Auch wenn es nicht zu den ganz großen Baudenkmälern gehört: Das frühere Spritzenhaus in Hünningen bei Büllingen bringt immerhin doch regelmäßig Leute zusammen, die sich für Dorfgeschichte interessieren. Zu diesen zählt beispielsweise Christel Jost.
"Dabei werden Fotos herumgereicht, wenn möglich, um herauszufinden, wer noch darauf abgebildet ist. Es werden Geschichten in Erinnerung gerufen. Und dabei entstand dann irgendwann der Gedanke, die gesammelten Funde auch mitzuteilen. So in der Form, wie andere Dörfer das auch machen, zum Beispiel Rocherath, haben wir denn auch gedacht, einen Monatskalender herauszugeben."
Das Schöne an so einem Kalender ist, dass er einen das ganze Jahr hindurch begleitet und man so nebenbei Dinge erfährt, wie etwa die alten Flurnamen, die Willy Jost vor beinahe 50 Jahren für seine Endarbeit erfasst hatte. "Wir haben mitten im Dorf am 'Dörnenbusch' oder 'An der Höhe', der Saal liegt auf dem 'Was'. Dann 'an der Käsekammer', wo kein Mensch weiß, woher der Name kommt. 'Auf Höchst', 'Brandfeld', 'Sohsfeld' usw.", erklärt Christel Jost.
Systematisch setzt der Hünninger Kalender bei der Nennung von Personen aus der Dorfgeschichte deren früheren Hausnamen voran - um ihn vor dem Vergessen zu bewahren. Brandrodung und Schiffelwirtschaft werden im neuen Kalender ebenso erklärt wie die damals gängige Kinderarbeit des Viehhütens oder die unausweichliche Entwicklung in der Landwirtschaft. "Da haben wir ein schönes Bild gefunden. Also da ist Josef Küpper mit dem Kaltblut auf dem Weg in die Moderne", erzählt Christel Jost.
Und dann gab es da die Erfahrung junger Leute, die in die Fremde geschickt wurden, um sich als Arbeitskräfte zu verdingen und dabei eine völlig andere Welt (einschließlich einer anderen Sprache) zu entdecken. "Da haben wir ein schönes Foto aus dem Jahr 1932, das zeigt 13 Dienstmädchen aus Hünningen, die vor dem Mädchenheim in Verviers stehen und sich in ihrem Sonntagsstaat, mit Handtaschen und Pelzen dem Fotografen zeigen."
Gleich mehrfach widmet sich der Hünninger Kalender 2025 dem überlebenswichtigen Beruf der Hebamme. "Besonders an eine Hebamme wird erinnert und das ist die Katharina Schmitz, später Frau Wirtz", berichtet Jost. "Sie hat das erste Kind, glaube ich, im Jahr 1908 auf die Welt geholt und den letzten in Hüningen im Jahr 1957. In ihrem 50. Dienstjahr ist diese Frau gestorben und hat so lange gearbeitet."
Das Deckblatt des neuen Kalenders und auch der Monat August sind einem Aushängeschild der Nordeifel gewidmet - dem "Weißen Stein". Ausgangspunkt ist hier eine Fotografie von Anfang der 1960er Jahre, "wo sieben junge Damen im Sonntagsstaat darauf sitzen, stehen und den Weißen Stein als Ausflugsort gewählt haben, was er heute noch ist. Auch wenn man nicht mehr viel sieht vom Weißen Stein und sich fragen muss: Wächst er zu oder versinkt er da im Moor?"
Dieser Frage wird sich dann eine künftige Ausgabe des Dorfkalenders widmen in Hünningen bei Büllingen. Noch, so sagte uns Christel Jost, sind von der 2025er-Ausgabe Exemplare zu bekommen.
Erhältlich ist der Hünninger Kalender 2025, der voller weiterführender Quellenangaben steckt, im ZVS-Museum in St. Vith, im "Marme - Hof und Laden" bei Ludwina Maraite und im Friseursalon von Bettina Drösch-David.
Stephan Pesch