Treffpunkt: Eine große Wiese irgendwo in Thimister-Clermont. Es nieselt, aber immer wieder kämpft sich die Sonne durch die Wolkendecke. Die beiden Landschaftsgärtner Radis Radermacher und Pascal Duveau sind gut eingepackt. Sie tragen dicke Wanderschuhe und die gleiche graue Winterjacke. Auf dem Rücken der beiden ist der Aufdruck "Weihnachtsbaum.be" zu lesen.
Bevor es zu den Tannenbäumen geht, halten sie kurz bei ihren besten Mitarbeitern an. Es sind vier zottelige Shropshire-Schafe. Sie kommen ursprünglich aus England. "Die Schafe fressen das Wildkraut, das um die Tannenbäume herumwächst. Sie knabbern aber nicht an den Tannenbäumen. Das ist das Besondere", erklärt Radis Radermacher.
Auf einer Fläche von rund zwei Fußballfeldern haben sie ihre Tannen gepflanzt. Es sind über 5.000 Stück, die in Reih und Glied stehen. Radis Radermacher und Pascal Duveau haben sie vor drei Jahren eingesetzt. Was sofort ins Auge fällt: ihre Größe. Keine Tanne ist größer als ein Unterarm. Es dauert rund sieben Jahre, bis eine Tanne groß genug ist, um als Weihnachtsbaum verkauft zu werden.
"Die Nordmanntanne ist eigentlich der klassische Weihnachtsbaum, den man sich ins Haus stellt. Die Nadeln bleiben sehr lange am Baum dran", weiß Radis Radermacher. "Für uns ist das ganze Jahr über Weihnachten, was die Pflege angeht. Wir sind alle zwei bis drei Wochen in den Feldern, um nach dem Rechten zu schauen. Dabei unterstützt werden wir von unseren Schafen."
Es wird also noch eine Weile dauern, bis die beiden ihre eigenen Weihnachtsbäume verkaufen können. Weihnachtsbäume verkaufen sie aber trotzdem – und zwar auf einem Parkplatz an der Herbesthaler Straße in Eupen. Die Tannen kommen aus NRW, sind dort großgezogen worden und warten nun darauf, geschmückt zu werden. Neben den zahlreichen Bäumen steht ein Weihnachtsbüdchen. Glühwein und regionales Bier werden ausgeschenkt.
René und Jacob sind die ersten Kunden an diesem Samstagmittag. Für sie kommt kein Plastikbaum in Frage. "Der Duft spielt eine wichtige Rolle", findet René. "Die Bäume werden ja heutzutage sowieso ausschließlich für die Weihnachtszeit angepflanzt. Ich denke, dass es deswegen der Natur nicht schadet."
Radis Radermacher und Pascal Duveau sind ein eingespieltes Team und nehmen sich Zeit für jeden Kunden. Wenn dann einmal der Baum ausgewählt ist, geht es richtig zackig. Der Baum bekommt ein Netz übergezogen. Anschließend wird der Stamm eingekürzt. Und dann geht's auch schon auf den Anhänger oder in den Kofferraum.
Radis und Pascal arbeiten schon seit 20 Jahren als Landschaftsgärtner – in unterschiedlichen Unternehmen. Nun möchten sie, was das Weihnachtsgeschäft angeht, gemeinsame Wege gehen.
"Warum Weihnachtsbäume? Im Endeffekt ist es eine Herzensangelegenheit", erzählt Pascal Duveau. "Als wir noch gemeinsam in der Lehre waren, haben wir schon darüber gesprochen. Vor ein paar Jahren ist das Thema dann nochmal auf den Tisch gekommen. Dann haben wir gesagt, dass wir das Ganze mal anpacken."
Bis zum 23. Dezember werden sie noch Tannen verkaufen. In einigen Jahren bieten Radis Radermacher und Pascal Duveau dann hoffentlich ihre eigenen, nachhaltigen Weihnachtsbäume an.
Dogan Malicki