Für Justin Schoenen aus Eynatten vermischen sich im Eupener Unternehmen Capaul, einem Hersteller für Präzisionsmechanik, Ausbildung und Beruf. Fest steht: Der 24-Jährige hat endlich seine Berufung gefunden, nach zwei abgebrochenen Studiengängen, die für ihn erste und einzige Wahl waren, aber doch nicht erfüllend. "Dann habe ich letztendlich etwas Praktischeres gesucht. Ich bin auf die Lehrstellenbörse des IAWM gegangen und habe Capaul entdeckt."
Schnuppertage, Praktikumstage und noch mehr Aktionen gibt es mittlerweile in Ostbelgien, um den Lehrberuf schmackhaft zu machen. Doch in der Praxis bleibt er für viele nur die zweite Wahl. Auch weil Eltern meist ein Studium bevorzugen. Für Tom Henkes, Inhaber von Capaul, hakt es an der Vorstellung, was alles möglich ist. "Wir sind nicht mehr der klassische Maschinenschlosser, wo man in Öl und Spänen steht. Bei uns findet man eine Kombination aus Mechanik und Informatik. Diese Vorstellung, dass es das in Ostbelgien gibt, ist oft gar nicht da."
Dabei sind die Jobperspektiven im Handwerk alles andere als schlecht: 15 Mitarbeiter möchte Capaul nächstes Jahr einstellen. Darunter Maschinenbediener, Carossiers, Automechaniker, Programmierer und Auszubildende. Bezahlt wird bei Capaul nicht nach Diplom, sondern nach Leistung und Können. "Es sind vor allem Leute, die die Ausbildung gemacht haben, die sich weiterentwickelt haben, die Lust hatten sich technisch weiterzuentwickeln, die die Topverdiener sind. Wir machen keinen Unterschied zwischen Universitätsdiplom, Hochschuldiplom, Abitur oder Lehre. Wir schauen nach den Kompetenzen und die sind eigentlich am besten, wenn man aus der Ausbildung kommt."
Eine Ausbildung, die keine Sackgasse ist - ein weiteres Klischee, gegen das sich der Lehrberuf wehren muss, sagt Verena Greten, Direktorin des Instituts für Aus- und Weiterbildung im Mittelstand und in KMU (IAWM). "Wenn man motiviert ist, geht es auch nach der Ausbildung weiter und kann man auch noch ein Studium dranhängen, oder Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen weiter nutzen. Das ist keine Sackgasse."
Ein Vorteil ist auf Seiten der Jugendlichen: Es gibt immer mehr Ausbildungsbetriebe in Ostbelgien und so gut wie jeder Lehrberuf steht offen. "Insofern kann ich nur die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufmuntern, in die Lehrstellenbörse des IAWM reinzuschauen und zu gucken, was alles möglich ist."
Wer Unternehmen und ihre Arbeit kennenlernen möchte, kann sich den 2. Februar 2025 vormerken. Dann findet in St. Vith im Triangel der Markt der Lehrberufe statt. Dort präsentieren sich viele Ausbildungsbetriebe aus der Region.
Manuel Zimmermann
Es gibt keinen Fachkräftemangel. Es gibt nur einen Mangel an Betrieben, die einen ordentlichen Lohn zahlen wollen. Wer gut bezahlt, findet problemlos Mitarbeiter.