Mit einem Video werden Kinder und Jugendliche darüber aufgeklärt, dass sie das Recht haben, in Familienstreitfällen wie Scheidungen angehört zu werden. Veröffentlicht wurde es auf der Seite des Kollegiums für Gerichte und Gerichtshöfe.
Das Video habe einen pädagogischen Hintergrund, sagt Familienrichterin Olivia Nistor. Dabei geht es auch darum, den Kindern eine häufig auftretende Angst zu nehmen: nämlich, dass sie sagen müssten, ob sie eher zur Mutter oder zum Vater möchten. "Viele - vor allem Jüngere - sind schon ein bisschen nervös und sagen: 'Ich weiß aber nicht, wie ich mich entscheiden soll.' In dem Moment sage ich ihnen, dass sie nicht entscheiden müssen, sondern für den Fall, dass sich die Eltern nicht einig sind, ich die Entscheidung treffen werde."
Nistor ist in solchen Fällen, die Familien und die Minderjährige betreffen, längst nicht nur als Richterin gefordert. "Natürlich sind die Kinder schon sehr gestresst, wenn sie hier ankommen. Sie sprechen mit einer Person, die sie vorher nie gesehen haben. Ich begleite sie dann in den Sitzungssaal, zeige ihnen alles. Stelle mich auch vor, erkläre ihnen auch noch mal, warum ich sie eingeladen habe zu diesem Gespräch, erkläre noch einmal, dass es mir vor allem wichtig ist, die Kinder kennenzulernen, von denen von Vater und Mutter in der Sitzung gesprochen wird, dass es mir wichtig ist, zu sehen, wie sie die Situation sehen, wie sie Streit empfinden."
Die beiden Elternteile werden selbstverständlich auch angehört. Anhand welcher Kriterien wird dann letztlich das Urteil gefällt? "Es gibt schon natürlich Grundsätze im Gesetz, die festgesetzt sind", erklärt Nistor. "Aber ansonsten sind es schon natürlich sehr viele Sachen, die vorgetragen werden." Am Ende sei Fingerspitzengefühl gefragt - "natürlich immer mit dem Interesse des Kindes im Hintergrund".
Monatlich befragt die Eupener Familienrichterin durchschnittlich vier bis sechs Kinder in derartigen Streitsachen. Landesweit wurden in Belgien im vergangenen Jahr rund 20.000 Ehen geschieden.
Moritz Korff