Seit dem 1. Mai läuft die Aktion der "Fahr mit" VoG mit dem Titel "Einen Monat ohne mein Auto im ländlichen Raum". Auch René Litt aus Elsenborn nimmt daran teil. Auf das E-Bike hat er aber verzichtet - die Challenge bestreitet er größtenteils mit seinem eigenen Fahrrad, denn damit macht er schon seit zwei Jahren täglich Kilometer - und das bei jedem Wetter.
Für einen Monat voll und ganz auf sein Auto zu verzichten, sei dann aber doch eine Herausforderung. "Die öffentlichen Verkehrsmittel sind hier nicht gut genug ausgebaut. Vorgestern musste ich zu einem Termin im Krankenhaus in St.Vith. Ich hatte mich dann dazu entschieden, mit dem Express dahin zu fahren, der fährt einmal pro Stunde. Ohne die Challenge der VoG wäre ich niemals auf die Idee gekommen, den Bus zu nehmen, da wäre ich einfach mit dem Auto gefahren", so Litt.
"Ich bin dann schon früh losgegangen, um rechtzeitig an der Bushaltestelle anzukommen. Nach dem Termin im Krankenhaus hatte ich den Bus zurück aber leider um fünf Minuten verpasst und musste dann wieder eine Stunde warten. Hätte alles geklappt wie geplant, wäre ich rund anderthalb Stunden unterwegs gewesen. Am Ende wurden es für mich dreieinhalb Stunden." Wer auf dem Land komplett auf sein Auto verzichten wolle, müsse schon opferbereit sein.
Nach einem Friseurtermin am frühen Morgen geht es für René Litt zur Arbeit. Auf der rund sieben Kilometer langen Strecke zu einem regionalen Großunternehmen in Bütgenbach ist es zunächst noch ziemlich ruhig. An einer Kreuzung wird es dann aber doch kurz gefährlich. Ein Autofahrer nimmt René Litt fast die Vorfahrt.
Eine Situation, die der Radfahrer gut kennt. "Der Autofahrer hat mir dann im letzten Moment die Vorfahrt gewährt, aber ich muss zugeben, dass ich in dem Moment auch nicht so ganz aufgepasst habe. Eigentlich gehe ich als Radfahrer auch immer davon aus, dass mir die Vorfahrt nicht gewährt wird. Da gewöhnt man sich dran und ich finde das eigentlich auch nicht so schlimm."
"Aber es ist generell so, dass hier in der Gegend den Fahrradfahrern viel weniger Respekt gezollt wird als zum Beispiel in Flandern. Ich hab den Eindruck, dass man hier in der Gegend eher als Hindernis gesehen wird und nicht als gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer."
Auch der Bütgenbacher Mobilitätsschöffe Stéphan Noel hat sich auf das Experiment der Fahr mit VoG eingelassen. Während der letzten drei Wochen war er viel mit einem Klapprad unterwegs - damit wollte er auch herausfinden, ob und wie man verschiedene Verkehrsmittel gut miteinander kombinieren kann.
Das Ziel des Schöffen ist der Bauhof in Weywertz. Nach einer kurzen Strecke auf dem Rad steigt er im Dorfzentrum von Bütgenbach in den Bus. Das Rad hat er im Handumdrehen zusammengeklappt. Beim Einstieg in den Bus hat er dann aber Probleme. "Der Einstieg war ziemlich schmal und man musste dazu noch ein paar Stufen hoch. Deshalb war das gar nicht so einfach. Man muss aber auch sagen, dass der Bus, der hier gehalten hat, kein normaler Streckenbus war. Bei einem normalen Bus hätte es wohl besser geklappt. Hier war es auf jeden Fall ziemlich eng. Ich bin dann auch einfach ganz vorne im Bus geblieben, weil es schwierig gewesen wäre, mit dem Rad durch den engen Gang zu gehen."
Gerade die Anbindungen zu den verschiedenen Buslinien seien in der Eifel nicht optimal, so Noel. Außerdem meidet der Schöffe mit dem Rad die großen Straßen - der Verkehr sei dort oft einfach zu gefährlich. Auf den Nebenstraßen sei er hingegen gerne unterwegs. Dort sei es meist sogar richtig idyllisch.
Dass der Bütgenbacher Mobilitätsschöffe sich der Herausforderung stellt, ist für die Fahr mit VoG wohl wie ein Sechser im Lotto, denn die Vereinigung hofft darauf, dass die Resultate des Monats einen Einfluss auf die Verkehrspolitik haben werden. "An den großen Straßen wären Fahrradwege anzulegen. Wir haben auch schon dafür gesorgt, dass verschiedene Straßenzüge in der Gemeinde in das strukturierende Radwegenetz aufgenommen werden, das die Wallonie aktuell plant", so Noel.
"Auf Gemeindeniveau denke ich, dass wir noch schauen müssen, dass wir diese 'Mobipole' an den Bushaltestellen für die Expresslinien noch besser ausbauen, damit man da Fahrräder noch sicherer abstellen und abschließen kann. Dadurch wären die Verbindungen zu den Buslinien, die ja in den ländlichen Gebieten oft fehlen, über das Fahrrad gewährleistet."
Gewinnspiel
Wie die Koordinatorin des Projektes in der Eifel, Renate Toussaint, erklärt, sind alle Teilnehmer aus der DG in einer Whatsapp-Gruppe. Dort tauschen sie über ihre Erfahrungen und Probleme aus. Dass die Teilnehmer in der Eifel es grundsätzlich schwieriger oder einfacher hätten als die im Eupener Land, glaubt Toussaint nicht. "Ich würde sagen, dass es unterschiedlich ist. Für die langen Strecken ist es hier natürlich nicht so ideal, weil hier viel weniger Busse fahren. Aber mit dem Fahrrad kommen die Leute hier sehr gut von A nach B. Und es ist ja auch nicht so, als könnten die Teilnehmer nur den Bus und das Rad nutzen."
"Sie können Mitfahrgelegenheiten organisieren, wir stellen den Teilnehmern ein Dorfauto zur Verfügung. Eins steht in Elsenborn, eins in St.Vith. Also die Personen müssen auf keinen Fall einen ganzen Monat auf das Autofahren verzichten. Da gibt es viele Möglichkeiten, sich zu organisieren. Es geht bei dem Projekt ja auch letztendlich darum, die nachhaltige Mobilität umzudenken."
Parallel zu der Aktion organisiert die VoG auch eine Foto-Challenge. Hier kann jeder Einwohner der teilnehmenden Gemeinden ein Foto und einen Erfahrungsbericht von einer Aktivität einsenden, bei der er auf sein Auto verzichtet hat. Der Gewinner wird am 1. Juni ermittelt, ihm winkt ein Geschenkkorb mit regionalen Produkten im Wert von 200 Euro. Weitere Infos zu der Foto-Challenge gibt es auf der Internetseite der Fahr mit VoG.
"Ein Monat ohne mein Auto im ländlichen Raum": Teilnehmer im Eupener Land ziehen erstes Fazit
Lindsay Ahn
Sorry, meiner Meinung nach ist das reiner Lobbyismus ! Nicht zu machen im Winter, oder in Ortschaften wo nicht jede Stunde ein Bus fährt... Was ist mit alten Menschen, Kranken oder Beeinträchtigten ? Anstelle von Fahrradwegen wäre es doch logischer, in neue Busverbindungen zu investieren. Von mir aus auch in Elektro-Busse.... Und mal darüber nachdenken, kostenlose Busverbindungen (wie in Luxembourg) anzubieten !
Zum Glück hat es keinen Unfall gegeben. Diese Aktion ist purer Leichtsinn und überzeugt mich nicht.
Für einen wie ich ist es sowieso nichts. Ich bin Gehbehindert.
Bus und Bahn fährt nicht bei uns vorbei. Also bin ich auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen.
Ich wünschte mir auch, sie würden ihr Experiment nochmals im Dezember wiederholen, mal schauen, ob noch alles so positiv beurteilt wird?
Bei diesem Test wurden die Busverbindungen der Grenzdörfer, Amelscheid, Schönberg, Atzerath, Manderfeld u.v.m. wohl nicht betrachtet. Hier gibt es kaum die Möglichkeit auf das Auto zu verzichten. Hier geht nur morgens los und und nachmittags zurück.