Manche gehen ihn am Stück, manche nehmen sich Etappe für Etappe vor, manche kehren wieder, um von ihm ausgehend neue Wege zu entdecken: Der Eifelsteig zwischen Aachen und Trier ist mit seinen 313 Kilometern ein Geschenk für Wanderer. Und er gibt gewissermaßen zurück. Laut einer Gastgeberbefragung des Tourismusberatungsinstituts DWIF erbringt er 22,8 Millionen Euro an Umsatz für Übernachtungen, Gastronomie, aber auch den Einzelhandel.
Karsten Heinsohn und seine Mitarbeiter von DWIF haben dazu fast 200 Beherbergungsbetriebe entlang der Strecke befragt. Die meisten davon sind Anbieter von Gästezimmern und Ferienwohnungen. "Da hat uns der Großteil gesagt, dass sie sehr positiv in die Zukunft blicken und auch in den letzten drei Jahren eine gestiegene Nachfrage verbucht haben. Das führen die Betriebe eben auch auf das Produkt Eifelsteig zurück, was mittlerweile nicht mehr nur ein Produkt ist, was die Gäste nutzen, sondern was auch zu einem wirklichen Imagefaktor für die Region geworden ist."
Das freut auch Wolfgang Reh, den Geschäftsführer der Eifel Tourismus GmbH. Er war schon an der Entwicklung des Eifelsteigs beteiligt. Fast 23 Millionen Euro Umsatz im Jahr, das sind runtergerechnet 73.000 Euro pro Kilometer. "Das ist schon ein Effekt aus einem relativ geringen öffentlichen Investment, was wir vor 15 Jahren seinerzeit auf den Weg gebracht haben mit rund 1.500 Euro Investment pro Kilometer. Daraus werden 22,8 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Da kann man nur zufrieden sein."
Und das gilt nicht nur für die Touristikbetriebe, sondern auch für die acht Landkreise und 40 Kommunen, die zu den Gesellschaftern der Eifel Tourismus GmbH gehören. "Wir haben heute in der Studie gehört, dass die Betriebe sehr zufrieden sind mit der Nachfrage am Eifelsteig, dass so auch Investitionen in den Betrieben ausgelöst werden. Wir erleben das ja, dass Betriebe in Orten am Eifelsteig tendenziell besser funktionieren als an anderen Orten", sagt Hans-Peter Böffgen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein.
Der Eifelsteig wird als Wanderweg aber auch von den Einheimischen genutzt. "Wir haben ja über 700.000 Aufenthaltstage feststellen können für den Eifelsteig und davon 600.000 Tagesausflüge - das sind die Menschen aus der Region, die dann ihre Freizeit entsprechend gestalten. Das heißt, der Eifelsteig hat auch eine Wirkung für die Freizeitqualität, für die Lebensqualität vor Ort", erklärt Karsten Heinsohn.
Damit das so bleibt, dafür sorgen nicht zuletzt die vielen "Wegepaten" vom Eifelverein, die regelmäßig nach dem Rechten schauen, etwa ob alle Wegweiser noch da oder die Wege unter Umständen überhaupt passierbar sind, erklärt Wolfgang Reh. "Wir hatten 2021 die Flutkatastrophe und merken, dass die Wetterphänomene zunehmen, ob Dürreperiode oder Starkregenereignisse. Deswegen ist es wichtig, dass wir mit dem Eifelverein einen Partner haben, der jetzt in die Digitalisierung des Wegemanagements investiert, um möglichst zeitnah transparent über die Entwicklungen informiert zu sein und reagieren zu können."
"Potenzial" sieht die Studie - und sehen auch die Akteure - noch beim gastronomischen Angebot entlang der Strecke: Unter der Woche sei es wegen der Öffnungszeiten für die Wanderer oft schwer, einen Happen zu essen. "Da möchten wir ein bisschen entgegenwirken, indem wir Besucher in Orte lenken, wo es eben noch Gastronomie gibt oder durch automatisierte Angebote in Orten, wo es keine Gastronomieangebote mehr gibt. Und da haben wir jetzt hier in der Vulkaneifel gemeinsam ein Projekt auf den Weg gebracht, um mal verschiedene Dinge auszuprobieren, wie es funktionieren könnte", so Hans-Peter Böffgen.
Noch so ein Schwachpunkt in einer ländlichen Flächenregion: "das Thema ÖPNV, also die Mobilität, zwischen den einzelnen Etappenorten und innerhalb der Region, ohne eigenen PKW. Das kostet natürlich Geld, würde aber für den Tourismus und für die Region auch eine gute Wirkung mit sich bringen", ist sich Karsten Heinsohn sicher.
Mit Blick auf die Zukunft denken Wolfgang Reh und seine Leute auch an diejenigen, "die erst mal gelegentlich gewandert sind und nicht nur dann die klassischen Etappenlängen gerne nehmen, sondern auch mal auf kürzeren Etappen unterwegs sind. Da müssen wir neue Angebote schaffen. Die ersten haben wir schon am Markt. Das muss noch ausgebaut werden." Die nötige Ausdauer dafür dürften die Wanderexperten schon mitbringen.
Stephan Pesch