Wer Ozon sagt, meint eigentlich zwei Dinge. Es gebe das gute und das schlechte Ozon, sagt Alexander Mangold, Wissenschaftler am Königlichen Meteorologischen Institut (KMI) in Brüssel. "Man muss zwischen bodennahem Ozon und dem Gesamtozon in der gesamten Atmosphäre unterscheiden."
"Das bodennahe Ozon ist der Luftschadstoff. Das sind chemische Reaktionen, die durch Sonneneinstrahlung, Gase und andere Vorläufersubstanzen, die sowohl die Natur als auch der Mensch hauptsächlich emittiert, entstehen. Aber man braucht Sonneneinstrahlung dazu, dann entsteht mehr und es gibt dann diese erhöhten Ozonwerte. Und das Gesamtozon in der Atmosphäre schützt uns vor der schädlichen UV-Strahlung. Das sind Prozesse, die hauptsächlich sehr hoch in der Atmosphäre ablaufen - zwischen 15 und 20 Kilometern."
Voraussichtlich am Sonntag sinken die Temperaturen in Ostbelgien wieder. Doch es braucht gar nicht mal längere Hitzephasen, um erhöhte Werte an bodennahem Ozon zu erreichen. Das gehe schnell, vor allem in der jetzigen Jahreszeit. "Man braucht hauptsächlich die Sonneneinstrahlung. Und das ist in den nächsten Tage gegeben."
Auch der Stand der Sonne wirkt sich aus. "Wir kommen ja zum Sonnenhöchststand. Dann geht es noch mal schneller. Und wenn es wärmer ist, laufen die Reaktionen auch noch mal besser ab. Das heißt, es ist dann schon zu erwarten, dass wir beim Ozon schnell hochkommen." Da brauche man dann nicht mehrere Tage Vorläufer, um erhöhte Werte an bodennahem Ozon zu erreichen, erklärt der Wissenschaftler.
Es ist also nicht ausgeschlossen, dass angesichts der Wetterlage dieser Tage rasch Ozon-Schwellenwerte in Ostbelgien erreicht werden. Wichtig ist auch: Bleibt es über eine längere Zeit heiß, wird unter Umständen nicht das gesamte Ozon in der Nacht wieder abgebaut - und das hat Folgen.
"Das heißt: Man startet dann am nächsten Tag von einem höheren Level und kann dann höherkommen. Es kann sich dann aufschaukeln, wenn der Wind nicht irgendwie mitspielt und das alles wieder verteilt."
Auch erhöhte UV-Strahlung
Auch im Blick hat Mangold die ultraviolette Strahlung der Sonne (UV), die krebserregend ist. In Sachen UV-Strahlung werden in Ostbelgien derzeit Werte von mehr als sieben erreicht. Das bedeutet: Vorsicht ist geboten! "15 Minuten in der Sonne ohne Schutz - da kommt man schon hin, dass man Risiko auf Sonnenbrand hat. Das geht schnell. Augen schützen, Haut schützen - das sollte man schon machen", sagt Mangold.
Bei Hitze und erhöhten Ozonwerten sind unter anderem Kleinkinder, ältere Personen und chronisch Kranke stärker gefährdet als andere Menschen. Nicht nur für sie gilt an solchen Tagen: Kühle Orte aufsuchen, die Sonne vor allem in den Mittagsstunden meiden, ausreichend Wasser trinken und körperliche Anstrengungen nach Möglichkeit auf den Morgen oder den Abend verlegen.
Wer etwas gegen die hohe Ozonbelastung tun will, kann bei Gelegenheit das Auto stehen lassen und zu Fuß gehen oder das Fahrrad nehmen - es muss ja nicht gerade in der Mittagshitze sein.
Moritz Korff