Die Bevölkerung der Gemeinde Raeren könnte in den nächsten Jahren bis auf das Doppelte anwachsen. Aufgrund dieser Berechnung sehen die Gemeindeverantwortlichen akuten Handlungsbedarf in der Abwasserklärung. Denn während die Haushalte in der Altgemeinde Raeren zum größten Teil über das öffentliche Kanalsystem an kollektive Kläranlagen in Aachen und Roetgen angeschlossen sind, müssen die Haushalte in Eynatten und Hauset noch ihre Abwässer in individuellen Systemen vorklären, bevor diese in die Göhl gehen.
Eine Verbindung über Kelmis zur Kläranlage nach Bleyberg wurde verworfen, weil die Abwassermenge dafür zu groß sei. Jetzt sollen zwei Kläranlagen gebaut werden: eine in Eynatten und eine in Hauset. Die Planungen mit dem interkommunalen Zweckverband für Abwasserentsorgung AIDE sind bereits fortgeschritten. Man sei auf der Zielgeraden, so der Raerener Bürgermeister Mario Pitz. "Dass wir für Eynatten sehr weit sind, belegt die Tatsache, dass dort schon Landvermesser unterwegs sind und an einer konkreten Planung gearbeitet wird, die im Herbst vorgelegt wird."
Die Kläranlage für Eynatten soll an der Autobahn hinter der Tankstelle und dem Regenrückhaltebecken entstehen. Für Hauset ist ein Standort auf den Wiesen unterhalb der Rochuskapelle geplant - allerdings zu einem späteren Zeitpunkt. Insgesamt 8.000 Meter Sammelkanäle und eine Pumpstation sieht der Plan der AIDE vor. Die geschützten NATURA2000-Gebiete versuche man, zu umgehen. Wo es unvermeidbar ist, will die AIDE mit der Forstverwaltung nach der besten Lösung suchen.
"Man darf das Ziel nicht aus den Augen verlieren: ein Abwasserprojekt ist auch ein Umweltprojekt", sagt Bürgermeister Pitz. "Die Wasserqualität der Göhl wird im hohen Maße verbessert. Die Bemühungen laufen schon seit Jahren. Flussverträge analysieren auch schon seit Jahren die Situation. Da muss man abwägen. Das Ziel der Arbeiten ist ein sehr großer Umweltbeitrag."

Ein Gesamtbudget von 150 Millionen Euro hat die Wallonische Region der Verwaltungsbehörde SPGE für Abwasserprojekte zur Verfügung gestellt. Sie finanziert die Kosten für Kläranlagen und Sammelkanäle mit den Abwassergebühren, die jeder Bürger zahlt. Priorität haben die Projekte, die am weitesten entwickelt sind. Bürgermeister Pitz ist zuversichtlich, dass Eynatten berücksichtigt wird, wenn die Interkommunalen im Herbst ihre Projekte einreichen.
"Unser Projekt in Eynatten hat den Vorteil, dass es schon Kanäle gibt in den Straßen im Zentrum. Nur musste das Wasser bisher vorgeklärt werden. Daher ist es in Eynatten relativ einfach, dass wir mit der Kläranlage sehr schnell die Stränge der einzelnen Ortschaften aufnehmen können. Das verschafft uns einen Vorteil in der Argumentation zur EU-Richtlinie, so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich an das Abwasserklärsystem ranzubringen."
Mit eingebunden in das Projekt Eynatten ist auch Lichtenbusch. "Die Siedlungen der 80er haben schon einen Strang Richtung Göhl, wo die Kläranlage kommen wird. Da ist man sehr schnell dran, die aufnehmen zu können." Während die Planungen für Hauset noch laufen, rechnet Bürgermeister Pitz für Eynatten und Lichtenbusch mit einer schnellen Realisierung der Kläranlage und hofft, dass es Ende 2026 grünes Licht für die Ausschreibung des Projektes gibt.
Michaela Brück