"Der Auslöser war der tödliche Unfall meines Mannes. Wir haben vier Kinder, und plötzlich war ich allein mit meiner Trauer und der Trauer meiner Kinder. Ich habe mich nirgendwo getraut, zu sagen, wie traurig und wütend ich über das war, was passiert ist. Es gab keine Hilfe in Ostbelgien", erzählt Inge Arens - aus diesem Grund ist sie Trauerbegleiterin geworden.
Einige Zeit nach dem Verlust ihres Mannes hat sie die Entscheidung getroffen: Sie will anderen helfen. Sie will Menschen nicht mit ihrer Trauer alleine lassen, sondern möchte, dass sie sich verstanden fühlen - denn das ist bei weitem nicht selbstverständlich.
"In der heutigen Gesellschaft, in der alles immer schneller gehen muss und jeder funktionieren muss, haben die Menschen keine Zeit mehr zu trauern. Verdrängte Trauer sammelt sich, sie verschwindet nicht. Irgendwann kommt sie dann. Ich kann die Leute darin bestärken, dass viele Gefühle in der Trauer normal sind, auch wenn man sie vorher nie gefühlt hat."
Trauer ist ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, denn früher oder später trifft es uns alle, sagt Arens. Betroffene fühlen sich trotzdem oft wie abgekapselt von ihrem Umfeld, denn dieses ist immer wieder überfordert.
Inge Arens will Abhilfe schaffen. Wer sich von ihr betreuen lässt, trifft sie zunächst zu einem persönlichen Gespräch bei sich zu Hause. Gemeinsam wird dann nach Wegen gesucht, die Trauer anzunehmen und eine Art Krücke zu finden, die bei der Bewältigung hilft. Egal, wie lange dieser Prozess dauert.
Das Wichtigste dabei ist: Es gibt keine Tabus, alles ist erlaubt. Und genau das rät sie auch Angehörigen von Trauernden, die unterstützen wollen. "Man sollte für den Trauernden da sein. Seine Gefühle sollten respektiert werden, auch wenn man sie selbst nicht versteht. Man sollte ihm das Gefühl geben, dass er alles fühlen darf. Einfach viel Geduld haben und ein offenes Ohr.“
In ihrem Vortrag in Eupen wird sie unter anderem auf folgende Fragen eingehen: Wie lange dauert Trauer? Wie gehe ich mit jemandem um, der trauert? Wie kann ich ihn unterstützen? Wie kann ich meine eigene Trauer bewältigen? Wie geht man mit trauernden Kindern um? Trauern Kinder anders als Erwachsene?
Der Vortrag mit Inge Arens wird am Dienstag, dem 28. Oktober 2025 von der Freien Krankenkasse angeboten und findet ab 19 Uhr im "Meet Us", den Räumlichkeiten der Landfrauen in Eupen, statt. Das Angebot ist kostenlos und eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Annika Deist