Markus ist 32 Jahre alt, sein Bruder Tobias vier Jahre jünger. Beide sind hörgeschädigt. Markus arbeitet in den Beschützenden Werkstätten. Tobias ist für den Bauhof der Stadt Eupen tätig, arbeitet dort unter anderem im Archiv. Seit acht Jahren schon ist er Bauhof-Mitarbeiter. Die Kommunikation mit den Kollegen klappt gut. Ihre Söhne seien in vielen Dingen selbstständig, sagt Jacqueline Goor. Ob einkaufen oder Hausarbeit wie kochen und putzen - kein Problem für die Brüder.
Die Familie aus Eynatten verbringt viel Zeit miteinander. Wenn das Wetter gut ist, stehen oft Fahrradausflüge an. Raus aus dem Haus, rein in die Natur - eine der Leidenschaften der Brüder. Ganz wichtig: Auf drei Rädern. "Durch die Gehörschädigung ist der Gleichgewichtssinn weg und dann straucheln die. Und durch das Dreirad haben sie eine gewisse Stabilität", erklärt Vater Albert Goor.
Für seine Frau Jacqueline steht fest: "Unser Alltag ist schön. Wir sind es nicht anders gewöhnt. Wir haben es gut zusammen. Aber die Problematik ist, dass sie jetzt älter werden und isoliert sind."
Kontakt zu Gleichaltrigen ist selten. Wie steht es in der Deutschsprachigen Gemeinschaft um Unterstützung und Angebote, wenn es darum geht, Hörgeschädigte und Gut-Hörende zusammenzubringen? Sie habe unter anderem bei der Dienststelle für Selbstbestimmtes Leben nachgefragt, so Jacqueline Goor. "Vor Jahren, weiß ich, dass da welche waren, die sie begleiten. Das hat sich geändert seit einem Jahr. Bei Alteo habe ich mich jetzt angemeldet. Da sind sie auch schon gewesen. Aber da waren damals auch viele ältere Leute."
Die Schwierigkeit bestehe vor allem darin, Kontakt zu Jüngeren aufzunehmen. Jacqueline Goor richtet sich an Tobias: "Wenn andere Jugendliche kommen und sagen: Möchtest du mal mitkommen? Dann nimmst du Markus auch mit und du kannst ja Gebärden. Das wäre doch toll."
Wie man sich mit Hilfe der Gebärdensprache austauscht, das lernen Interessierte derzeit in der KAP Eupen. Ein Grundkurs wurde ab April auch in St. Vith angeboten. Der Bedarf ist da. Auch Sandra Lesmeister ist in Eupen dabei. "Ich habe eine gehörlose Schwester", sagt Lesmeister. "Ich habe als Kind nie Gebärdensprache mit ihr lernen können, weil sie sie auch damals in der Schule nicht gelernt hat. Jetzt habe ich gedacht: Jetzt muss man noch mal was tun, um die Kommunikation ein bisschen zu erhöhen. Man verständigt sich so, aber das ist natürlich nicht so einhundertprozentig."
Es sind nicht nur familiäre Gründe, die zur Teilnahme am Grundkurs Gebärdensprache bewegen, sondern oft auch berufliche. "Da zielt man auch ganz klar auf die Zielgruppe der Menschen ab, die zum Beispiel in den Schulen mit Kindern zu tun haben, die eine Hörschädigung haben, um sich mit ihnen auseinandersetzen zu können, in Pflegeheimen oder aber auch in den Betreuungszentren und Tagesstätten", erklärt Natalie Peikert, die Geschäftsführerin der KAP Eupen.
Eine der Botschaften, die Dozent Harro Drescher in Eupen vermittelt, lautet: Gebärdensprache ist vielschichtig. Handzeichen, Blickkontakt, Gesichtsausdruck, Lippenbewegungen. Das alles ist Kommunikation. Und Kommunikation ist alles.
Moritz Korff
Sie können ja mal die HOB kontaktieren. Oder einfach mal an einem dritten Dienstag im Monat um 18.30 im PRT in Eupen vorbei schauen . Hat die HOB Versammlung.