Es ist schon sei eine Sache mit der sanften Mobilität im ländlichen Raum. Busverbindungen sind in manchen Gegenden spärlich und auch ein Vorankommen mit dem Fahrrad ist im familiären Alltag nicht einfach. Seit bereits 20 Jahren versucht die VOG "Fahr mit" Bewegung in das Thema zu bringen. Jüngster Vorstoß: Einen Monat lang sollen 20 Leute ihr Auto stehen lassen und auf alternative Verkehrsmittel umsteigen.
"Deshalb stellen wir den Leuten auch ein TEC-Abo für einen Monat zur Verfügung und E-Bikes", sagt Claudia Schmitz, eine der Organisatorinnen der VoG Fahr mit. "Es geht darum umzudenken, sich Gedanken zu machen, wie könnte meine Mobilität anders aussehen? Und manche Sachen sind wahrscheinlich ganz einfach umzusetzen, indem man die Kinder zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad zur Schule fahren lässt. Andere Sachen werden schon schwieriger sein, wenn es darum geht, die Wocheneinkäufe zu machen. Dafür haben wir dann an den E-Bikes große Taschen vorgesehen. Aber vielleicht geht es ja in der Kombination Fahrrad und öffentlicher Nahverkehr."

Eine Anmeldung auf der Webseite der VoG Fahr mit genügt und schon kann man in das Abenteuer "Ein Monat ohne mein Auto im ländlichen Raum" einsteigen. Am 1. Mai geht es los - doch vorher bekommen die Teilnehmer einen maßgeschneiderten Mobilitätsplan.
"Dann wird pro Person geschaut: 'Wo wohnen sie? Was ist in der Nähe? Wie weit kommen Sie, wenn Sie zehn Minuten zu Fuß gehen? Wie weit kommen Sie, wenn Sie zehn Minuten mit den Fahrrad fahren?' Da ist man sich manchmal nicht bewusst, wie weit der Radius schon ist, wie weit man mit aktiver Mobilität kommt. Und dann schauen wir: Wo sind die nächsten Bushaltestellen, wo gibt es Umsteigemöglichkeiten, wie sind die Stundenpläne der Busse? Also es wird wirklich individuell betreut."
Vor allem die Kombination aus E-Bike und Bus könnte eine Lösung sein - davon ist Claudia Schmitz überzeugt. "Das setzt aber voraus, dass Sie Ihr E-Bike sicher abstellen können, um es auch am Abend dort wieder vorzufinden. In diesem einen Monat können wir keine sichere Fahrradbox anbringen. Aber wir können dann für diesen Monat eine Lösung suchen: Zum Beispiel bei Nachbarn oder das Fahrrad in einem Geschäftslokal abstellen. Und dann den Gemeinden im Anschluss an diesen Monat sagen: Da hakt es, da müsste noch das nachgebessert werden, da fehlt es an dieser Infrastruktur - das ist so der Gedanke, der hinter dieser Challenge steckt."
Die VoG Fahr mit sieht sich vor allem als Lobbyorganisation für sanfte Mobilität. In vielen Gemeinden habe schon ein Umdenken stattgefunden. Doch beim Thema öffentlicher Nahverkehr bleibe noch viel zu tun. "Man beharrt jetzt schon seit Jahrzehnten auf den gleichen Strecken. Auf alten Strecken, die irgendwann mal ausgedacht worden sind. Und im Nachbarland in Monschau gibt es den so genannten Netliner. Das ist ein Rufbus auf Abruf. Die Strecke wird jeweils auf Anfrage neu gestaltet. Kleine, mobile Busse, die auf Anfrage kommen. Und das ist viel besser als eine Linie, die je nach Stundenplan immer die gleiche Strecke abfährt und mit ein oder zwei Personen besetzt ist."
Bei der TEC seien noch dicke Bretter zu bohren, ist Claudia Schmitz überzeugt. Und sie selbst? Sie sei oft mit dem Fahrrad in Eupen unterwegs, sagt die Fahr-mit-Lobbyistin. Und wie ist Claudia Schmitz zum Interview gekommen? "Natürlich mit dem Auto. Weil das Auto vor der Tür steht, man nicht lange überlegen muss. Man setzt sich rein und fährt los. Ich muss aber zugeben: Ich muss danach noch nach Bütgenbach. Das könnte ich auch mit dem Bus E23 machen, mit dem Vennliner. Aber dann wäre ich dann wieder in Bütgenbach nicht mobil."
Es bleibt also noch viel zu tun - das Experiment "Ein Monat ohne mein Auto im ländlichen Raum" scheint tatsächlich mehr Wunschdenken als Realität.

Die VoG "Fahr mit" setzt sich seit 20 Jahren für die Förderung von sanfter Mobilität ein. Getragen wird die VoG mit ihren drei Mitarbeiterinnen von dem europäischen Leader-Projekt. Für die aktuelle Aktion stehen 20.000 Euro zur Verfügung, finanziert von der König-Baudouin-Stiftung.
Simonne Doepgen
Wir können auch wieder auf Pferde Gespanne umsetzen...
Vielleicht sollte man Ansatz nicht so hoch ansetzen, anstatt einen ganzen Monat komplett aufs Auto zu verzichten, eben schonmal teilweise Umzu switchen?