Seit rund zwei Monaten besucht Louis Rorsvort Josianne Loyens in ihrem Haus in Lontzen. Die 64-Jährige hat ein bewegtes Leben hinter sich, wenig soziale Kontakte und Schwierigkeiten, zu gehen. Nach einem Schlaganfall diesen Sommer brauchte sie Hilfe. "Man man mich gefragt: Ist jemand zuhause? Ich habe gesagt: Nein, da ist niemand. Zuhause habe ich meinen Kühlschrank aufgemacht, da war nichts drin. Aber ich habe Diabetes, ich muss essen, was soll ich tun? Hilfe! In diesem Moment habe ich Angst gehabt", erzählt Josianne.
Nachbarn brachten ihr Essen, dann kam Louis. "Sie ist anderthalb Monate im Krankenhaus gewesen. Sie hat Diabetes, Multiple Sklerose und ihre Vergangenheit ist sehr schwer. Ihr Mann hat sich umgebracht, die Söhne sind nicht anwesend. Sie ist tatsächlich ganz allein."
Eigentlich sollte Louis nur einmal pro Woche kommen, aber mittlerweile sind es eher drei bis vier Mal. Besonders viel Arbeit machen die zahlreichen Papiere von Ärzten und Hilfsdiensten. "Sie spricht über ihre Probleme und ich versuche ihr zu helfen, aber in dieser Struktur sind so viele Leute, die Koordination von all dem ist sehr schwer."
Daneben machen die beiden auch kleine Ausflüge. Heute gehen sie Kaffee trinken im "Livingroom" in Eupen. Der Inhaber bietet gratis Kaffee für die VoG an, damit die Menschen mal aus dem Haus kommen können, sagt er. Auch das ist Teil des Herznah-Konzepts. Hier geht es vor allem um Sympathie.
Und dass Josianne und Louis echte Freunde geworden sind, merkt man schnell. "Unser Verhältnis ist gut, sogar sehr gut, aber sie möchte mich eigentlich jeden Tag sehen und das ist leider nicht möglich", erzählt der Ehrenamtliche.
Josianne Loyens sieht das auch so. "Es geht sehr gut, wir haben uns noch nicht gefetzt. Außer wenn er sagt, er kommt - ganz sicher - um neun Uhr und dann ist er um zehn immer noch nicht da. Ja klar, ich bin nicht ganz allein. Wir müssen uns beide anstrengen. Wir sind beide nicht auf den Mund gefallen. Manchmal muss man auch lernen, ihn zu halten."
Herznah gibt es erst seit Ende Juni. Gründerin Sarah Makiadi arbeitet fast täglich, um die zahlreichen Anfragen und die acht Ehrenamtlichen zu koordinieren. Sie arbeitet auch ehrenamtlich. "Die Warteliste ist lang. Ich melde mich bei jedem einzelnen und schaue dann, was möglich ist. Ich bevorzuge Rentner als Ehrenamtliche, weil die haben Zeit."
Und Zeit ist ein kostbares Gut. Besonders wenn sie verschenkt wird an diejenigen, die zu viel Zeit alleine sind.
Wenn ihr auch gerne die Hilfe der VoG in Anspruch nehmen - oder euch ehrenamtlich engagieren wollt, dann könnt ihr euch per Mail unter herznah91@gmail.com melden.
Anne Kelleter