Seit Anfang der 1960er Jahre gab es diesen Soldatenfunk aus Brüssel auch in deutscher Sprache, nach dem Vorbild der Sendungen auf Französisch und Niederländisch. Moderiert wurde er in diesem Fall von dem Eupener Peter Ramjoie, 1968 selbst Milizpflichtiger.
Dass er für die Sendung freigestellt wurde, hatte er damals Eddie Cremer zu verdanken, der vor ihm den gleichen Dienst versehen hat. "Wir haben zusammen am Heidelberg-Institut damals unterrichtet. Er musste zum Dienst bei der Armee, und als er fertig war, hat er mich vorgeschlagen und hat gesagt: 'Den kenne ich' und voilà! So bin ich dann dazu gekommen", erzählt Peter Ramjoie.

Ein bisschen Herzschlag habe er schon gespürt, als er nach seiner Grundausbildung in Namur "zum Einsatz" nach Brüssel befohlen wurde, und pflichtbewusst zeitig bei seinem militärischen Vorgesetzten vorstellig wurde. "Und dann wurde ich zunächst mal ausgelacht von diesem Commandant Engelen. 'Was machen Sie denn hier?' - 'Ja, ich muss mich vorstellen, um acht Uhr fängt der Dienst an!' Dann hat er gesagt: 'Das haben Sie einmal gemacht. Ab der nächsten Woche kommen Sie im Laufe des Nachmittags. Sie werden sehen, dass Sie ausreichend Zeit haben, um Ihre Sendung - das war damals eine Dreiviertelstunde - zu gestalten in der Zeit."
Produziert und ausgestrahlt wurde die Sendung vom Sitz der Rundfunkanstalten an der Place Flagey. Dort traf Peter Ramjoie auch mit den Leuten vom BHF zusammen. "Die Chefin war die Frau Janetzky. Dann gab es ein kleines Team, ich glaube, das waren fünf, sechs Leute, meistens Damen, die die Administration führten usw." Bei der Gestaltung und Präsentation der Sendung hatte der Milicien Ramjoie, wie andere vor und nach ihm, aber weitgehend freie Hand. "Da konnte man ja eigentlich nicht viel falsch machen. Man bekam die Briefe, die Post musste ich regelmäßig abholen und ja, ich muss sagen, dass alle bedient wurden - und keinen Fauxpas begehen."
"Ich habe ja auch Kasernen besucht und Soldaten beim Manöver gesehen usw. und wenn ich da gewesen war, dann kam das etwas üppiger, dann wussten sie: 'Ach, da ist einer für uns.' Und ich weiß, dass der Soldatenfunk gerne gehört wurde, nicht meinetwegen, aber man hörte: Der Gustav bekommt von der Kriemhild Grüße usw. und das wurde geschätzt."
Auch Guido Kalf erinnert sich ...
Mitte der 1970er Jahre ist auch der Eupener Guido Kalf beim Soldatenfunk tätig gewesen. "Einige Wochen nach Dienstantritt bekamen wir Bescheid - wir waren drei oder vier Jungens -, es käme jemand vom BRF für den Soldatenfunk. Und dann erschien Josef Lehnen mit dem Aufnahmegerät und wir mussten nacheinander ein kleines Interview sprechen. Eine gute Woche später bekam ich Bescheid, dass man mich ausgewählt habe."
Für ihn, der wie viele andere Ostbelgier in Vielsalm stationiert war, hieß das, einmal pro Woche zum Sendezentrum nach Brüssel fahren: "Ich bekam vom Spieß morgens die Fahrkarte dann. Das war meistens ziemlich knapp von der Zeit. Dann muss ich den Berg noch runter von der Kaserne Ratz zum Bahnhof. In Lüttich umsteigen, da hatte ich eine Stunde Aufenthalt. In Brüssel war der erste Weg zu einer Transitkaserne, wo ich übernachten konnte, bekam ein Bett zugewiesen und dann war ich frei, bummelte durch Brüssel oder ging ein Bierchen trinken. Und dann musste ich natürlich zeitig am Place Flagey sein, um mit Josef Lehnen die Sendung vorzubereiten."
Und das lief damals natürlich noch von Hand: "Zuerst mal ging ich mit Josef Lehnen unten zum Archiv, die Schallplatten holen. Das waren Singles, um die Wünsche zu erfüllen. Natürlich jeder zweite Wunsch war: 'Junge, komm bald wieder' von Freddy Quinn. Das konnte man natürlich nicht jede Woche spielen. Und ich musste Ausreden finden, warum ich das Lied nicht spielte."
Ansonsten hatte auch Guido Kalf mit dem Sendeablauf wenig Probleme: "Kurz nach den Nachrichten und der Wettervorhersage saßen wir da und dann ging es los. Dann mussten wir die Grüße vorlesen. Der eine grüßte seine Eltern, Oma, Opa, die Braut oder so. Wir hatten mal einen Fall, der grüßte sogar seinen Hund Struppi ..."
Mit dem Radiomachen hatte Guido Kalf nach seiner Militärdienstzeit nichts mehr am Hut. Heute moderiert er zusammen mit Gottfried Koonen und Marc Despineux die Mundartsendungen auf Eupener Platt.

Besondere Erinnerungen für Peter Ramjoie
Für Peter Ramjoie ergab sich hin und wieder sogar die Möglichkeit, auf bekannte Größen aus dem Musikgeschäft zu treffen. "Sehr schnell hatten die Schallplattenunternehmen gemerkt: Aha, das wird auch gehört. Und dann bekam ich auch Schallplatten angeboten und ich habe in diesem Sinne auch eine ganze Menge gesammelt. Am Ende hatte ich 400 Schallplatten zusammengetragen. Ich ging regelmäßig hin, und in dem Zusammenhang kamen auch dann Stars nach Brüssel. Oder ich habe sie aufgesucht in Eupen wie Ivan Rebroff, er hat hier ein Konzert gegeben, da war ich dabei."
"Ich erinnere mich noch an ein Interview mit ihm, dieser Brocken, das war ja ein breiter, starker Mann. Ich habe ihn gefragt: Können Sie mir etwas erzählen? Dies und jenes. Und dann zog er zuerst mal seinen Pullover aus und sein Unterhemd und ich habe das Interview mit ihm und nacktem Oberkörper gemacht. Aber das ging ganz prima."
Gerne erinnert sich Peter Ramjoie daran, wie sein Vorgesetzter ihm und einer Gruppe Ardennenjäger, die in Brüssel Wachdienst schieben mussten, einen Rundflug mit einer Militärmaschine spendierte. "Das war ein Flugzeug, das für Fallschirmspringer benutzt wurde, und wir saßen und warteten. Auf einmal ging es mit einer Hupe Tatütata. Dann war der linke Motor in Flammen aufgegangen. Gott sei Dank waren wir noch unten. Dann mussten wir alle aussteigen, das Flugzeug wechseln und dann ging es rauf, von Brüssel aus in Richtung Küste. Man hat uns dann auch mal aufstehen lassen zu dem Türchen, wo die Fallschirmspringer dann abspringen. Das war schon beeindruckend, das zu sehen."
Mit dem Militärdienst endete auch die Arbeit beim Soldatenfunk. Einen Freundeskreis ehemaliger Moderatoren oder gar Jahrgangstreffen wie bei den Ardennenjägern gibt es nicht. "Ich weiß noch, dass nach mir Freddy Derwahl da gewesen ist. Und Rudi Klinkenberg. Er musste aber schon mehr arbeiten als ich. Ich durfte damals nur diese Sendung machen, Reisen unternehmen und so zu den einzelnen Kasernen. Aber er musste schon Versand von Büchern usw. durchführen, hatte nicht mehr die Freiheit, die ich hatte."
Während Rudi Klinkenberg danach eine lange Laufbahn beim BHF/BRF einschlug, war für Peter Ramjoie Zapfenstreich. "Am Ende des Dienstes kam der Herr Moutschen zu mir und sagte: 'Ja, können Sie denn nicht bei uns bleiben? Wir brauchen gerade neue Leute und da tut sich irgendetwas. Wir sollen größer werden.' Und so weiter und so fort. Und er hat mir dann auch die Gelegenheit gegeben, verschiedene Sendungen einmal oder zweimal zu machen. Nachrichten habe ich mal gelesen und da gab es noch eine Sendung, Musiksendung usw. Und dann habe ich das mit meiner Frau besprochen, sie war nicht so begeistert, plötzlich nach Brüssel zu ziehen. Und ich war auch eigentlich mehr für den Unterricht geplant. Das sagt mir doch noch eher zu."
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Stephan Pesch