Erneut seien es die Arbeitnehmer und die Schwächsten, die die Hauptlast tragen sollen. So sieht es jedenfalls Danny Laschet, überberuflicher Sekretär der FGTB für die Deutschsprachige Gemeinschaft, der dies "den schlechtesten Koalitionsvertrag, den es geben konnte" nennt. "Das Abkommen ist das arbeitnehmerunfreundlichste Abkommen seit dem Zweiten Weltkrieg. Es bringt die massivsten Einschnitte in den sozialen Errungenschaften mit sich, das am stärksten Arbeitnehmer und Rentner - sowie zukünftige Rentner - belasten wird."
Auch Rebecca Peters von der CSC erklärt, dass die Pläne der Regierung auch in der Christlichen Gewerkschaft nicht positiv aufgenommen worden sind. Man sei zwar froh, dass Belgien endlich wieder eine neue Regierung habe. Aber die Lastenverteilung sei alles andere als gerecht. Anders als angekündigt würden nicht die stärksten Schultern die größten Lasten tragen. "Wir denken, dass die Regierung die Soziale Sicherheit mit ihren Reformen aushöhlen wird."
Ein besonderer Dorn im Auge der FGTB ist die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. "Wir reden seit Jahren immer mehr von Flexibilitätsmodellen, wir reden davon, dass es immer mehr Kranke und arbeitsunfähige Personen gibt. Da muss sich auch die Regierung die Gedanken machen, warum wir eine solche dramatische Erhöhung der kranken Menschen haben."
Sauer aufgestoßen ist den beiden größten Gewerkschaften des Landes die zeitliche Begrenzung des Arbeitslosengeldes auf maximal zwei Jahre. Es könne zum Beispiel sein, dass ein Langzeitarbeitsloser innerhalb von zwei Jahren sechs bis acht Monate arbeite, aber wegen Kurzzeitverträgen nicht eine Beschäftigung von drei Monaten am Stück erreicht, erklärt Danny Laschet. Dann zähle er noch immer zur Kategorie der Langzeitarbeitslosen, die nun noch mehr Konkurrenz durch Flexijobber und Studenten bekommen könnten.
Die Sozialistische Gewerkschaft hat einen Generalstreik angekündigt, um gegen die Pläne der neuen Föderalregierung zu protestieren. Ein Datum steht noch nicht fest. Die Christliche Gewerkschaft hat noch nicht über eine Teilnahme an dem Generalstreik entschieden.
Manuel Zimmermann
So wie jetzt konnte es auch nicht weiter gehen. Man kann nicht ewig über den Verhältnissen leben. Zu lange wurde in Belgien die Realität ausgeblendet.