Et wor es annesch (Es war mal anders) - so der Titel des neuen Jahreskalenders aus Rocherath-Krinkelt. Die 19. Ausgabe widmet sich verschiedenen Aspekten des Eifeler Alltagslebens in der vermeintlich "guten alten Zeit", erklärt Karl-Josef Drösch von der Geschichtsgruppe.
Nach ihrer Recherche sind die Heimatforscher zu dem Schluss gekommen: "Wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass das nicht immer 'die gute alte Zeit' war. Es war vielleicht beschaulicher, aber die Leute mussten hart arbeiten. Es gab viel Armut, und sie haben viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Das Wetter spielte nicht immer mit, und sie hatten nicht die Möglichkeiten wie heute."
Über 20 Fotos dokumentieren die früheren Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in der Eifel. Mit "Vell Schnie - viel Schnee" ist der Januar überschrieben, der an harte Winter erinnert. Mitte des 19. Jahrhunderts führten Wetterunbilden und damit wachsende Armut zu einer Auswanderungswelle nach Amerika.
Noch vielen in Erinnerung ist der Februar 1953. "Auf einem Foto sieht man einen Bulldozer und Soldaten. Das war das Jahr, in dem in Hamburg die große Überschwemmung war. In unserer Gegend gab es viel Schnee mit Verwehungen bis zu vier Meter hoch", erklärt Karl-Josef Drösch. "Man sah sich gezwungen, Bulldozer von der Armee anzufragen. Es waren einige hundert Stück in ganz Ostbelgien unterwegs, um die Dörfer wieder freizumachen."
Die Einführung von Elektrizität und Wasser im Dorf, Fortbewegung und Kommunikation, Kleidung und Einrichtung sind weitere Themen im Kalender. Unter dem Titel "Wat jett et Nöes" wird dokumentiert, wie sich die Menschen früher informierten. "Die ersten Radios kamen in den 1930er Jahren auf, als es Strom gab. Die meisten konnten sich das aber nicht leisten und waren auf die Zeitung angewiesen. Nach dem Krieg hatte aber jedes Haus schnell ein Radiogerät. In den 60er Jahren kamen dann die ersten Fernseher, und dann ging es sehr schnell."
Freizeit war bis Mitte des letzten Jahrhunderts ein Fremdwort für die Menschen in der Eifel. "Sie hatten zwar Freizeit, aber sehr begrenzt", weiß Drösch. "Sie spielten abends Karten oder gingen sich gegenseitig besuchen. Das war fast alles. Sonntags gab es den Frühschoppen nach der Messe. Während der Woche und in arbeitsreichen Jahreszeiten wie dem Sommer gab es nicht viel Freizeit. Im Winter hatten sie etwas mehr Ruhe."
Dass die Geschichtsgruppe Rocherath-Krinkelt ihr Wissen über die Lebensbedingungen in der Eifel mit Bildern dokumentieren kann, verdankt sie der Bevölkerung. Viele Leute aus dem Dorf stellten ihre alten Fotoalben zur Verfügung, sagt Karl-Josef Drösch. "Da sind viel interessante Fotos drin. Fotografie gibt es schon ab 1900. Später gab es natürlich mehr. Daraus können wir viel entnehmen. Wir fragen auch immer die Leute, dass sie uns Fotos zur Verfügung stellen. Wir haben immer noch eine sehr große Reserve."
Und so gehen der Geschichtsgruppe Rocherath-Krinkelt die Themen nicht aus. Themen, die nicht nur für die Dorfbewohner interessant sind. Die nächste Ausgabe über die Auswanderungswelle aus der Eifel im 19. Jahrhundert ist schon in Planung.
Der Kalender 2025 der Geschichtsgruppe Rocherath-Krinkelt kostet 10 Euro und ist erhältlich im Kaufhaus "Bei Valérie" und in der Bäckerei Lambertz sowie im ZVS-Museum in St. Vith.
Kontakt: ingbert@ingbpalm.be
Weitere Infos unter rocherath-krinkelt.be.
Michaela Brück