Constantin Fischenich macht sich um kurz vor acht auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz in Aachen. Aber nicht wie sonst mit seinem Auto, sondern mit dem E-Bike. Ausgerüstet mit seinem Helm und einer gelben Warnweste führt sein Weg von der Eupener Bergstraße über die Aachener Straße und den Grenzübergang Köpfchen.
Zwar sind die Fahrten mit dem E-Bike inzwischen zur Routine geworden - das heißt aber nicht, dass der Eupener sich auf den Straßen der Region sicher fühlt. "Es ist anstrengend. Man merkt die Autos und man spürt auch, dass die Leute schnell fahren wollen und dass das Fahrrad den Verkehr aufhält. Die Autofahrer betrachten einen als Hindernis. Heute gab es zum Glück nur sehr wenige gefährliche Situationen, wobei es manchmal doch sehr knapp war."
"Außerdem hab ich in den letzten Wochen gemerkt, dass viele Autofahrer den Abstand nur schlecht einschätzen können. Sie fahren einfach vorbei und achten nicht wirklich darauf, wie nah sie eigentlich am Radfahrer dran sind. Es gibt oft Situationen, in denen man als Radfahrer dann kräftiger in die Pedale tritt, um aus einer gefährlichen Situation herauszukommen."
Gerade die langen Strecken seien besonders gefährlich, findet Fischenich. "Dadurch, dass ich jetzt regelmäßig mit dem Rad über die Grenzen fahre, habe ich den Vergleichswert. Sobald ich nach Deutschland reinfahre, habe ich gute Fahrradwege. Das ist auf belgischer Seite nicht so. In Deutschland ist es viel einfacher zu fahren und der Fahrradfahrer wird ganz anders wahrgenommen: nicht unbedingt immer besser, aber ich habe die Möglichkeit, mich mit ausreichend Platz zu bewegen."
"Jeder, der selbst mal 20, 30, 40 Kilometer Landstraße gefahren ist, versteht, was das Problem ist. Die Straßenränder sind nicht befestigt, es ist gefährlich, weil Schlaglöcher da sind, Gullideckel und eben die Autofahrer, die sehr oft einfach viel zu nah kommen. Da muss was getan werden, wenn man will, dass viele Menschen auf das Rad zurückgreifen. Unsere Straßen sind nicht darauf ausgelegt, dass man mit dem Fahrrad seinen Alltag bestreiten kann."

Trotz der Gefahren im Straßenverkehr ist der Eupener froh, dass er bei der Aktion mitmacht. Neben dem E-Bike - bereitgestellt von der VoG Fahr mit - ist er in den letzten Wochen auch viel mit dem Zug und dem Bus gefahren oder hat Mitfahrten mit Kollegen organisiert. Nach Ende der Aktion möchte er sich auch selbst ein E-Bike zulegen.
Das Auto ganz stehen zu lassen, kommt für ihn aber nicht infrage. "Ich hätte nicht gedacht, dass man sich so schnell darauf einspielen kann. Ein paar Dinge werde ich nach Ende der Aktion übernehmen. Es gibt zum Beispiel so viele kleine Wälder und Wege in unserer Region, die ich vorher nicht kannte und die ich zu Fuß auch vermutlich nie besucht hätte."
"Kleine Fahrradtouren am frühen Morgen oder nach der Arbeit möchte ich beibehalten. Langstrecken würde ich dann aber doch lieber mit dem Auto zurücklegen. Auch Fahrgemeinschaften mit meinen Kollegen möchte ich beibehalten. Wir haben uns da sehr gut eingespielt und das hat wirklich gut funktioniert bisher."
Carsharing
Auch Sabine Graef verzichtet noch bis zum 31. Mai auf ihr Auto. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht mit anderen Autos fahren darf. Sie greift unter anderem auf das Carsharing-Angebot der Stadt Eupen zurück. Zwei Wagen stehen hier bereit: ein Elektro- und ein Hybrid-Fahrzeug. Gebucht werden die Fahrzeuge über eine App.
Vor der Abfahrt muss das Auto von allen Seiten fotografiert werden und auch das Ladekabel des E-Autos muss noch im Kofferraum verstaut werden. Dann kann es auch schon losgehen. Sabine Graef ist überzeugt von der Aktion. "Ich denke, wenn man bereit ist, flexibel zu sein und sich ein wenig anzupassen, würde ich das auch weiter machen."
"Wenn das Wetter mitspielt, fahre ich gerne Fahrrad und wenn man zum Beispiel im Bus unterwegs ist, kriegt man viel mehr vom Leben mit. Da sitzen ja auch andere Leute, Familien oder ältere Menschen. Ich finde das immer ganz schön und besser, als alleine im Auto in seiner kleinen Blase zu sitzen. Ich hab auch einfach nochmal für mich entdeckt, wie viel Lebensfreude es ist, mit dem Rad zu fahren und auf sein Auto zu verzichten. Wenn man ein bisschen mehr Zeit einrechnet, ist das alles möglich."
Eine Sache war dann aber doch schwierig: das Einkaufen. "Was Lebensmitteleinkäufe angeht, bin ich ein bisschen ein Horter, ich kaufe schon gerne auf Vorrat ein und mit dem Fahrrad war das natürlich eine kleine Umstellung."
Im Gegensatz zu Sabine Graef hatte Sarkany Wetzels keine Probleme mit dem Einkaufen ohne Auto. Auch sie ist aktuell größtenteils mit dem E-Bike unterwegs und einkaufen klappt hervorragend, erklärt sie, als sie die beiden Satteltaschen mit Obst, Käse und allerhand weiteren Leckereien füllt. "Normalerweise gehe ich mit dem Bike sogar noch mehr einkaufen als jetzt. Dann befestige ich noch eine Kiste am Gepäckträger, aber da ich gerade nicht wirklich viel brauchte, ging es auch mit den beiden Satteltaschen und dem Rucksack."
"Wenn ich jetzt in einem Baumarkt einkaufen müsste, weil das Wetter so schön ist und ich im Garten arbeiten möchte, dann klappt das weniger gut, oder man müsste mehrmals fahren, aber das geht auch." Zwar müsse man für Fahrten mit dem Rad oft auch mal früher aufstehen und viel planen, oft sei man auf zwei Rädern aber auch schneller als mit dem Auto - vor allem bei vielen Baustellen.
Auch Sarkany Wetzels zieht ein größtenteils positives Fazit aus den letzten drei Wochen. Nichtsdestotrotz habe auch sie gemerkt, wie unsicher einige Straßen und Wege im Eupener Land für Radfahrer seien. "Viele Fahrradwege sind zu eng, um sie mit Kinderwagen und Fußgängern zu teilen. Die Schilder zeigen dort dann aber, dass man den Fahrradweg nutzen muss. Da muss auf jeden Fall strukturmäßig noch was geändert werden. Auch wenn wir uns die Straße mit den Autos teilen müssen, sind wir nicht sicher."
"Nicht alle Rechtsvorfahrten werden respektiert, das heißt, dass ich als Radfahrer auch immer noch einmal sichergehen muss, dass der Autofahrer mir meine Vorfahrt lässt. Wenn man auf sich selbst achtet, klappt das aber."
Das Feedback und die Kritik der Teilnehmer werden nach dem Ende der Aktion auch die teilnehmenden Gemeinden und die TEC erreichen.
"Fahr mit" hofft, dass die Ergebnisse der Aktion auch einen Einfluss auf die Verkehrspolitik haben werden. "Ein Monat ohne mein Auto im ländlichen Raum" findet nicht nur in der DG, sondern auch in den angrenzenden französischen Gemeinden Weismes, Malmedy, Stavelot und Stoumont statt.
Lindsay Ahn
Man sollte diesen Versuch auch einmal in den Wintermonaten starten... Es ist nicht immer Sonnenschein...
Alles gesunde Leute, die bei diesem Experiment mitmachen. Und wie sieht es mit Menschen aus, die nicht körperlich gut drauf sind ?
Für mich jedenfalls, ist das Auto unverzichtbar, da ich fast täglich zum Arzt oder in Behandlungen muss (bei jedem Wetter)
Um aufs Thema zurück zu kommen, finde ich dass in der Wallonie keine richtige Infrastruktur für Auto Verzicht ist. In Flandern sieht es da schon besser aus. In den Niederlanden ist es natürlich sehr geeignet, ein Fahrrad zu fahren.
Übrigens habe ich mich selber schon manchmal dabei ertappt dass ich zu wenig Abstand gehalten habe, aber wenn viele Radfahrer meinen, die Straße gehöre ihnen, und von hinten wird immer gedrängt, dann passiert es bestimmt jeden mal, dass man sich schnell verziehen möchte.
FAHRADWEGE sind die Lösung, und die sollten auch benutzt werden, auch von Rennradfahrer !
Wie Herr Mausen schon schreibt, Würde ich gerne mal den selben Test (Resultate) in den Monaten November bis Februar sehen. Die letzten Wochen war das beste Wetter, es ist morgens früh und Abends lange hell. Mal sehen wir zufreiden man an der Arbeit ankommt bei str¨menden Regen, Temperaturen um den Gefrierpunkt usw.
sicher kann man positiv sagen, wenn man schon einoge Monate im Jahr auf das auto verzichtet ist besser als gar nicht, aber es gibt immer 2 Seiten der Medaille.
Zu den Zuständer der Straßen bzw. Fahrradwege und Infrastruktur für Radfahrer, möchte ich nur anmerken, es ist ja gut das was gemacht wird, aber alles kostet eben auch Geld und hier die Frage, warum soll dann alles von den Steuern der Autofahrer/Motarradfahrer bezahlt werden für die Radfahrer.
Warum wird nicht, eine Steuer für Fahrräder erhoben.
Es gilt für alle es geht nur zusammen und nicht gegeneinander.
Und nicht alle Bewohner des Foederalen Koenigreichs lernen nur die Sonnenseiten des Systems kennen. Bezugnehmend auf Mario Mausens korrekte Einschätzung unabhängig von der Jahreszeit und dem immer heftiger werdenden Sturm ganzjährig.
Die wirklich aller Ärmsten 0,01 Prozent des Landes haben weder das Kleingeld für die überteuerten und wetterfesten Bonzen-Fahrräder, sondern sind seit spätestens COVID-Ende koerperlich entgültig am Ende und kaputt, dass selbst einfachste Treppen steigen kaum noch ohne Sturz klappt.
Und Strassen im EU-Land "der Profitoflation und Krisenüberprofiteure" absolut verwildert, verbuscht und kaputt dass man selbst als Äthiopier vermutlich nicht mehr aus dem Staunen herauskommen will.
Plus wie Förster Christoph zu denken gibt, dass alles was meiner Berechnung nach "Extremsportler" und so weiter sind, eine CO2-Steuer plus einen Soli für Strassenreparatur und Radwegebau im Foederalen Koenigreich mit Sicherheit problemlos bezahlen kann.
Weil Extremsportler schwimmen im Geld mit superteuren und ständig zu reparierenden "Bergfahrrädern" die tonnenschwer auch noch sind plus teurer Markenkleidung.