Ende Januar ist erstmal Zeit für einen Festakt der besonderen Art: Gefeiert werden 40 Jahre "Rat der Deutschsprachigen Gemeinschaft" (RdK). Er war am 30. Januar 1984 als die erste Exekutive vereidigt worden. Damit erhielt die DG eine eigene Gesetzgebungshoheit. Viele Wegbereiter und Gestalter der Autonomie waren zum Feiern ins St. Vither Triangel gekommen.
St. Vith ist Anfang Februar leider auch Schauplatz einer tödlichen Messerstecherei. Ein 21-jähriger Mann stirbt. Hintergrund sind unter anderem Drogengeschäfte. Vier Tatverdächtige werden verhaftet.
Am Veilchendienstag legen rund 70 Aktivisten den Betrieb im St. Vither Schlachthof lahm. Sie protestieren gegen das Töten von Tieren. Die Bauern fühlen sich provoziert – doch die Aktion kann friedlich beendet werden.
Seit Anfang Februar liegt das Kelmiser Schwimmbad auf dem Trockenen. Grund sind Baumängel. Seit Jahren läuft ein Rechtsstreit mit dem zuständigen Unternehmen. Seit Jahren gibt es keine Lösung. Die Schließung des Bades ist trauriger Höhepunkt der Saga Galmeibad.
Mitte April bereitet sich Sterneköchin Ricarda Grommes auf die Olympischen Sommerspiele in Paris vor. Die Chefin und ihr Team dürfen im belgischen Haus kochen. Bis zu 300 Menüs täglich werden die St. Vither Köche in Paris hinausschicken. Eine kulinarische und auch sportliche Höchstleistung.
Am 9. Juni ist es dann endlich soweit: Der Wahltag ist da. Rund 50.000 Menschen sind in der Deutschsprachigen Gemeinschaft wahlberechtigt. ProDG-Spitzenkandidat Oliver Paasch möchte wieder Ministerpräsident werden - und er wird es. Die bisherige Pro-DG-Bildungsministerin Lydia Klinkenberg wird zuständig für den Bereich Soziales. Für die CSP sind 25 Jahre Opposition vorbei. Spitzenkandidat Jérôme Franssen wird Minister für die Schlüsselressorts Unterricht und Beschäftigung. Ein Ministerposten geht auch an die PFF. Gregor Freches bekommt unter anderem die Ressorts Kultur, Sport, Jugend und Tourismus. Neue Präsidentin des Parlaments der Deutschsprachigen Gemeinschaft wird die erfahrene CSP-Frau Patricia Creutz-Vilvoye. Damit wird die 59-Jährige die erste Frau in diesem Amt.
Ins wallonische Parlament nach Namur schaffen es gleich drei deutschsprachige Kandidaten: Christine Mauel für die PFF, Patrick Spies für die PS und Freddy Mockel von Ecolo. Am 25. Juni leisten sie ihren Eid. Als neue Gemeinschaftssenatorin wird Liesa Scholzen von ProDG dem Parlament vorgeschlagen. Die 32-Jährige legt als eine der jüngsten Senatorinnen am 18. Juli ihren Eid im Senat in Brüssel ab.
Der Sprung in die Kammer gelingt dem Kelmiser Luc Frank von der CSP. Der Sitz in Europa für die DG bleibt fest in der Hand der CSP: Der scheidende EU-Abgeordnete Pascal Arimont wird auch der neue Mann für die DG im EU-Parlament für die größte Fraktion EVP.
St. Vith ist ganz und gar im Burg-Fieber: Die Grabungen an der archäologischen Stätte im Herzen der Stadt gehen weiter. Seit 2020 wird hier geforscht. Stolz werden die ersten entdeckten Tonkrüge aus dem 14. und 15. Jahrhundert gezeigt. Die Bürgerinitiative Burg St. Vith träumt von einem Museum – die Burg habe viel Potential. Und das Interesse der Bevölkerung ist groß: Im November finden erste Burgführungen statt.
Am 13. Oktober werden auf kommunal- und provinzpolitischer Ebene die Karten neu gemischt. Der Machtwechsel gelingt dann schließlich in insgesamt vier der neun Gemeinden der DG. Neben Eupen und St. Vith gibt es auch in Büllingen und Kelmis neue Mehrheiten.
Anfang November lädt die neue Regierung zur Pressekonferenz. Die Nettoprimärausgaben der DG sollen zwischen 2025 und 2029 um 6 Prozent gekürzt werden. Die Einsparungen betreffen den öffentlichen Dienst und die Bereiche Beschäftigungshilfen und Kultur. Eingefroren werden das Kinder- und Pflegegeld – dort wird es keine Erhöhungen in den kommenden zwei Jahren geben.
Der November endet mit einer klaren Ansage für die Schulen: Ab dem kommenden Schuljahr greift ein vollständiges Nutzungsverbot von Handys und Smartwatches in allen Primar- und Sekundarschulklassen.
Viel Grund zur Freude hatten im November über 1.000 Musiker in 24 Vereinen der DG. Bei der Einstufung der Musikvereine durch eine Fachjury gaben sie im St. Vither Triangel ihr Bestes. Sechs Jahre hatten die Vereine wegen der Corona-Pandemie auf eine Einstufung warten müssen. Jetzt war es endlich wieder soweit. Den krönenden Abschluss machte die Königliche Harmonie Hergenrath: Sie schaffte es auf 96 Prozent.
Anfang Dezember ist aber auch Zeit für ausgelassene Freude: Der St. Vither Thierry Neuville und sein Co-Pilot Marijn Wydaeghe haben in Japan den Rallye-Weltmeistertitel eingefahren. Ganz Ostbelgien, ja ganz Belgien ist im Rallye-Fieber. Bei einer großen Party am 4. Dezember im St. Vither Triangel feiern mehr als 2.000 Fans die beiden Rallye-Fahrer.
Das Jahr geht mit schmerzhaften Erinnerungen zu Ende. Im Mittelpunkt steht vielerorts das Gedenken an die brutalste Schlacht des Zweiten Weltkrieges: die Ardennenoffensive. Im Morgengrauen des 16. Dezember 1944 beginnt der deutsche Angriff. In den Kantonen Malmedy und St. Vith sterben in der Folge 2.500 Menschen. Mehr als 20.000 Häuser werden vor allem im Zuge der alliierten Gegenoffensive zerstört.
Weihnachten 1944 wird St. Vith dem Erdboden gleich gemacht. Zeitzeugen erinnern sich bei einer Podiumsdiskussion im St. Vither Triangel Mitte Dezember. Nie wieder Krieg lautet der Appell - mahnend und hoffnungsvoll zugleich.
Simonne Doepgen