Wenn sich zwei Schwarze Löcher oder Neutronensterne schnell umkreisen oder gar miteinander kollidieren, werden enorme Kräfte freigesetzt. Das Resultat: eine Krümmung der Raumzeit, die sich durch die unendlichen Weiten des Weltalls ausbreitet. Ähnlich wie ein Stein, den man in einen See wirft - nur dass die Welle im See spätestens am Ufer endet.
Die Gravitationswelle hingegen ist grenzenlos. Mit Lichtgeschwindigkeit dehnt und staucht sie den Raum, den sie durchquert - bis in alle Ewigkeit. Eine Zeitkapsel der besonderen Art, denn wer Gravitationswellen lesen und verstehen kann, blickt durch ein Fenster in die Vergangenheit des Weltalls.
"Das Einstein-Teleskop kann die Gravitationswellen bis zum Urknall zurückmessen und rekonstruieren. So erlangen die Wissenschaftler, die mit dem Einstein-Teleskop arbeiten, sehr viele neue Erkenntnisse über die Vergangenheit. Vielleicht gibt es uns sogar die Möglichkeit, zu schauen, was noch kommt. Aber wir wollen vor allem zurückschauen auf die Geschichte des Universums", erklärt Henk Schroen vom Projektbüro des Einstein-Teleskops an der Uni Maastricht.
"Wir arbeiten hier schon an der dritten Generation des Einstein-Teleskops, das heißt, dass wir mit diesem Teleskop tausendmal mehr Gravitationswellen auffangen können, als mit den Teleskopen, die zum jetzigen Zeitpunkt eingesetzt werden."
An der Uni Maastricht wird gerade am so genannten ETpathfinder gearbeitet. Dabei handelt es sich um eine Maschine, mit der Technologien für das Einstein-Teleskop getestet werden können.
Die Euregio-Maas Rhein ist im Rennen um den Standort des Einstein-Teleskops. Sollte das Teleskop hier gebaut werden, würde es sich in 250 bis 300 Metern Tiefe befinden, denn das Einstein-Teleskop darf nicht durch Erschütterungen an der Erdoberfläche gestört werden. Bohrungen an rund einem Dutzend Stellen in der Region, unter anderem im Gemmenich oder Herbesthal, geben den Wissenschaftlern Hoffnung, dass das Einstein-Teleskop hier gebaut werden kann.
Optimale Voraussetzungen in der Euregio
"Der Boden ist wirklich gut hier", so Schroen. "Wir haben zuerst eine obere Schicht in der Erde, die die Vibrationen gut aufnimmt und das Teleskop vor den Schwingungen des Schienenverkehrs oder Wasserläufen schützt und darunter befindet sich dann eine richtig harte Schicht, die sich hervorragend eignen würde, um die Tunnel zu bauen."
Neben der Euregio haben sich auch Sardinien und Sachsen als Standort für das Einstein-Teleskop beworben. Die Entscheidung, wer das Teleskop bauen darf, fällt im nächsten Jahr. Aber Henk Schroen ist optimistisch. Gegenüber den Italienern habe die Euregio einige große Vorteile: Zum Beispiel die geplante Form des Einstein-Teleskops. Während die Euregio mit einem Dreiecksmodell plant, das in sich selbst geschlossen und damit unabhängig ist, schlägt Italien eine L-Form vor. Diese Konstruktion müsste dann aber wahrscheinlich durch einen weiteren Standort ergänzt werden.
Außerdem sei das Dreiländereck ein Hotspot der Wissenschaft, findet Schroen. "Unsere Euregio ist eine top technologische Region. Zwischen Löwen und Aachen und Eindhoven haben wir noch so viele Universitäten, wie zum Beispiel die Uni in Lüttich, oder in Maastricht. Also hier beweisen wir einfach jeden Tag, dass es in der Region schon viele Universitäten, Wissenschaftler und Betriebe gibt, die unwahrscheinlich gut kooperieren. Außerdem lässt es sich hier einfach richtig gut leben. Das gilt dann natürlich auch für die Menschen, die dann kommen würden, um für das Einstein-Teleskop zu arbeiten."
1.000 neue Arbeitsplätze
Mehr als 1.000 neue Arbeitsplätze würden durch das Einstein-Teleskop in der Euregio entstehen. Der gesamte Bau würde circa acht Jahre dauern. Betroffen wäre neben Teilen der Niederlande, Flanderns und der Wallonie auch Ostbelgien. Deshalb müssen auch jetzt schon logistische Fragen geklärt werden. Mit der Gemeinde Bleyberg und Infrabel wird beispielsweise darüber verhandelt, ob der Rangierbahnhof von Montzen für die möglichen Bauarbeiten genutzt werden könnte.
"Das wäre super, wenn das klappen würde, dann müssten wir nicht ständig mit Lkw die Straßen blockieren, sondern können den Schutt aus dem Boden mit dem Zug wegfahren und auch Materialien für den Bau an die verschiedenen Standorte bringen. Aber wir sind leider noch nicht an dem Punkt, dass wir das definitiv planen können."
Vor allem die Politik stehe hinter dem Einstein-Teleskop, so Henk Schroen. So habe die Regierung De Wever das Einstein-Teleskop gleich zweimal explizit in ihrer Koalitionsvereinbahrung erwähnt. Auch König Philippe habe erst letzte Woche betont, wie wichtig das Einstein-Teleskop für die Zukunft der Euregio sei. Hier und da gebe es natürlich auch kritische Stimmen aus der Bevölkerung. Deshalb suchen Henk Schroen und seine Kollegen den Kontakt zur Bevölkerung.
"Wir haben letztes Jahr schon zehn verschiedene Themenabende gehabt, bei denen wir mit den Menschen in verschiedenen Gemeinden über das Projekt gesprochen haben. Klar kamen da auch manchmal Fragen auf von Menschen, die nicht verstanden haben, was das mit dem Einstein-Teleskop soll und wieso so etwas überhaupt gebraucht wird. Aber wir gehen gerne in den Dialog und erklären was wir vorhaben. Jede dieser Veranstaltungen war auch ausverkauft. Und das, was uns die Menschen dort am meisten gesagt haben war, dass wir auf die Landschaft und die Natur aufpassen sollen, wenn wir bauen. Und da sehen wir uns selbst auch wirklich in der Verantwortung."
Am Dienstagabend findet in Kooperation mit der Lupe in Eupen ein weiterer Themenabend zum Einstein-Teleskop statt. Zu Gast sind Henk Schroen und der Deutsche Wissenschaftler Janis Wöhler. Die Veranstaltung ist schon ausverkauft - ein weiterer Termin ist bereits in Planung.
Lindsay Ahn
BLICK ZUM HIMMEL
Seit Menschen sind auf dieser Welt,
schauen sie auf zum Himmelszelt.
Von der Sterndeuter Fantasie
zur Wissenschaft Astronomie.
Wir blicken zu Mond und Sternen,
sind den Planeten auf der Spur;
reisen zu des Weltalls Fernen,
wenn auch mit Teleskopen nur.
Unterwegs in finsterer Nacht,
im Banne der himmlischen Pracht.
Licht aus, Sterne an, klare Sicht;
viel mehr brauchen wir dazu nicht.
Wir blicken auf die Galaxie;
der Milchstraße leuchtendes Band,
wo uns're Heimat ist am Rand.
Stern-Reisen sind noch Utopie.
Vieles wird man noch ergründen,
vielleicht bald schon Aliens finden.
Was auch immer kommen werde,
nichts geht über Mutter Erde.😉
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche Grüße aus Thüringen