Eigentlich ist die Ära der Flippergeräte ja vorbei. Die Jüngeren der Gesellschaft kennen sie nicht einmal mehr. Dabei waren sie früher aus Kneipen, Frittenbuden und Co nicht einmal wegzudenken, erinnert sich Frank Laschet vom Verein Aixtraball. "Computerspiele kennt jeder, da ist man in der virtuellen Welt unterwegs. Das hier ist echt physikalisch, da rollt echt 'ne Stahlkugel übers Spielfeld, da ist auch kein Code generiert, der irgendwie sagt: 'Jetzt kommt das Endmonster oder was auch immer', sondern hier spielt Physik ein bisschen die Rolle. Man muss immer schauen, dass man möglichst viele Punkte holt mit einer Kugel und dass sie nicht ausgeht."
Während der Markt in den 70er Jahren boomte, sind Flipperautomaten heute kaum noch anzutreffen. Umso schöner ist es, dass der Verein Aixtraball in Würselen um die 50 Flipperautomaten ausstellt, die sogar noch bespielt werden können.
Angefangen hat alles vor zehn Jahren. "Wir hatten keinen Verein, wir waren private Sammler, haben uns ab und zu getroffen, weil jeder ein bisschen Ahnung hatte, auch wenn es ums Reparieren geht. Spielen kann glaube ich jeder, aber wenn was kaputt geht, dann war es schon komplizierter", erzählt Frank Laschet. "Jeder hatte so ein, zwei Flipper zu Hause stehen, aber die vermehren sich. Unser Chef sagt immer: 'Das sind Vierbeiner, die vermehren sich, die nehmen viel Platz weg'."
"Die Sammelleidenschaft ging weiter und irgendwann hatten wir so viele, dass manche im Gartenhäuschen hochkant standen, weil kein Platz da war und dann haben wir abends mal zusammengesessen und gesagt: Eigentlich müssten wir irgendwie 'ne Halle mieten, wo wir die einfach mal alle reinstellen und auch vielleicht der Öffentlichkeit zeigen, weil heutzutage sieht man die ja kaum noch irgendwo."
Es sei dem Verein und seinen Mitgliedern außerdem wichtig, dass die tollen Geräte nicht in Vergessenheit geraten. "Wir sind gemeinnützig, gucken, dass quasi diese Kultur bestehen bleibt, dass man Flipper heute auch noch spielen kann, nicht nur begutachten, sondern sich wirklich dran stellen und spielen kann", so Laschet. "Das hat ein bisschen Museumscharakter und deshalb diese Gemeinnützigkeit. Dadurch sparen wir uns auch die Vergnügungssteuer."
Michael Melder ist der Vorsitzende von Aixtraball und kümmert sich zum Zeitpunkt unseres Besuches um die Wartung der Automaten. Bald ist hier Tag der offenen Tür und da soll schließlich alles funktionieren. Er ist seit mehr als zehn Jahren leidenschaftlicher Sammler.
Ein Flipperautomat mit Spiderman-Motiven und -Figuren scheint einer seiner Lieblinge zu sein. Das Gerät komme aus Italien und sei echtes Schmuckstück. "Ich habe dieses Gerät gesucht. Das ist ein relativ hochpreisiges Gerät. Es ist jetzt schon ein paar Jahre her, da kam ein Angebot aus Italien und dort habe ich zugeschlagen. Aber das Gerät war in einem desolaten Zustand, womit man aber, wenn man sich auskennt, rechnen kann, weil es halt aus den südlichen Ländern kommt, wo die Geräte nicht so gut behandelt werden."
Als er das Gerät vor rund acht Jahren gekauft hat, hat er etwa 1.800 Euro dafür bezahlt. Heute würde er um die 5.000 dafür bekommen, sagt er. Insgesamt besitzt er etwa 22 Geräte. Und er pflegt seine Automaten richtig gut. Aber man müsse sich auch die Zeit dafür nehmen. "Wenn man ein Flippergerät komplett restaurieren möchte, so dass es wieder im Neuzustand ist, nimmt man das Gerät komplett auseinander, hat um die 7.000 Einzelteile und nach circa 250 bis 300 Stunden ist alles wieder zusammengebaut und wie neu."
Dabei sei es außerdem wichtig, viele Fotos zu machen. "Es gibt keine Anleitung, wie was auseinander- oder zusammengebaut wird. Es gibt detaillierte Einzelteil-Zeichnungen, aber nicht, wie man den Flipper komplett zusammenbaut." Dass er gelernter Maschinenbauer ist und seit 30 Jahren im IT-Bereich arbeitet, kommt ihm dabei gewiss zugute.
An ein paar Geräten muss er bis zum Tag der offenen Tür noch frickeln und dann kann es losgehen mit der Zockerei aus der guten alten Zeit.
Der Tag der offenen Tür findet am 29. Dezember in Würselen in den Räumlichkeiten des Vereins Aixtraball statt. Mehr Infos gibt es auf der Webseite des Vereins.
Julia Slot
Weil die Geräte Teil einer gesitteten Gesellschaft und Kneipenkultur waren.
Mir wäre lieb, man hätte wieder Verhältnisse wie in den 80ern, als Musikbox, Spielautomaten und Flipper einfach ein Teil der Gesellschaft waren. Sie trugen die Signatur einer solidarischen Gesellschaft wo jeder unabhängig von Familie, Alter, ethnischer oder finanzieller Herkunft seinen Platz respektiert bekam in der Gesellschaft ohne dicken Geldbeutel-Zwang.
Und das auch durch die Automaten die in den Gasthäusern standen und die draußen auf der Straße die passenden Autos dieser Zeit.