Kleidung aus zweiter Hand zu kaufen, ist im Aufschwung. Das macht sich auch im Geschäft "Les 3R" in Herbesthal bemerkbar. Unterdessen überfluten Billigmarken den Markt mit ihrer Ware. Die Kleidung, die sie anbieten, ist oft von minderer Qualität. Dieser Ware ein zweites Leben zu verschaffen, ist meist nicht möglich.
Das Europäische Parlament hat kürzlich eine Richtlinie verabschiedet, die die Hersteller künftig stärker in die Pflicht nimmt. Das ist eine gute Nachricht, findet Emanuelle Robertz, die Leiterin der Geschäftes Les 3R in Herbesthal. Aber der Zeitplan für die Umsetzung sei irrwitzig, findet sie.
Die größere Verantwortung der Hersteller muss laut EU-Richtlinie bis 2028 umgesetzt werden. Seit Anfang Januar darf in Belgien Kleidung nicht mehr im Hausmüll entsorgt werden. In Sammelstellen landet aber oft nicht nur Kleidung, die noch brauchbar ist, sondern schlicht und ergreifend Textilmüll.
Nur ein Drittel der eingesammelten Textilen wird verkauft
Und das wirkt sich auch auf das Geschäft in Herbesthal aus, erklärt Emmanuelle Robertz. "Seit einigen Monaten gucken wir uns um, wer uns diese Textilien abnimmt, ohne dass uns das zu viel Geld kostet. Das ist das Problem. Wir wollen gerne einsammeln, aber nicht wenn uns die Kosten für die Einsammlung über den Kopf wachsen. Die Kleidung, die im Geschäft wieder in Umlauf gebracht werden kann, ist ungefähr ein Drittel der Kleidung, die wir erhalten", sagt die Leiterin von Les 3R.
Laut der EU-Entscheidung müssen die Hersteller, die Textilien auf den Markt werfen, spätestens ab 2028 auch die Kosten für deren Einsammlung, Sortierung und Wiederverwertung tragen. Das dürfte Geschäfte wie 3R entlasten. Aber es bleiben Fragezeichen.
Denn laut Robertz ist noch unklar, wie man unterstützt werden wird: "Die wallonische Region unterstützt uns bereits in Bezug auf den Bruchteil der Kleidung, der im Geschäft wieder in Umlauf kommt. Bleibt die gesamte Kleidung, die wir erhalten und die nicht zur Wiederverwertung geeignet ist. Da brauchen wir Unterstützung."
Der Verkauf von Kleidung aus zweiter Hand ermöglicht es dem Geschäft Les 3R bisher, sechs Personen in Vollzeit zu beschäftigen.
vedia/moko