Nachdem sich sowohl das Orchester als auch die Schauspieler und Sänger aufgewärmt haben, startet am Donnerstagabend die erste Generalprobe des Musicals "Miniera". Für Simen Van Meensel, Dirigent des Sinfonieorchesters und der Kopf hinter dem Konzept und dem Drehbuch, ist es ein besonderer Moment: Zum ersten Mal treffen die Technik und rund 150 Mitwirkende zusammen, um das Stück in einem Rutsch durchzuspielen. "Wir haben heute den ganzen Tag technische Fragen geregelt und letzte Vorbereitungen mit dem Licht und verschiedenen Projektionen getroffen. Jetzt hoffen wir, dass alles rund läuft. Ich glaube, ich bin gerade nervöser als bei der Premiere."
Die Idee, die Geschichte der italienischen Gastarbeiter aufzugreifen, begleitet Eastbelgica schon länger. Vor zwei Jahren begann die intensive inhaltliche Vorbereitung, zu der auch Recherchen und ein Besuch im Museum in Blegny gehörten. "Dann kam die schwierigste Aufgabe: Eine fiktive Geschichte in den historischen und sehr realen Kontext einzuarbeiten. Das war für uns komplettes Neuland. In unseren früheren Produktionen war das einfacher, da haben wir einfach die Informationen, die wir gefunden hatten, zusammengefasst. Jetzt mussten wir ausloten, wie weit wir Dinge erfinden durften, ohne dass es nicht mehr der Realität entsprochen hätte. Das war auf jeden Fall ein Spannungsverhältnis", sagt Simen Van Meensel.
Die Arbeit am Stück war eine Teamleistung. Die Musik wurde von Joshua Fischer komponiert, der selbst im Orchester spielt, die Liedtexte stammen von Anja Pitz. Parallel dazu arbeiteten andere Ansprechpartner intensiv am Schauspiel, dem Coachen der Solisten oder dem Einstudieren des Chores. "In den letzten Wochen ist das Ganze richtig zusammengewachsen. Das war ein sehr schöner Prozess", so Van Meensel.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Lucia, die Tochter eines italienischen Minenarbeiters. Sie ist hin- und hergerissen zwischen künstlerischer Sehnsucht und familiärer Pflicht. Gespielt wird die Rolle unter anderem von Jana Laschet. "Lucia verkörpert die Kunst und die Leidenschaft und die Träume, die man sich erfüllen möchte. Ich glaube, jeder Künstler weiß, dass das ein schwieriger Weg ist und dass man über seinen Schatten springen muss, wenn man seine Leidenschaften verfolgen will. Für mich hat dieses Musical eine wunderschöne Message, die man auch mitnehmen sollte: Trau dich."
Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen: in den 1930er-Jahren in Italien und in den 1950er-Jahren in Belgien. Der Kontrast zwischen der Lebensfreude in der Heimat und der harten Realität unter Tage prägt das Musical.
Das Publikumsinteresse ist groß: Mehr als 3.000 Karten wurden bereits verkauft, und Eastbelgica hat erst vor wenigen Tagen Last-Minute-Tickets freigeschaltet, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Der letzte Vorhang für "Miniera" fällt am 23. November.
Ideen für die nächste Produktion gibt es bereits. "Wir werden auf jeden Fall nochmal ein eigenes Musical schreiben, aber nicht sofort. Denn das würden wir nicht bis zum nächsten November schaffen", sagt Simen Van Meensel. "Es gibt aber auch sehr viele bestehende Musicals, die man noch einkaufen könnte, bei denen es Partituren, Drehbücher und so weiter gibt. Es wird auf jeden Fall weitergehen mit den Produktionen. Ideen gibt es genug."
Mehr zu dem Musical im Radio-Interview mit Simen Van Meensel im Player:
Für die Aufführungen von "Miniera" gibt es noch einige wenige Karten auf der Internetseite des Musicals.
Lindsay Ahn





