Vor vier Wochen wurde beim bald dreijährigen Nathanaël eine plastische Anämie festgestellt. Wie lange er zuvor bereits unter dieser Krankheit gelitten hat, könne man nicht sagt, so sein Vater Lukas Reuter. Der 31-Jährige stammt aus Wirtzfeld, lebt seit sechs Jahren in Berlin. Dort sind er und seine Frau Lara, die aus Vielsalm kommt, als Ärzte tätig.
Aber was ist eine plastische Anämie eigentlich? "Eine plastische Anämie ist eine Erkrankung, wo das Knochenmark manchmal aus erklärlichen, manchmal aus unerklärlichen Gründen plötzlich aufhört zu funktionieren", erklärt Lukas Reuter. "Das Knochenmark ist für den Körper immens wichtig, da es die verschiedenen Blutbestandteile produziert, sprich die roten Blutkörperchen, die das Sauerstoff transportieren, die Blutplättchen, die für die Gewinnung zuständig sind, und die weißen Blutkörperchen, die ein großer Bestandteil des Immunsystems darstellen. Und alle drei Linien sind bei Nathanaël betroffen, sprich er produziert kein Blut mehr."
Sein Sohn erhalte regelmäßig Transfusionen, sagt Lukas Reuter. Eine Dauerlösung sei das aber nicht. Und da die weißen Blutkörperchen nicht ersetzt werden könnten, sei Nathanaëls Immunsystem sehr geschwächt und der Junge hoch anfällig für Infektionen.
Um einen Stammzellenspender für den Zweijährigen zu finden, ist bereits die internationale Spenderdatenbank mit rund 50 Millionen Einträgen durchforstet worden. "Es ist leider kein einziger gefunden worden, der perfekt passen würde. Und daher ist es uns umso wichtiger, in der Heimat einmal nachzufragen, an die Leute zu appellieren, weil es in der Heimat halt viel wahrscheinlicher ist, jemanden zu finden als diese Wahrscheinlichkeit von eins auf 50 Millionen."
Es gehe darum, einen Spender zu finden, dessen Knochenmark einen Fingerabdruck aufweise, der jenem des Kindes so nah wie möglich komme. Da der Fingerabdruck über die Gene übermittelt wird und Nathanaëls Eltern aus Ostbelgien stammen, sei es viel wahrscheinlicher, diesen in der Heimat wiederzufinden als in Berlin, erklärt sein Vater.
In Frage kommen gesunde Personen zwischen 18 und 40 Jahren. Das Vorgehen bei der Registrierung ist einfach: Es wird Blut entnommen und ein Beratungsgespräch durchgeführt. Und selbst wenn man nicht als Stammzellenspender für Nathanaël in Frage kommt, kann man durch die Eintragung in das Spendenregister potentiell anderen Erkrankten helfen.
Was geschieht, wenn der passende Spender gefunden wird? "Das passiert alles auf einer anonymen Ebene. Das heißt, wenn jemand, der sich als Spender einträgt, kontaktiert wird, dann wird diese Person nie wissen, ob das jetzt Nathanaël hilft oder irgendeinem anderen Kind oder Erwachsenen auf dieser Welt. Man wird kontaktiert, man wird noch einmal gefragt, ob man immer noch einverstanden ist mit einer Spende, bekommt dann noch mal eine genauere Aufklärung, würde für ein paar Tage eine Injektion bekommen, die das eigene Knochenmark stimuliert."
Und dann gibt es je nach Erkrankung und je nach Spender zwei Verfahren, erklärt Reuter. "Entweder eine Knochenmarkspende. Dazu wäre tatsächlich eine kurze Narkose und eine Biopsie des Knochenmarks nötig. Oder das, was heutzutage meistens gemacht werden kann: eine sogenannte Stammzellspende. Das wäre so ähnlich wie bei einer Blutspende. Eine Blutentnahme, die etliche Stunden dauert und bei der Stammzellen herausgefiltert werden aus dem körpereigenen Blut." Nach einer Aufbereitung im Labor werden diese dann dem Erkrankten verabreicht.
In Absprache mit dem Roten Kreuz wurden einige Blutspendetermine in Ostbelgien zu Hybridterminen zwecks Registrierung zur Stammzellspende umfunktioniert. Mehr Infos auf der Webseite des Belgischen Roten Kreuzes.
Termine:
- Dienstag, 1. Oktober und 8. Oktober, jeweils 16 bis 20 Uhr: Eupen, Rotkreuz-Zentrum, Rotenberg 33
- Mittwoch, 2. Oktober, 16 bis 20 Uhr: Büllingen, Bischöfliches Institut (BIB), Am Wittumhof 10
- Donnerstag, 3. Oktober, 15 bis 20 Uhr: Weismes, Pfarrheim, Rue du Marché 20
- Mittwoch, 9. Oktober, 16 bis 20 Uhr: Bütgenbach, Grundschule Wirtzfelder Weg 6
- Freitag, 18. Oktober und 25. Oktober, 17:30 bis 20:30 Uhr: Burg-Reuland, Paul Gerardy Grundschule, Burg-Reuland 63
- Donnerstag, 31. Oktober, 15 bis 19 Uhr: Malmedy, Rotes Kreuz-Haus, Avenue de la Gare 28
Moritz Korff
Laut meiner Hausärztin bin ich mit 59 Jahren zu alt um eine Stammzellenspende abzugeben. Dafür kommt man nur in Frage wenn man zwischen 18 und 50 Jahren alt ist. Das sollte man schon wissen.