Einer der Gründe für die Überlastung: Seit dem 1. Januar ist eine neue EU-Richtlinie in Kraft, die es verbietet, kaputte Kleidung im Restmüll zu entsorgen. Stattdessen muss sie gesammelt und sortiert werden - häufig über die bekannten Altkleidercontainer. Hinzu kommt, dass der Textilkonsum in den letzten Jahren stark zugenommen hat.
"Als ich bei Terre anfing, war die Faustregel, dass pro Kopf und Jahr zehn Kilo Altkleidung verbraucht werden", erklärt Terre-Direktor Christian Dessart. "Sieben bis zehn Jahre später waren es dann 14 Kilo. Aber heute sind es 19 - und zwischen den 14 und den 19 Kilogramm liegen nur drei Jahre Unterschied." Für das Jahr 2035 rechnet die Vereinigung mit bis zu 30 Kilogramm pro Person.
"Wie sollen wir bei diesem Tempo noch hinterherkommen?", fragt Dessart. "Ich hatte damals vielen Gemeinden vorgeschlagen, zusätzliche Container aufzustellen, damit sie weniger von unseren Abholzeiten abhängig sind. Diese Bitte wurde oft abgelehnt. Heute quellen die Container fast täglich über."
Die Folge: Das Sortierzentrum in Herstal ist überlastet. Alleine im Juni waren ein Fünftel der Textilien, die in dem Lager gelandet waren, unbrauchbar. Außerdem landen immer wieder auch Müll und anderer Unrat in und um die Container, was die Arbeit zusätzlich erschwert.
"Der viele Müll, den wir ständig mit einsammeln, hat unter anderem dazu geführt, dass wir nicht mehr wirklich rentabel arbeiten können. Letztes Jahr hat uns das zum Beispiel 1,3 Millionen Euro gekostet." Auch der zunehmende Einfluss von Fast-Fashion und Online-Shopping trägt zur Problematik bei.

Nicht nur Terre selbst, sondern auch viele Gemeinden in der Region sind mit der Situation überfordert. Einige versuchen, mit gezielten Maßnahmen gegenzusteuern. So appelliert die Gemeinde Raeren über soziale Netzwerke an ihre Bürger, überfüllte Container zu meiden und Altkleider wieder mit nach Hause zu nehmen.
Die Gemeinde Bleyberg geht noch einen Schritt weiter und hat für einige Container einen Abgabestopp ausgesprochen. Bereits neben den Containern abgelegte Säcke und Textilien wurden eingesammelt und werden vorübergehend im Gemeindedepot gelagert. Wer Kleidung oder Müll neben einem Container ablädt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 250 Euro rechnen.
Auch die Stadt Eupen setzt auf Kontrolle: Hier sind seit einiger Zeit Überwachungskameras in der Nähe verschiedener Altkleidercontainer installiert, die mögliche Verstöße aufzeichnen.
Um die extremen Mengen an Kleidung besser bewältigen zu können, ist Terre auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Nun soll ein Sonderzuschuss in Höhe von 250.000 Euro von der Wallonie fließen. Mit dem Geld will die Vereinigung ihre Lagerflächen und Kapazitäten ausbauen, um die Lage in den Griff zu bekommen.
Lindsay Ahn