Einmal in die Vergangenheit bitte. Die rund 25 Besucher folgen der Archäologin Audrey Olbertz auf Schritt und Tritt durch den Schlamm. Die meisten tragen Gummistiefel.
Es gibt viel zu erzählen. In den letzten Jahren sind die Arbeiten gut vorangekommen. So konnte unter anderem ein Brunnen freigelegt werden. Er ist zwölf Meter tief und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Ganz unten ist noch Wasser zu sehen.
Mauerwerke aus unterschiedlichen Epochen, Kanonenkugeln, Reste von mittelalterlichen Lederschuhen: Vieles ist schon ans Tageslicht gekommen, aber einiges liegt noch unter der Erde. Das weiß auch Audrey Olbertz vom archäologischen Dienst der DG.
"Das ist nicht einmal ein Viertel von der gesamten Anlage. Die Burg von St. Vith war viereckig und hatte einen Turm an jeder Ecke. Wir haben jetzt zwei Türme teilweise ausgegraben und eine Verbindungsmauer."
Ein Großteil der Burg befindet sich unter bewohnten Häusern, die einen Steinwurf von der St. Vitus Kirche entfernt stehen. Es muss sich aber keiner darum sorgen, enteignet zu werden.
Abseits vom Trubel ist Archäologe Wolfgang Messerschmidt mit seiner Spitzhacke mal hier und mal da zu sehen. Der Wind bläst durch seine etwas längeren, grauen Haare. Er wirkt ein wenig wie ein verrückter Professor, der mit vollem Engagement seiner Arbeit nachgeht. Er leitet das Treiben auf dem Gelände der Grabungsstätte von Anfang an. Ein riesiger Spielplatz, auf dem es immer wieder was zu entdecken gibt.
"Mit Entdeckung und Ausgrabung der Burg haben wir den ältesten Siedlungskern der Stadt St. Vith ergraben. Es gibt Indizien dafür, dass St. Vith schon vorher besiedelt gewesen ist. Aber die erste echte archäologische Baugeschichte St. Viths beginnt mit der Anlage der Burg durch den Herrn von Falkenburg. Das war in den Jahren 1351 bis 1353. Das ist schriftlich in den Quellen nachweisbar."
Die nächste Besuchergruppe rückt an. Eine Person mit knallgrüner Jacke sticht sofort ins Auge. Es ist der Kulturminister Gregor Freches.
"Ich denke, dass es ein wichtiger Aspekt ist, dass wir der breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, die Ausgrabungen zu zeigen. So ein Blick vor Ort, macht einfach Spaß und Freude", erklärt der Minister.
Und, hatten die Besucher Spaß und Freude?
"Es war sehr interessant für mich. Es ist schön, das Ganze mal von Nahem gesehen zu haben. Es ist ja unwahrscheinlich, wie tief das hier herunter geht", zeigt sich Siegfried Jenniges beeindruckt.
Die Grabungsstätte soll in nächster Zeit winterfest gemacht werden. Unter anderem werden die Fundstücke mit Vlies zugedeckt.
Öffentliche Führungen sollen trotzdem stattfinden. Die nächste Führung findet am 15. Dezember statt. Die Plätze sind begrenzt und eine vorherige Anmeldung unter kulturerbe@dgov.be erbeten.
Dogan Malicki