Mit der Legende der Raunächte hat sich Journalist und Autor Hubert vom Venn näher beschäftigt. "Ich kenne die Raunächte von meiner Mutter. Für sie galt: Zwischen Weihnachten und dem 6. Januar darf man keine Wäsche aufhängen. Die Legende besagt, wenn man Wäsche aufhängt, kommen die Raunächte und nehmen die Wäsche. Im nächsten Jahr bringen sie die Wäsche als Leichentuch zurück."
Die Raunächte beginnen in der Nacht von Heiligabend und enden am 6. Januar. Diese Legende wird von Norwegen bis zur Lombardei erzählt. Je nach Region unterscheiden sich die Erzählungen allerdings.
Auch Hubert vom Venn hat eine Theorie, wie die Raunächte entstanden sind. "Meiner Ansicht nach sind die Raunächte aus einer Bande von dekadenten Adligen aus Lüttich entstanden. Sie hatten ein Wochenendhaus im Hohen Venn. Ein Priester hat einen Fluch über sie ausgesprochen. Als sie ins Venn geritten sind, entstand nur über ihnen ein Unwetter, das die Pferde aufgescheucht hat. Die Adligen fielen vom Pferd und sind erfroren. So wurden sie zu den Raunächten."
Die Raunächte sind also vor allem als böse Geister bekannt. Die Raunächte in Ostbelgien stellen allerdings keine Gefahr mehr dar. Sie sind Eiflern in dem ehemaligen Dorf Plénesse zum Opfern gefallen. Das Dorf wurde 1958 erbaut und vier Jahre später wieder abgerissen. Zu diesem mysteriösen Fall hat sich Hubert vom Venn eine Geschichte ausgedacht.
"Die Bauern sind weggezogen, weil unter der Erde immer ein Grollen war. Im vorigen Jahrhundert war dort eine Höhle. Clevere Leute haben dort ihre Wäsche aufgehangen. Die Raunächte wollten die Wäsche nehmen, sind aber in die Höhle gestürzt. Die Leute haben die Höhle zugeschüttet und deshalb toben unter Plénesse immer noch die Raunächte."
Die Raunächte werden auch wilde Nächte genannt. Und es gibt immer noch Menschen, die daran glauben - dabei geht es allerdings weniger um böse Geister, viel mehr werden Vorsätze für das neue Jahr festgelegt, wie Hubert vom Venn erklärt.
"Ich kenne sehr viele junge Leute, die die wilden Nächte auf eine andere Art feiern. Vor Weihnachten schreibt man auf viele kleine Zettel einen Wunsch. Es gibt einen Zettel mehr als Tage bis zum 6. Januar. Jeden Abend wird ein Zettel verbrannt und der Wunsch, der am Ende übrig bleibt, muss für das kommende Jahr verfolgt werden."
Marvin Worms