Seit 1989 bringt Bestatter Marc Despineux Menschen nach ihrem Tod unter die Erde - oder an einen Ort ihrer Wahl. Das klassische Grab verliert dabei an Bedeutung, gefragt sind vor allem Erdbestattungen von Urnen in kleinen Gräbern. Was aber nicht bedeutet, dass den Familien der Abschied gleichgültig ist - im Gegenteil, sagt Marc Despineux. "Wir merken, dass die Menschen sich viele Gedanken machen. Man sagt immer, bestatten, beerdigen, Tod ist ein Tabuthema. Ich empfinde es mittlerweile aber nicht mehr ganz so schlimm."
"Wir fragen heute, was braucht ihr, was ist wichtig, was dürfen und können wir für euch tun oder organisieren? Früher war es einfach ganz klassisch, man ging zum Bestatter und wusste ganz genau, so und so läuft es ab. Heute ist eine Beerdigung auch manchmal einfach bunt und das ist auch gut so." Die Familien würden sich häufig sehr viele Gedanken darum machen, wie sie ihren Verstorbenen würdig verabschieden könnten - so, dass sie sich einbringen können und die Abschiedsfeier auch zu ihm passe.
Glücklicherweise hätten die Priester das Bedürfnis der Menschen verstanden und würde sich vielfach darauf einlassen. "Wir haben großes Glück in unserer Gegend mit unseren Priestern. Die Priester haben für sich gelernt, die Sprache in der Kirche zu ändern. Es wird immer mehr persönlich von Verstorbenen gesprochen, es werden Anekdoten erzählt. Der Verstorbene wird, so denke ich, mehr zur Mitte gerückt. Und das gab es früher nicht."
Und noch etwas hat sich im Laufe der Jahre grundlegend geändert: Die Menschen legen Wert auf möglichst umweltfreundliche Beerdigungen. Bei Marc Despineux sind unbehandelte Särge gefragt. Häufig würden die Kunden sich auch erkundigen, woher das Holz für den Sarg stamme. "Heute wird ein Sarg viel bewusster gekauft. Früher wurden die Särge sehr stark geleimt und das war nicht wirklich gut. Oder es wurden Stoffe oder Lacke genutzt, die schädlich waren. Heute fragt der Kunde auch nach einem Sarg, der so umweltfreundlich wie möglich ist."
Nicht immer wird auf dem Friedhof beerdigt - alternative Bestattungsformen wie die Verstreuung der Asche an einem Platz, der den Verstorbenen wichtig gewesen ist, oder die Beisetzung der biologisch abbaubaren Urnen im Wald, wie dies in Amel möglich ist, sind legal und mehr und mehr gefragt.
Dennoch bleiben Friedhöfe immer noch wichtig, sagt Marc Despineux. "Man würde staunen, wie viele Menschen man beinahe täglich dort findet. Es ist auch eine Begegnungsstätte. Und das ist vielleicht das, was früher weniger gab: Man ging hin zum Grab. Heute geht man natürlich auch zum Grab, aber auch um eine Ruhe zu finden, vielleicht sogar ein Zwiegespräch mit Menschen, mit denen man gelebt hat."

Gaby Zeimers

