Eine Zeitreise in Eupens Geschichte als Tuchmacherstadt. Restaurierte Fotografien zeigen die prächtige Villa der Tuchmacherfabrikanten Peters an der Monschauer Straße. Das "feine Tuch" ist ein Originalstoff. In tiefem Schwarz. Gewebt um das Jahr 1900. Zu sehen im Haus Küchenberg, dem damaligen Sitz der Tuchmacherfamilie Homberg, erklärt Alfred Küchenberg:
"Wir sind hier in der Haasstraße 42. In der Haasstraße war die Tuchindustrie sehr aktiv. Es war vor allem eine Färberstraße. Die Haasstraße war bekannt für ihre Färbereien. Die Färber waren sehr aktiv und färbten für alle Tuchfabrikanten aus der Gegend, Verviers oder Aachen."
Dabei galt in Eupen gefärbter Stoff von höchster Qualität. Schwarz und dunkelblau waren besonders begehrt - für Uniformen und Anzüge. Seit acht Generationen ist das ehemalige Tuchmacherhaus in Familienbesitz. Die Exporte des Eupener Tuchs gingen in alle Welt. Alfred Küchenberg:
"Hier in diesem Haus lebte ebenfalls Jean Homberg, den wir hier sehen. Das Bild muss wohl so um 1830 gemacht worden sein. Er hatte hier eine Manufaktur. Bekannt ist von ihm dieses schöne Firmenemblem, wo man den Transport in den Orient sieht."
Die Brücke in die Gegenwart schlagen die Macher rund um das Modeatelier "4N". Besonders die feinen Eupener Wollstoffe haben es Marie-Claire Duprez und Schneiderin Nathalie Nazarova angetan. Im Stadtmuseum bekommen sie das "Musterbuch" von der Tuchfabrik Peters - mit Stoffmustern aus den Jahren 1925 bis 1926.
Marie-Claire Duprez ist begeistert: "Das war wie eine Geschichte, die sich offenlegt. Dann haben Nathalie und ich uns diese Stoffe genau angeschaut, um dann die bestmögliche Qualität der heutigen Stoffe zu finden. Dann muss man natürlich die Stoffe auch berühren, die Struktur des Stoffes sehen"
Fündig wurden die beiden überwiegend in Italien. Aus den feinen Wollstoffen ist eine komplette Kollektion entstanden - ganz im Stil der 1950er Jahre. "Ich finde immer schlichte, schöne, klassische Sachen sehr schön. Auch, weil man die gute Qualität vom Stoff sehen kann. Man muss nicht viel überlegen. Es muss schlicht sein. Ich zeige immer gerne diese schönen Stoffe", erklärt Schneiderin Nathalie Nazarova.
In Szene gesetzt wurde die neue Eupener Kollektion bei einem professionellen Fotoshooting. Selbst wenn die Models keine Profis sind - der Fotograf Christian Charlier ist einer - und das aus Leidenschaft: "Vom Stil, von der Überlegung, wie gehe ich da ran? Schwarz-weiß war klar. Ich wollte ein Objektiv dransetzen - bei allen Bildern gleich - und aus der Hand. Ich habe eine einzige Lichtquelle eingesetzt. Der Rest ist alles vorhandenes Tageslicht. Das heißt, man bewegt sich am Limit von Schärfe und Verwacklungsgefahr. Aber das war alles gewollt. Es sollte nicht perfekt sein. Im Mittelpunkt stehen die Personen, die Mode und das Tuch kommen dann hinzu."
Entstanden sind die Fotos in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Tuchfabrik Peters. Auch das wieder ein Brückenschlag zwischen damals und heute. So kann sich der Besucher auf eine "textile Zeitreise" freuen.
Die Ausstellung "Stoffe wie damals für Kleider von heute!" ist am Sonntag, den 26. Januar von 13 bis 17 Uhr im Haus Küchenberg in Eupen zu sehen. Adresse: Haasstraße 42, 4700 Eupen.
Simonne Doepgen