Dr. Alice Schoonbroodt hat einen vollen Tag: die Prinzipien der Makroökonomie, demographische Ökonomie und auch die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf die Wirtschaft bestimmen das Forschungsfeld der Eupenerin. Seit 2018 lehrt sie an der Universität des US-Bundesstaates Georgia. Die neue Trump-Politik fordert die Wissenschaftlerin in ihrer Lehrtätigkeit.
"In einem Wort würde ich im Moment sagen: Ungewissheit. Risiko, Ungewissheit und sämtliche Sachen könnten passieren. Und das lähmt im Moment viele Investitionen - mit oder ohne Tarife - wenn sie nur klar stehen würden - in einer Form oder der anderen", beschreibt Alice Schoonbroodt die momentane Stimmung in den USA.
Sie habe aufgehört, ständig dem Wechselkurs der Trump-Regierung zu folgen. Die von US-Präsident Trump angekündigte globale Einführung von Zöllen sieht sie skeptisch. "Es gibt gewisse Gründe, dass man vielleicht in gewissen Industrien ein paar Zölle haben könnte, damit man eigenständig ist und nicht allzu abhängig. Da geht es um Verteidigung, Essen/Agrikultur und Impfungen. Und vielleicht auch um Computerchips, die in irgendwelche Autos rein kommen. Dort hatten wir auch schon Probleme und war die Autoindustrie in den USA, Kanada und Mexiko gelähmt. Also gewisse Zölle sind vertretbar, aber allgemein: keine Zölle."
Es sei besser, bestehende Industrien auszubauen und auf Innovation zu setzen, glaubt Schoonbroodt. "Die Autoindustrie ist da. Sie kann auch noch produktiver werden. Wenn es Dumping gibt, sollte man dagegen Zölle einsetzen. Das ist ganz klar. Deswegen: Alles was Stahl usw. ist, gegen China, ist schon gerechtfertigt. Aber zu sagen: Wir müssen die Autoindustrie auf ihre alte 'glory' zurückbringen, ist nicht die beste Strategie."
Auch US-Firmen zügeln ihre Investitions- und Risikobereitschaft, wie Schoonbroodt berichtet. "Wir haben im Moment vier Prozent Arbeitslosenrate. Da sind keine Leute ohne Jobs, die jetzt in der Autoindustrie aufgelesen werden können. Wenn wir diese Jobs kreieren, werden wir die füllen mit Leuten von anderen Industrien. Das heißt, wenn die rüberkommen, muss man denen mehr bezahlen. Und das bringt Inflation."
"Die Autoindustrie zurückbringen? Ja, die haben dann vielleicht bessere Jobs. Aber es nicht so, als hätten wir zu wenig Jobs. Und bessere Jobs, das heißt höhere Kosten. Und deshalb bezahlen wir als Konsumenten dann wieder dafür."
Vor fast 30 Jahren hat Alice Schoonbroodt Belgien verlassen. Seitdem lebt sie die meiste Zeit in den USA. Fest steht: Die USA waren bislang Sinnbild für wenig Regulierung und viel wirtschaftliche Freiheit. Und auch die Volkswirtschaftlerin sieht darin einen Teil des amerikanischen Erfolgsrezeptes. "Die USA sind sehr gut im Exportieren von Dienstleistungen. Vielleicht sind wir teilweise darin so gut, weil wir die Industrie nicht so beschützt haben, wie Europa das getan hat. Vielleicht nicht in den letzten 20 Jahren. Aber in den letzten 100 Jahren."
Klar sei: Die Zölle seien volkswirtschaftlich nicht gerechtfertigt. Vielmehr seien sie ein Druckmittel für politische Verhandlungen. "Das ist eine politische Frage, zu der ich meine persönliche Meinung als Bürgerin der Welt geben kann. Ich glaube nicht, dass das alles viel bringt am Ende, weil wir da nur Gegenzölle bekommen und nicht die Konzessionen, die wir gerne haben wollten. Aber vielleicht liege ich da falsch. Von einem volkswirtschaftlichen Standpunkt, ist meine wissenschaftliche Meinung, dass Zölle nicht zu einer besseren Wirtschaft führen."
Und so bestimmt auch in den USA vielerorts Ungewissheit den Alltag. Was die Wirtschaft jetzt brauche, sei Stabilisierung. Nur so komme der internationale Handel in ruhiges Fahrwasser.
Simonne Doepgen
Und was ist mit dem Außenhandelsdefizit der USA ? Seit Jahrzehnten importieren die USA mehr als sie exportieren. Und die USA sind der größte Schuldner der Welt. Staat, Unternehmen und Haushalte sind stark verschuldet. Auf Dauer kann das nicht gut gehen.
Trump ist nicht besonders schlau. Die Zölle verteuern zum Beispiel importierte Autos. Und durch einheimische Produktion ersetzen geht auch nicht, weil die Herstellungskapazitäten fehlen. Also werden Autos teurer. Wäre wesentlich intelligenter die Zölle erst dann zu erhöhen, wenn die eigene Industrie die nötigen Kapazitäten aufgebaut hat.
Exportorientierte Nationen wie Deutschland müssen sich fragen, ob ihr Geschäftsmodell noch zeitgemäß ist.
Wie wärs mit kompletten Boykott von amerikanischen Produkten, wie Coca Cola, McDonald, KFC etc - wäre gleichzeitig auch viel gesünder... aber auch Spritt etc. War damals während des Vietnam-Krieges auch ein Mittel des Protestes. Im internet wäre da bestimmt auch was zu machen...
Die Auswirkung der Zölle werden begrenzt bleiben.Handel macht ja nur einen Teil der transatlantische Beziehungen aus.Die amerikanischen Investitionen in Europa und die europäischen Investitionen in den USA spielen eine wesentlich größere Rolle.Und heutzutage sind die USA nicht mehr Dreh und Angelpunkt der Weltwirtschaft.Mit China, Indien, Russland etc sind andere Globalplayer dazu gekommen.
Der Boykott amerikanischer Waren bringt nichts. Sind nutzlos und kontraproduktiv genau wie Sanktionen.
Ach, das ist aber interessant... ihr grosses Idol ist also doch nicht so unfehlbar wie Sie, Herr Scholzen. Schreiben Sie Ihre Vorschläge doch mal an die US Botschaft anstelle von BRF, dann wird die Welt schwupp di wupp wieder aufblühen und die Wirtschaft erst.
Sie haben recht, wenn nur ich boykottiere, dann spürt das die USA nicht, vor allem weil ich seit Jahren Abstand von diesen ungesunden und nur mit Zucker hochgepeppten Nichtlebensmitteln Abstand nehme. Boykotte sollen ja auch nur ein Zeichen sein, Ihre Berichte liesst Herr Trump bestimmt nicht... schade eigentlich
Werte Frau Van Straelen.
Man soll Trump gewähren lassen. Ihn so entzaubern. Er muss, auch für seine Unterstützer klar sichtbar, an den eigenen Unzulänglichkeiten scheitern.
Das Problem bei Trump ist die amateurhafte Umsetzung seiner Ideen. Da werden zum Beispiel die nur von Pinguinen 🐧 bewohnten MacDonald Inseln mit Zöllen belegt.
Ich bin froh, dass Trump die Europäer aufgeweckt hat. Daß die jetzt mehr fürs Militär ausgeben werden. Diese Schock war nötig, um die Europäer zurück in die Realität zu führen. Bis dahin waren Hirngespinste wie Klimakatastrophe am wichtigsten.
Politische Extremisten müssen mit der Realität konfrontiert werden. Das bremst die ungemein. BDW ist ein gutes Beispiel. Aus einem flämischen Nationalisten wurde ein guter Belgier.
Trump gewähren lassen? Bis der und sein Kumpel Musk merken, dass sie nur noch 20 statt 30 Millarden $ haben (ich fantasiere jetzt Zahlen, kommt ja auch nicht mehr drauf an) ist die Weltwirtschaft in eine tiefe Kriese gestürzt. Ausserdem geht es nicht nur um Wirtschaft sondern um grundlegende Rechte von Minderheiten etc. die wieder ins Mittelalter zurückkatapultiert werden. Und Geld für Militär ausgeben (wobei er ja wohl an seine eigene Waffenindustrie denkt, deren Hauptlobbist er seit Jahrzehnten ist) ist die unproduktivste Art Geld zu verschwenden. Etwas produzieren, nur um es zu zerstören, wie dumm kann man sein? Diplomatie, Verständnis, DAS ist Politik.
Und ihr anderer Freund, De Wever? Da werden Sie sich noch wundern. Jetzt geniesst er als Lokalpolitiker erstmal die internationale Aufmerksamkeit. Hat er sich misbilligend zu seinen Aussagen geäussert, ein unabhängiges Flandern zu erreichen? Dieses Zitat hätte ich gerne von Ihnen mit Quellennachweis schritlich.