegen das Vergessen", das Ende ist es aber noch lange nicht. In Zukunft wollen Bruno Bastin und seine Kollegen vor allem den interreligiösen Austausch in den Mittelpunkt des Unterrichts stellen.
Lindsay Ahn


