Mittagspause in der Grundschule Kelmis. Auf dem Speiseplan stehen Nudeln und Putenbraten. Den Kindern der Oberstufe B scheint es zu schmecken. Die Klasse hat in diesem Schuljahr das Mensa-Modul der Schulplattform Skolengo ausprobiert. Früher mussten Kinder einmal pro Woche mit Bargeld in die Schule kommen und bei den Lehrern Jetons für das Mittagessen bestellen. Doch die Jetons zu besorgen und zu verteilen hat viel Zeit in Anspruch genommen - jetzt geht es viel schneller.
"Die Eltern konnten jetzt einfach von zu Hause aus schon das Geld auf die App überweisen und das Essen für die Kinder reservieren. Ich sah dann morgens auf meinem Computer, welche Kinder für das Essen angemeldet waren und ich musste dann nur noch diesen Kindern eine Münze geben. Das war eine Sache von zehn Sekunden und dann war alles geregelt. Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass es auch viel schneller gehen kann", sagt Lehrer Ghislain Hagelstein.
Wenn ein Kind kurzfristig krank wird oder die Eltern vergessen haben, zu reservieren, gibt der Lehrer dem Koch einfach Bescheid. Die Reservierungen werden dann angepasst. Die Eltern der Pilotklasse sind größtenteils zufrieden, auch wenn es anfangs einige Startschwierigkeiten gab.
"Manche Eltern konnten ihre Bankkarten zum Beispiel nicht mit der App verbinden. Das konnten wir aber schnell lösen. Eine Mutter hat klipp und klar gesagt, dass es ihr nicht gefällt und dass sie lieber bei dem alten Konzept bleiben würde, aber der Großteil der Eltern findet es super. Sie müssen kein Geld mehr in die Schule mitgeben und können in der App sehen, ob das Kind gegessen hat oder nicht. Es ist ein gewaltiger Pluspunkt für die Eltern."
Die Eltern in Kelmis haben auch einen weiteren Verbesserungsvorschlag angebracht. "Die Eltern wünschen sich, dass der Speiseplan auch in die App kommt. Derzeit bekommen die Eltern den Speiseplan per Mail und müssen dann immer zwischen dem Plan und der App hin und her springen, um das Essen der Kinder zu reservieren. Da müssen wir nochmal mit dem Ministerium und dem Entwickler schauen, ob das nicht auch anders geht."
Ab Oktober soll das System auf alle Schüler ausgeweitet werden. Die Hergenrather Grundschule ist bereits einen Schritt weiter - auch sie nimmt an der Pilotphase teil. Hier sind aber nicht nur eine Klasse, sondern mittlerweile 80 Prozent aller Schüler beteiligt - seit drei Wochen auch der Kindergarten. Da jedes Kind beim Mittagessen einen festen Tisch hat, sind Essbons nicht mehr nötig.
Auch am Robert-Schuman-Institut gehören Essbons der Vergangenheit an. Stattdessen hat jeder Schüler eine spezielle Karte, die über Skolengo mit Geld aufgeladen wird. Wann und wofür sie das Geld ausgeben, entscheiden die Schüler selbst. Für die Grundschule Kelmis war eine solche Karte aber keine Option.
"Wir konnten den Kindern keine Karte gegeben, die wäre nach dem Spielen auf dem Schulhof nicht mehr in der Tasche geblieben", erklärt Direktorin Anne-Catherine Kimmel. "Wir haben dann ausgemacht, dass jeder Lehrer morgens in seiner Klasse Jetons an die Kinder verteilt. Die Lehrer haben dann jeweils eine Liste der Reservierungen und wissen genau, welche Kinder dann zum Essen bleiben."
Die Schulen in der DG können also in einem gewissen Umfang selbst entscheiden, wann und wie sie auf das digitale Mensa-Angebot umsteigen wollen. Bildungsminister Jérôme Franssen ist sich aber sicher, dass das Konzept sich durchsetzen wird.
"Es ist natürlich auch mit einer Umstellung verbunden, deshalb haben wir keine Vorgaben an die Schulen gemacht. Es steht den Schulen frei, selbst zu entscheiden, wann sie den Umstieg machen und wie sie das Ganze umsetzen wollen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass einige Schulen einfach mal abwarten wollten, wie die Erfahrungswerte der anderen Schulen letztendlich sind. Das Ganze wird sich bestimmt in Zukunft ausweiten."
In Kelmis, Hergenrath und Eupen hat sich das Mensa-Angebot auf jeden Fall bewährt. Alle drei Schulen wollen in Sachen Schulessen auch weiterhin auf Skolengo setzen.
Lindsay Ahn