Wasserspiele auf dem Bauernhof - mal eine willkommene Abwechslung für die Klasse des zweiten Primarschuljahres. Die Schüler sind in der "Bunten Scheune" von Ayleen Croé zu Gast. Insgesamt zwei Klassen der Gemeindeschule Raeren sind Teil eines Pilotprojektes, bei dem es darum geht, Kindern die Landwirtschaft und alles, was damit zusammenhängt, näher zu bringen.
Die gelernte Bauernhofpädagogin stellt fest, dass diese Art von Allgemeinwissen nicht mehr selbstverständlich ist. "Wir haben Kinder, die sind inhaltlich gut aufgestellt, die wissen, wie man mit den Tieren umgeht. Aber es gibt auch viele Kinder, die nicht wissen, was da auf sie zukommt und welche Tiere hier zu Hause sind."
"Woher kommt die Milch für meinen Kakao? Was frisst eine Kuh, wenn im Winter kein Gras wächst? Was macht der Bauer eigentlich den ganzen Tag?" Ganz praxisnah und selbstforschend sollen die Kinder hier an die Themen herangebracht werden.
Ihre Abschlussarbeit hat Ayleen Croé dazu gebracht, das Projekt "Bunte Scheune" zu starten und Schulen diese Art von Wissensvermittlung anzubieten. Unter dem Motto "Vier Jahreszeiten auf dem Bauernhof" waren die Pilotklassen dieses Jahr viermal einen ganzen Tag auf dem Bauernhof unterwegs - immer zu einem bestimmten Thema und mit verschiedenen Schwerpunkten. Für den Sommer drehte sich am Donnerstag alles um das Thema "Saisonale Arbeit".
Für einen solchen Tag wird dann kurzerhand das ganze Klassenzimmer auf den Bauernhof verlagert. Das muss natürlich vorbereitet werden. "Es gab immer eine Vorbereitung, ein Treffen auch mit den Lehrern. Dann gibt es eine kleine Vorarbeit in der Klasse. Da gehen sie schon auf das Thema ein. Danach gibt es auch noch eine Nachbearbeitung in Form eines Tests oder Arbeitsblattes."
Die Gemeinde Raeren unterstützt das Pilotprojekt und hat es auch finanziert. Für Schulschöffe Tom Simon ist wichtig, dass die Kinder gut informiert und sensibilisiert werden. "Die Kinder dürfen gerne wissen, woher ihre Schinkenwurst kommt oder ihr Käse. Sie sollen auch verstehen, wieso ein Landwirt auch abends schonmal unterwegs sein muss oder wieso bei schönem Wetter Gülle gefahren wird."

In einer Zeit, in der es digitale Klassenzimmer gibt und Tablets und Smartphones sogar schon zum Kinder-Alltag gehören, ist der Tag auf dem Bauernhof nochmal eine ganz andere und für einige auch neue Erfahrung - von der die Kinder in mehrfacher Hinsicht profitieren, sagt Ayleen Croé. "Es ist wichtig, dass Kinder die Natur wieder praktischer erleben, nah an sich dran - einen Ausgleich zur digitalen Welt. Dass sie einfach einen Ort haben, wo sie entschleunigen können und gleichzeitig auch etwas lernen."
Aktuell wird geprüft, wie das Projekt auch in den anderen Schulen der Gemeinde Raeren umgesetzt werden könnte - damit noch mehr Kinder die Möglichkeit haben, Landwirtschaft hautnah zu erleben - und ihre Zeit, wie die Zweitklässler aus Raeren, auf dem Bauernhof genießen können.
Lena Orban