Auf den historischen Plätzen der Aachener Altstadt funkeln bereits die Lichterketten, Glühwein- und Mandelduft liegt in der Luft. Der 12 Meter hohe Weihnachtsbaum auf dem Markt steht bereit, die Stadt in festliche Stimmung zu tauchen. Am Freitag öffnet einer der schönsten Weihnachtsmärkte Europas offiziell seine Tore. Oberbürgermeister Dr. Michael Ziemons zeigt sich zufrieden: "Während insgesamt viele Weihnachtsmärkte ums Überleben kämpfen, haben wir hier in Aachen immer noch ein großes Interesse aus aller Welt. Die Besuchergruppe, die in diesem Jahr am weitesten anreist, kommt aus Indien. Und wir haben an einzelnen Tagen bis zu 35 Stadtführungen im Umfeld des Weihnachtsmarktes."
Rund 1,3 Millionen Gäste werden in diesem Jahr erwartet. Neu ist ein KI-Chatbot, der Fragen rund um den Markt beantwortet. Auch die Nachfrage der Händler war groß: Die verfügbaren Hütten waren bereits im Sommer vergeben. Bei der Auswahl achten die Veranstalter auf Qualität, Nachhaltigkeit und regionale Produkte. "Wir haben in diesem Jahr viele Aussteller im Bereich ökologische und nachhaltige Kosmetik sowie Stände, die Holzprodukte anbieten. Wir achten auch darauf, für Vegetarier und Veganer passende Angebote bereitzuhalten. Insgesamt haben wir zehn neue Aussteller dabei", erzählt Till Schüler, geschäftsführender Vorstand des Märkte- und Aktionskreis City e.V.
Wo viele Menschen unterwegs sind, ist das Thema Sicherheit nicht weit. Das Sicherheitskonzept wurde nochmals angepasst. "Bisher hatten wir in den Zufahrten teilweise LKWs oder größere PKWs stehen. Es zeigt sich aber zunehmend, dass dieses Anschlagsszenario immer wieder vorkommt – dass Menschen mit Autos versuchen, auf Veranstaltungsflächen zu fahren. Deshalb haben wir jetzt sogenannte HTS-Sperren angeschafft. Wenn man dagegen fährt, wird das Fahrzeug nach oben katapultiert. Das ist deutlich sicherer, als dort einen LKW oder PKW hinzustellen", erklärt Armin Bergstein, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung.
Für die Sicherheit sorgt auch ein breites Polizeiaufgebot – in Uniform und in Zivil. Unterstützung kommt dabei auch aus Belgien und den Niederlanden. Polizeidirektor Rüdiger Fink sieht darin einen großen Vorteil: "Die Kollegen werden mit uns den Weihnachtsmarkt erkennbar in Uniform gemeinsam bestreifen und sollen für unsere ausländischen Besucher ein bisschen die Hemmschwelle abbauen, die Polizei anzusprechen. Häufig ist es so: Wenn man jemanden sieht, dessen Anblick man gewohnt ist und weiß, dass er die eigene Sprache spricht, ist man eher bereit, auch mit kleineren Anliegen auf die Polizei zuzugehen. Und genau das wollen wir. Die Menschen sollen uns ansprechen."
Steigende Kosten setzen Veranstaltungen vielerorts unter Druck. In Aachen aber blickt man optimistisch in die Zukunft. Auch, weil die Stadt die Kosten für das erweiterte Sicherheitskonzept mitträgt. "Terrorabwehr ist Aufgabe des Staates", betont Oberbürgermeister Ziemons. "Das können wir nicht den Veranstaltern aufladen. Wir wollen ein Höchstmaß an Sicherheit. Das heißt dann auch: Es ist nicht billig. Aber wo könnten wir als Stadt besser investieren als in die Sicherheit unserer Bürger und der Gäste aus aller Welt?"
Bei all den Sicherheits- und Logistik-Themen soll aber auch die Freude nicht zu kurz kommen. Ziemons verrät: "Ich freue mich ganz persönlich auf ein neues Element, und zwar die Milchreisbude. Ich glaube, da wird man mich jeden Tag finden. Und wenn das so kommt, bin ich nach dem Weihnachtsmarkt etliche Kilo schwerer."
Der Aachener Weihnachtsmarkt wird am Freitag um 18 Uhr offiziell eröffnet und ist bis zum 23. Dezember – mit wenigen Ausnahmen – täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet.
Alice Devroye