Der Großteil der Einschreibungen im Königlichen Athenäum St.Vith für das Schuljahr 2025/2026 ist bereits eingegangen, da ist sich Schulleiter Jean-Marie Greven sicher. Besonders seit der Pandemie gehen die Einschreibungen immer früher ein, sagt er. Doch auch der generelle Einschreibeprozess habe sich über die Jahre stark verändert.
"Das fängt schon bei uns an der Schule an. Wir selbst informieren uns mittlerweile über die Zahlen der Schüler, die in dem Jahr einen Grundschulabschluss bekommen. In den letzten Jahren waren das relativ wenig. Dieses Jahr haben wir mit nur 279 Schülern einen absoluten Höhepunkt. Wenn wir diese Zahlen haben, lassen wir eine Broschüre drucken. Darin bekommen die Schülerinnen und Schüler klare Informationen bezüglich unserer Schulvision. Dann folgt ein Tag der offenen Türe."
Bereits zu diesem Zeitpunkt hätten viele Eltern schon eine Entscheidung getroffen. Für Unentschlossene gebe es die Möglichkeit des Beratungsgespräches. Der Tag der Einschreibung sei dann nur noch administrativer Natur.
Das Eupener RSI und die BS St.Vith handhaben den Prozess ähnlich. Auch hier gibt es Veranstaltungen wie einen Tag der offenen Türe und reichlich Informationsmaterial. Und auch hier haben sich die meisten Eltern und Schüler schon im Vorfeld für die Einschreibung entschieden. Das Gespräch bei der Einschreibung selbst drehe sich dann vor allem um Detailfragen, so Marc Peters, Direktor der Bischöflichen Schule St.Vith.
"Die Fragen, die dann typischerweise kommen, gehen eher in eine praktische Richtung. 'Wie viel kostet das Mittagessen? Welches Schulmaterial braucht mein Kind?' Und gerade für die Schüler, die von einer Grundschule zum BS wechseln, kommt oft die Frage auf, wie der erste Schultag genau abläuft."
Während die Bischöfliche Schule noch ausschließlich auf eine Einschreibung vor Ort setzt, gibt es sowohl am Robert-Schuman-Institut als auch am Athenäum St.Vith mittlerweile die Möglichkeit der Online-Einschreibung. In St.Vith wird das Tool nur vereinzelt genutzt - in Eupen umso mehr, doch der überwiegende Teil der Einschreibungen finde auch bei einer Schule wie dem RSI immer noch in Präsenz statt, so Direktorin Myriam Wolkener.
"Bei uns haben wir ja auch viele Schüler, die später erst einsteigen, also Einschreibungen für das dritte, vierte oder fünfte Jahr. Da ist die Beratung mit den Interessenten sehr wichtig, um ihnen zu zeigen, welche Möglichkeiten sie bei uns an der Schule haben. Viele wollen sich auch vor Ort einmal die Werkstätten und die Fachräume ansehen und das bieten wir dann auch an. Wir stellen fest, dass die Eltern sehr gerne persönlich zur Schule kommen und sich dann auch beraten lassen. Die meisten Einschreibungen haben wir also immer noch auf klassische Art und Weise."
Trotz vieler Informationen und der Möglichkeit der Beratungsgespräche - nach wie vor haben einige der Direktoren den Eindruck, dass auch der Freundes- und Bekanntenkreis einen starken Einfluss auf die Schulwahl hat.
"Wir sind ja sowieso als technisch-berufliche Schule ein bisschen anders aufgestellt, als andere Sekundarschulen. Die Schüler, die zu uns kommen, treffen meist eine sehr bewusste Wahl", so Wolkener. "Trotzdem spielt der Freundeskreis noch eine Rolle, davon bin ich persönlich überzeugt. Man spürt so Tendenzen: in einem Jahr gehen mehr Schüler in die eine Schule, im anderen Jahr in die andere. Das sind so Wellenbewegungen. In den einzelnen Abteilungen am RSI spürt man diese Bewegungen nach Freundeskreisen aber auch. Wir haben dann mal viele Schüler in der Schreinerei, dann haben wir viele Schüler in der Büroabteilung, dann in der Familienhilfeabteilung - wobei da immer viele sind."
In der Eifel prägt sich das dann teilweise noch stärker aus, sagt Jean-Marie Greven. "Wenn man sich die Zahlen in den Eifeler Dorfschulen anschaut, dann sind da manchmal nur zwei oder drei Schüler in einem sechsten Schuljahr. Die gehen dann oft gemeinsam auf eine Sekundarschule. Es gibt aber auch Eltern, die immer gemeinsam unterwegs waren auf allen Schulfesten, Weihnachtsfeiern, oder anderen Veranstaltungen. Die bilden dann eine Clique und schicken ihre Kinder auf die gleichen Schulen. Vor allem im St.Vith beobachten wir aber auch, dass Kinder auch der gleichen Fußballmannschaft oder den gleichen Tanzvereinen zusammen auf eine Schule gehen wollen."
Und auch wenn die Schulen sich grundsätzlich über jeden Schüler freuen, kann es durchaus vorkommen, dass die Bildungseinrichtungen selbst den Schülern eine andere Schule empfehlen.
"Das ist nicht immer einfach, denn weil wir ein reines Gymnasium sind, müssen wir bei uns teilweise Ausnahmen machen und können unsere eigenen Schüler nicht unbedingt von der Grundschule in die Sekundarschule übernehmen", so Greven. "Wir beraten dann und empfehlen dann zum Beispiel eine berufliche oder eine technische Abteilung in einer anderen Schule."
Ob die Einschreibung nun digital oder persönlich abläuft - wichtig ist also vor allem, dass jeder Schüler das für sich passende Angebot findet.
Lindsay Ahn