Für Anwärter aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft, die zur Jagd wollen, gibt es eine erste Adresse: den Jägerverein Hochbelgien-Büllingen. Er bietet Theorie- und Praxiskurse in deutscher Sprache an. Auch in diesem Jahr sind wieder 50 Teilnehmer dabei.
Wer sich vorgenommen hat, einen Jagdschein zu machen, sollte besser heute als morgen einen Platz anfragen. "Ja, die Kurse sind recht schnell voll. Dementsprechend gibt es auch Wartelisten", sagt Jägerverein-Mitglied Gerd Xhonneux, der auch selber ehrenamtlich Kurse für künftige Jäger gibt.
Für ihn ist die Jagd in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Heute spreche sie auch ein jüngeres Publikum an. "Früher war die Jagd - ich sag mal - reichen, alten Männern vorbehalten. Aber wir haben in der Tat von allen Altersklassen und Gesellschaftsschichten Leute da, die sich für die Ausbildung interessieren. Wir haben in den letzten Jahren auch immer mehr Frauen dabei."
Die Jagd wird heterogener. Fragt sich nur, was den besonderen Reiz ausmacht. "Laut Umfragen möchte ein Großteil der Menschen, die sich für die Jagd interessieren, eine sinnvolle Zeit in der Natur verbringen. Auf der anderen Seite möchten viele Menschen zum Beispiel auch ihr eigenes Fleisch herstellen. Die Tiere haben artgerecht gelebt und wenn der Jäger seinen Job gut macht, sterben die Tiere meist auch einen schnellen und schmerzlosen Tod."
"Nicht jeder, der an den Kursen teilnimmt, geht später auch tatsächlich zur Jagd", merkt Xhonneux an. Manche sind aus Interesse da. Andere finden nicht die Möglichkeit, zu jagen. Die Plätze im Wald sind begrenzt. Hilfreich ist, wenn Anschluss zu anderen Jägern besteht, die ein eigenes Revier zum Bewirtschaften haben.
Eine andere Möglichkeit ist die Regiejagd, erklärt Xhonneux. "Regiejagd bedeutet, dass man einen Begehungsschein für eine Periode von zwei bis drei Wochen meistbietend ersteigern kann und in dieser Zeit auf diesem Gebiet jagt. Das ist dann fast ausschließlich das Erlegen von Tieren. In einem eigenen Revier spielt die Jagd eigentlich die untergeordnetste Rolle. Ein eigenes Revier zu haben, bedeutet wesentlich mehr, als auf Tiere zu schießen."
Xhonneux betont, dass jagen mehr ist, als Tiere zu erlegen. Das würden zu viele Menschen vergessen. Die Jagd sei gesetzlich extrem strikt geregelt - und das Tragen und die Handhabung von Waffen noch strenger. "Man kann nicht einfach losgehen und eine Waffe kaufen. Dafür muss man eine Berechtigung haben. Der Jagdschein ist eine dieser Berechtigungen, um eine Waffe kaufen zu können."
"Jetzt kann es sein, dass Leute aus irgendeinem Grund bereits eine Waffe legal besitzen. Die können natürlich die Ausbildung und die Prüfung mit ihrer eigene Waffe durchführen. Das ist aber der absolute Ausnahmefall. In der Regel werden die Waffen für die praktische Ausbildung vom Jägerverein gestellt. Und bei der Prüfung werden die Waffen von der Wallonischen Region gestellt."
Hintergrund
Die Prüfung umfasst theoretische und praktische Teile, die Themen wie Jagdgesetzgebung, Waffenkunde, Wildtierkunde, Ökologie und Hundewesen abdecken. Nächstes Jahr wird der Theoriekurs des Jägervereins 300 Euro kosten. Der Praxisteil kostet auch 300 Euro. Der Jahresjagdschein in der Wallonischen Region kostet 260 Euro.
In Ostbelgien gibt es derzeit etwa 500 Personen, die zur Jagd berechtigt sind, entweder als Jagdpächter oder als eingeladene Jäger. Die Haupt-Jagdzeit erstreckt sich vom 21. September bis zum 31. Dezember.
Manuel Zimmermann
Danke für diese Berichterstattung! Sie zeigt, dass Jagd weit mehr ist als Waffenbesitz und das Bestehen einer Prüfung. Es geht um Respekt vor der Natur, nachhaltiges Wildtiermanagement und den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Jagen bedeutet eben nicht nur „Tiere schießen“ , sondern erfordert viel Wissen und Engagement – von Gesetzgebung über Ökologie bis hin zur Naturkunde.
Die zunehmende Diversität unter den Teilnehmern und die Tatsache, dass auch immer mehr Frauen & junge Menschen den Weg zur Jagd finden, zeigen, dass dieses Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Die Jagd wird von vielen als Möglichkeit wahrgenommen, sinnvolle Zeit in der Natur zu verbringen und gleichzeitig Verantwortung für eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen zu übernehmen.
Auch die klaren gesetzlichen Regelungen, die den Umgang mit Waffen sowie die Jagdpraxis regeln, werden gut dargestellt. Das trägt hoffentlich dazu bei, Vorurteile abzubauen und die Jagd als strukturiertes + verantwortungsbewusstes Hobby zu präsentieren.
Leider ein völlig unkritischer und unkommentierter Bericht. Wer Jäger im Wald trifft, der sieht sich eher an militarisierte, heteronormative Junggesellenvereine erinnert. Und der Fuhrpark ist weder mit normalem Budget noch Umweltschutz vereinbar.