Es ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten. Am Mittwochmorgen gab die Unternehmensleitung der Hexcel Corporation bekannt, die Schließung des Werks in Welkenraedt in Betracht zu ziehen. "Sogar die lokale Direktion wusste nicht Bescheid", erklärt Vera Hilt, die Regionalsekretärin der CNE. "Hier und da wurde immer wieder die Frage gestellt, wie es in Zukunft mit dem Werk weitergeht. Einige Projekte fielen ins Wasser. Aber dass die Schließung bevorstehen könnte, daran hat keiner gedacht."
Es ist noch unklar, ob das Werk tatsächlich schließen wird. Die Unternehmensleitung habe am Mittwochmorgen lediglich die Intention verkündet, betont Vera Hilt.
Die Renault-Prozedur wurde nun eingeleitet. Sie sieht zunächst eine Informations- und Konsultationsphase zwischen den Gewerkschaften und dem Unternehmen vor. "Während dieser Zeit darf das Unternehmen niemanden entlassen", erklärt Hilt. "Die Angestellten arbeiten jetzt erst einmal weiter wie 'normal' – so schwer das auch sein mag. Erst in einer zweiten Phase kann es zu Kündigungen kommen. Das müssen wir dann auch verhandeln."
Für die 109 Mitarbeiter und ihre Familien herrscht jetzt erst einmal Unklarheit. "Wie es die Renault-Prozedur vorsieht, werden wir jetzt erst einmal Fragen stellen. Wir verstehen die Entscheidung nicht wirklich. Im Jahr 2024 haben wir schwarze Zahlen geschrieben", sagt der Gewerkschaftsdelegierte Eric Dumonceaux. "Ich arbeite seit über 35 Jahren hier. Wir haben schon viele Umstrukturierungsmaßnahmen erlebt. Wir hätten niemals daran gedacht, dass uns eine potenzielle Schließung bevorsteht. Ich betone es auch nochmal, dass es sich vorerst um eine Intention handelt."
Die Situation bei Hexcel ist kein Einzelfall. Im gegenüberliegenden Unternehmen Copeland wird die Produktion von Kompressoren eingestellt. Über 200 Mitarbeiter drohen ihren Job zu verlieren.
Die wirtschaftliche Situation ist nicht seit gestern angespannt. Arbeitgeberverbände zeichnen ein düsteres Bild. Eine unsichere weltpolitische Lage, hohe Arbeitskosten, hohe Energiekosten - die Herausforderungen sind vielfältig.
"Dass die föderale Regierung noch immer nicht zustande gekommen ist, verbreitet auch sehr viel Unsicherheit", weiß Volker Klinges, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostbelgien. "Wir warten auf die neue Regierung und auf Maßnahmen. Wir wissen auch, dass uns Europa den blauen Brief geschickt hat. Dieser sieht vor, dass massive Haushaltseinsparungen vorgenommen werden müssen. Wir brauchen schnellstmöglich eine neue Regierung und Klarheit, was die rechtliche Lage betrifft."
Für die 109 Mitarbeiter von Hexcel ist nun Aushalten angesagt. Die Gewerkschaften werden in den nächsten Wochen und Monaten versuchen, so viele Entlassungen wie möglich zu verhindern.
Dogan Malicki