Zehn originalgetreue Reklametafeln wie im Jahr 1965 erinnern an die Zeiten, als die Stavelot-Kurve noch zur Rennstrecke gehörte. Auch das alte Streckenposten-Häuschen ist nachgebaut worden – mit der zusätzlichen Etage, von der aus damals Renninformationen an den Streckensprecher gefunkt wurden.
Die Kurve war nicht von Beginn an Teil der Strecke, dort gab es erst die Haarnadel-Kurve "Epingle de Chefosse". Da damals aber schnelle Strecken gefragt waren, wurde an mehreren Stellen nachgebessert und umgebaut - dabei entstand 1950 dann die Kurve in Schräglage nach amerikanischem Vorbild ("Banking"), die Vollgas gefahren wurde. Den ersten Großen Preis von Belgien am 18. Juni 1950 gewann Juan Manuel Fangio (Alfa Romeo). Ende der 1970er wurde die Strecke dann auf die heutige Version gekürzt - ohne die Stavelot-Kurve.
Zur Einweihung am Mittwoch fanden sich nicht nur Vertreter der Stadt und der Rennstrecke zusammen, sondern auch ehemalige Rennfahrer wie Marc Duez, Vincent Vosse, Wolfgang Haugg, Günther Peters und Oskar Kessler. Motorradrennfahrer Roger Kockelmann stieg selbst nochmal auf die Maschine, um ein paar Runden zu drehen.
Oskar Kessler aus Manderfeld, Rennfahrer von 1975 bis 1981, gab Anekdoten zum Besten. "1978 bin ich die 600 Kilometer mit André Hardy aus Bütgenbach im Datsun 120er Coupé gefahren. Wir waren nicht qualifiziert, weil er das Auto in der Schikane auf die Bordüre gesetzt hatte. Das war freitags im Trockenen. Das Auto ist nachts repariert worden, aber samstags hat es geregnet und da war es nicht möglich, noch die Zeit von den anderen im Trockenen zu schaffen."

Kessler wollte aber die Hoffnungen nicht aufgeben - und hatte Recht damit. "Zehn Minuten vor dem Rennen war dann offiziell, dass wir doch starten konnten. Wir hatten keine Box eingerichtet und nix, das war ein richtiges Durcheinander. Nach dem Start des Rennens habe ich nur überholt und überholt – es gab zwei Möglichkeiten: Entweder hier in der Kurve, oder in der Source."
"Wir wussten dann gar nicht, auf welchem Platz wir waren. Ich bin nach dem Rennen mit dem Datsun nach Hause gefahren und abends wieder zurück zur Preisverleihung. Die war aber schon vorbei und André kam mir entgegen mit einem großen Bouquet und einem Pokal: Wir sind Dritter geworden in der Klasse und 14. gesamt! In der Zeitschrift Auto Hebdo sind wir dann Mannschaft des Monats geworden und mir gaben sie den Titel 'Maître de Francorchamps'."

"Für mich war es die Lieblingsstrecke von allen. Die schwierigste war Nürburgring, die grüne Hölle, die war wirklich die schlimmste. Gerne hatte ich auch Brünn und Silverstone. Aber Francorchamps war an erster Stelle.“
Die "neue alte" Stavelot-Kurve überzeugt Oskar Kessler nicht ganz, denn nicht nur die Zeiten haben sich geändert - auch die Umgebung. An der Straße versperren große Bäume die Sicht. "Bevor ich selbst fuhr, saßen wir oben auf den Gleisen der Eisenbahn, da sah man die ganze Kurve sehr schön. Jetzt sieht man gar nichts mehr", bedauert Kessler. "Ich musste auch lachen eben, als ich hierhinkam. In Masta steht ein 50er-Schild. Früher ging es da über 200 km/h …"
Katrin Margraff