Eigentlich sollten die Bauarbeiten auf dem Kirchplatz bereits in vollem Gange sein. Drei alte Gebäude sollten im Januar abgerissen werden, um Platz für betreutes Wohnen für Senioren und Menschen mit Beeinträchtigung zu schaffen.
Doch kurz nach der Projektübernahme Ende letzten Jahres entdeckte das neue Gemeindekollegium massive Probleme bei dem Vorhaben. Ein Baubeginn im Januar sei undenkbar gewesen. "Das geplante Gebäude befand sich auf einer lokalen und einer regionalen Gasleitung. Das macht einen Bau natürlich unmöglich", erklärt Bürgermeister Daniel Hilligsmann.
"Dann war das Gebäude auch auf mehreren Nachbargrundstücken teilweise geplant. Das hat dann noch einmal eine ganze Reihe von Transaktionen, Absprachen und Verhandlungen mit sich gezogen. Die Stabilisierung von Nachbargebäuden beim Abriss des Altbaus ist bisher nicht beantwortet, Probebohrungen fehlen. Und das sind nur einige Beispiele."
Ein weiteres Problem: Das ursprüngliche Lastenheft habe keine Asbestbereinigung der abzureißenden Gebäude vorgesehen. Dieser Auftrag musste nachträglich ausgeschrieben und vergeben werden. Und auch das Enteignungsverfahren bezüglich der Garagenzufahrt läuft noch.
Im Einvernehmen mit dem Bauunternehmer, den Architekten und dem Hauptträger Kathleos kam die Gemeinde im Juni zu dem Entschluss, den Baustart nach hinten zu verschieben: auf den zweiten März 2026. "All dies steht unter dem Vorbehalt, sowohl von Seiten Kathleos' als auch von Seiten der Gemeinde, der Aufrechterhaltung aller zugesagten Zuschüsse und ausstehenden Zuschüsse durch die Deutschsprachige Gemeinschaft."
"In erster Linie betrifft das den Hauptträger Kathleos. Sollte es da zu Abstrichen kommen, was in naher Zukunft geklärt werden soll, steht natürlich die gesamte Betrieblichkeit dieses Gebäudes noch einmal in Frage und es besteht dann gegebenenfalls der Bedarf, noch einmal grundsätzlich über das Projekt und seine Finanzierungsstruktur zu sprechen." Bei so vielen ungeklärten Fragen und Problemen könnte der Gedanke nahe liegen, das Projekt einfach neu aufzurollen.
Auf der Suche nach Lösungen wollen die Akteure aber weiterhin an dem bestehenden Lastenheft festhalten, denn eine grundlegende Neugestaltung des Projektes oder Änderungen des Bauplans hätten weitreichende Folgen. "Das schon alleine, weil eine substanzielle Veränderung der Pläne eigentlich eine Aufhebung des bestehenden Lastenhefts mit notwendigen Kompensationen mit sich bringen würde. Wir würden dann eigentlich von einem komplett neuen Projekt sprechen, das auch noch einmal völlig neu ausgeschrieben werden müsste."
"Dieses Szenario wollen wir vermeiden. Wenn ein Projekt gebaut wird, möchten wir das Projekt bauen, das heute bereits auf Papier existiert und da Schäden zu vermeiden, die noch einmal auf die Träger zukämen."
Ein immer wieder auftauchender Diskussionspunkt im Kelmiser Gemeinderat war bislang auch die mögliche Nutzung des Erdgeschosses als Gewerbefläche. Bürgermeister Daniel Hilligsmann steht dem eher skeptisch gegenüber. "Wir haben diesbezüglich den Kelmiser Gewerbeverein um seine Meinung gebeten. Da hatte man uns wirklich vehement davon abgeraten, noch neue Gewerbeflächen in einem Umfeld zu schaffen, wo es bereits Leerstand gibt."
Im ersten Halbjahr habe die Gemeinde bereits über alternative Nutzungen des Erdgeschosses beraten. Eine Entscheidung steht aber noch aus. "Das würde uns aber auch nicht daran hindern, mit der Vorbereitung einer Baustelle und dem Gießen von Fundamenten fortzufahren. Auf dieser Ebene gibt es noch einen gewissen Raum, der uns zur Verfügung steht, einige Fragen noch zu klären."
Bis am Kirchplatz tatsächlich gebaut wird, dürfte das Projekt "Betreutes Wohnen" im Gemeinderat wohl noch öfter zur Sprache kommen.
Lindsay Ahn