Dr. Hanbücken, haben die Pferde Schwierigkeiten mit diesen hohen Temperaturen oder können sie trotzdem Leistung bringen?
Pferde, oder zumindest die Pferde, die hier teilnehmen, sind sehr durchtrainierte Athleten. Sie haben per se bessere Möglichkeiten, das zu kompensieren. Pferde allgemein können sehr gut schwitzen. Das ist auch ganz wichtig, um die Körpertemperatur zu regulieren. Sie haben zum Beispiel Hunden gegenüber einen Riesenvorteil, weil sie sich selber durch starkes Schwitzen herabkühlen können.
Was haben Sie als Veranstalter getan, um es auch für die Pferde in Aachen so komfortabel wie möglich zu machen?
Wir haben hier Maßnahmen ergriffen, damit es mehr Schattenmöglichkeiten gibt, und wir haben Kühlmöglichkeiten mit Eiswasser und Kühlnebeln geschaffen. Teilweise haben wir den Zeitplan der Trainingszeiten geändert. Wir haben auch schon Prüfungen verschoben aus der Mittagszeit heraus. Und wir haben bis jetzt überhaupt keine schlechten Bilder gesehen. Die Pferde haben gute Leistungen gezeigt und keinerlei Erschöpfungsanzeichen. Es ist teilweise für die Zuschauer anstrengender als für die Pferde. Wenn Zuschauer stundenlang hier auf der Tribüne "brutzeln", dann haben sie auch zu leiden.
Die Sorge um das Wohl der Tiere von Zuschauern und auch von Menschen, die wenig mit Pferdesport in Berührung kommen, hat in den letzten Jahren zugenommen. Das Veterinäramt wird offenbar überhäuft mit sorgenvollen Anrufen.
Ja, offensichtlich ist das Bewusstsein gestiegen und viele Leute sorgen sich darum. Ich halte das für unbegründet, weil wir hier doch sehr viel Einsatz zeigen. Wir möchten auf jeden Fall schlechte Bilder vermeiden. Und die Reiter selber möchten natürlich ihren Tieren nichts zumuten, was deren Kräfte überfordert.
Ab wann würde es denn kritisch für die Tiere?
Wenn zu den hohen Temperaturen eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit hinzukommt und wenn die leichte Brise, die jetzt die letzten Tage hier immer noch für eine gewisse Abkühlung gesorgt hat, ausbleibt. Die hohe Temperatur alleine ist nur bedingt ein Kriterium.
Können Sie den Wettbewerb verschieben, wenn es tatsächlich nicht möglich wäre für die Tiere?
Wenn sich das extrem entwickelt, ja. Aber wir messen ja mehrmals täglich die Werte Luftfeuchtigkeit, Temperatur usw. Und wir sind noch weit von den Werten entfernt, wo man davon ausgeht, dass sie wirklich gefährlich sein könnten.
Christophe Ramjoie