Seit 2017 gibt es das Psychose-Forum in Eupen. Damals hatte sich das Alexianer-Krankenhaus aus Aachen in Eupen beim BTZ gemeldet, da viele Ostbelgier das Psychose-Forum in Aachen besuchten. Der Bedarf in der Region war da und seitdem organisieren beide zusammen immer am ersten Dienstag im Monat bei der Eiche in Eupen ein Psychose-Forum.
Offen ist der gemeinsame Austausch für alle möglichen Personen. Interessierte, selbst Betroffene, Familienangehörige, aber auch Fachleute besuchen das Forum regelmäßig. Eine Erfolgsgeschichte, findet die systemische Familientherapeutin Iwona Rauw-Konwerska, die das Forum für das BTZ begleitet. "Wir sind jedes Mal erstaunt, wie viele Leute kommen und dass immer wieder neue Personen uns finden und trauen, sich in so einem kleinen Gebiet, wo jeder jeden kennt, über so schwierige Themen wie Hospitalisierung oder Zwangseinweisung oder Krankheit oder Psychose in der Familie zu reden."
Sich trauen, über die Psychosen zu reden, ist nicht einfach. Gerade im Alltag gibt es starke Stigmatisierungen. Wenn wir über eine Psychose sprechen, haben wir schnell Bilder im Kopf - vielleicht auch geprägt durch Filme oder Serien. Vieles davon trifft aber nicht die Realität und das erfährt man eben am besten, indem man mit Betroffenen, den Fachleuten und Angehörigen ins Gespräch kommt, findet Jutta Weber, pflegerische Fachbereichsleiterin am Alexianer-Krankenhaus Aachen.
"Uns geht es darum, den Patienten und den Angehörigen hier auf Augenhöhe zu begegnen. Ich bin jetzt hier vor Ort nicht die Fachfrau, sondern ich ziehe genauso Profit heraus wie zum Beispiel der Betroffene selbst und wir versuchen halt einfach, nicht nur den Patienten mit seinen Symptomen wahrzunehmen, sondern den Menschen, der dahinter steht. Das ist eine Erfahrung, die Erkrankte häufig hier bei uns machen dürfen, dass sie einfach ganzheitlich wahrgenommen werden."
Gleichzeitig bedeutet das aber nicht, dass man als Betroffener oder Angehöriger beim Besuch des Forums etwas sagen muss. Manchmal hilft es auch, einfach nur die Geschichten der anderen zu hören. Es gibt im Forum kein richtig oder falsch, es ist eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen allen Teilnehmern.
Deswegen ist es natürlich auch kein Ort, an dem Medikamente verschrieben werden, sondern in erster Linie ist es ein Platz, an dem gemeinsam über eine Erkrankung gesprochen wird - ohne Druck. "Es gibt viele Gespräche auch nach dem Treffen, die weniger formell sind, was wichtig ist. Auch danach kommt es zum Austausch: Was gibt es in Ostbelgien? Welche Möglichkeiten hat der Patient? Welche Möglichkeiten hat die Familie? Welche Möglichkeiten haben die Fachleute?"
Durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit können die Teilnehmer am Forum, aber auch bei einer möglichen Behandlung besser unterstützt werden - auch im deutschsprachigen Ausland. "Wir machen gemeinsame anonymisierte Fallbesprechungen und empfehlen auch Angebote weiter. Es ist auch möglich, in akuten Phasen Patienten in Deutschland behandeln zu dürfen. Das ist gut, weil jeder psychiatrisch Erkrankte hat auch einen Anspruch darauf, wenn er nur Deutsch spricht, auch in seiner Sprache behandelt werden zu dürfen."
Beim Psychose-Forum in Eupen steht die Tür am Eiche-Zentrum für jeden Bürger aus der DG offen. Die Teilnahme ist gratis, eine Anmeldung ist nicht nötig. So kann jeder, der Hilfe sucht oder Fragen hat, an diesem besonderen ostbelgischen Projekt teilnehmen. Aktuell ist das Eupener Psychose-Forum das einzige seiner Art in Belgien.
Die Treffen werden im Wochenspiegel und dem Kurier-Journal angekündigt. Oder ihr kontaktiert das BTZ in Eupen oder St. Vith. Wenn ihr Hilfe braucht, dann zögert nicht - kontaktiert das Netzwerk Mentale Gesundheit Ostbelgien oder die Telefonhilfe 108.
Robin Emonts