Sie ist viel unterwegs, hält europaweit Vorträge. Ihr Buch "Wir verlieren unsere Kinder" wurde 2023 Spiegel-Bestseller. Die Digitalbotschafterin Silke Müller weiß bestens um die Folgen Bescheid, die Social Media auf Jugendliche haben kann.
"Vor allem im schulischen Rahmen wird deutlich, dass Kinder und Jugendliche Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme bekommen. Sie werden mittlerweile von Videos beschallt, die sehr kurzweilig sind. Dazu kommen dann Schlafprobleme, die viele Eltern befeuern, weil die Kids dann meistens auch noch ihr Handy zur Schlafenszeit nutzen dürfen."
Das Hirn macht einfach keine Pause mehr. Das führt zu Reizbarkeit und Stress. Silke Müller kennt das von sich selbst. Sie erwischt sich gelegentlich dabei, ungeduldig auf eine Antwort zu warten, weil beide Häkchen bereits blau sind, oder planlos irgendwo durchzuscrollen. Das dazu passende Stichwort: Sogwirkung.
Es gibt viele Wege, die Social-Media-Plattformen nutzen, um ihre Nutzer förmlich an den Bildschirm zu fesseln. Dazu gehört unter anderem das Belohnungssystem. Ein Beispiel: Likes - also die digitale Form der Bestätigung, die Glücksgefühle auslöst. "Charakterbildung durch Likes: So heißt ein Kapitel im meinem ersten Buch. Bekomme ich ein Herz, dann bin ich etwas wert. Bekomme ich kein Herz, dann bin ich nichts wert. Das soziale Vergleichen mit anderen ist ein riesiges Thema geworden."
Weitere Faktoren, die die Sogwirkung verstärken: ein perfider Algorithmus, der seine Nutzer bis ins kleinste Detail analysiert, niemals endende Inhalte und FOMO (fear of missing out) - also die Angst, etwas zu verpassen.
Vor allem Kinder können sich dem Ganzen nur schwer entziehen. "Ich möchte mich jetzt nicht zu weit in den medizinischen Bereich lehnen, aber ich weiß, dass der präfrontale Cortex, der unter anderem für die Selbstregulation zuständig ist, in dem Alter einfach nicht ausgebildet ist."
"Während viele im Erwachsenenalter eine gewisse Resilienz entwickelt haben, ist das bei Kindern gar nicht der Fall. Die Antwort liegt also auf der Hand: Kinder können sich gar nicht selbst regulieren, weil sie noch gar nicht die Fähigkeiten dazu entwickelt haben."
Eine Patentlösung hat auch Silke Müller nicht. Sie kritisiert jedoch das weit verbreitete eindimensionale Denken. Aussagen wie "Mehr Medienkompetenz wird es schon regeln" oder "Social Media ab 16 wird das Problem lösen" seien fahrlässig. So vielschichtig, wie der Umgang mit Social-Media-Plattformen ist, so vielschichtig müsste auch die Diskussion geführt werden.
Ausführliches Radio-Interview mit Silke Müller im Player:
Dogan Malicki
An „Social“ ist an den Big 5 aber absolut nichts dran, vielmehr geht es um massive Einflußnahme und abschöpften persönlicher Daten um die dann zu kommerzialisieren.
Wer einmal das Buch von Martin Andree „Big Tech muss Weg!“ oder das Buch von Shoshana Zuboff „Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus“ gelesen hat wird einen großes Bogen um US Big Tech machen und stattdessen OpenSource Software LINUX nutzen.