Schlicht, zeitlos und funktional haben sich die Gemeindeverantwortlichen in Raeren das neu gestaltete Rathaus gewünscht. Im renovierten Sitzungssaal präsentierte Bürgermeister Mario Pitz zusammen mit Schöffe Ulrich Deller und Generaldirektor Pascal Neumann den Umbau.
Im Fokus sollten nicht das Kollegium und die Ratsmitglieder stehen, sondern die Bürger. "Das Wichtigste war, unseren 11.000 Bürgern ein modernes und funktionales Dienstleistungsgebäude zur Verfügung zu stellen. Es steht allen offen für verschiedene Dienstleistungen", sagt Bürgermeister Mario Pitz (CSL). Zum Beispiel das Meldeamt auf der ersten Etage: Es ist am selben Ort geblieben, aber neu gestaltet. So gibt es jetzt die Möglichkeit, auch Einzelgespräche diskret zu führen.
Umgestaltet wurde auch der Eingangsbereich. Vor allem die Zugänglichkeit wurde verbessert. "Autonom konnte jemand im Rollstuhl oder mit Gehhilfe sich nur auf eine Klingel verlassen, um zum Aufzug vorgelassen zu werden. Das haben wir jetzt verändert, sodass auch jemand mit körperlicher Beeinträchtigung autonom vom Haupteingang bis zum Dachgeschoss gelangen kann."
Im Nebengebäude ist weiter das Bauamt untergebracht. Auch hier wurden die Räumlichkeiten renoviert. Angefangen mit dem Hochzeitszimmer, das sich in ganz neuem Design präsentiert.
Wäre es nach der vorigen Mehrheit unter Bürgermeister Erwin Güsting gegangen, wären hier im Nebengebäude alle Dienste zentralisiert worden. Dazu wäre ein Anbau nötig gewesen. "Dort wären die Bürgerdienste zusammengelegt worden. Einmal ein Empfang, wäre der Bürger direkt betreut worden. Vom Parkplatz wäre man ebenerdig problemlos hingekommen", so Erwin Güsting (Mit Uns).
Doch die neue Mehrheit mit der CSL änderte die Pläne nach dem Koalitionswechsel. "Das Ganze hätte einen schlauchartigen Charakter gehabt. Die Diskretion fanden wir nicht gewährleistet. Das wäre sehr eng geworden und keine Aufwertung für den Service", sagt Bürgermeister Pitz.
Der Kompromiss wurde auch vom Koalitionspartner Ecolo mitgetragen, obwohl die Grünen in der alten Mehrheit das erste Projekt mit verabschiedet hatten. "Beim alten Projekt gab es schon in der alten Koalition unterschiedliche Wahrnehmungen. Durch den Wechsel hat dann die CSL gesagt, wir wollen unsere Pläne realisieren. Wir haben dann in der neuen Koalition einen vernünftigen Kompromiss gefunden, den wir mittragen konnten", erklärt der Erste Schöffe Ulrich Deller (Ecolo).
Auch das Personal sei in die Pläne einbezogen worden. "Es hat für die ersten Pläne viel Widerstand gegeben. Wir haben in der neuen Koalition dafür gesorgt, dass diese Wünsche anders Berücksichtigung finden konnten."
Wenig Zustimmung bei "Mit Uns"
Der Umbau findet bei der Oppositionsfraktion "Mit Uns" wenig Zustimmung - angefangen beim renovierten Sitzungssaal. "Einmal ist er kaum größer, die Zuschauerbank ist nicht optimal. Von der Belüftung her ist nichts gemacht worden." Kritik übt "Mit Uns" auch an den Kosten. Mit 920.000 Euro sei der Umbau nach dem neuen Plan nur unwesentlich günstiger als der auf eine Million Euro geschätzte erste Entwurf.
Und dass der Sitzungssaal nicht auf die erste Etage verlegt wurde, ist für die Opposition eine vertane Chance. "Wenn ich aber im Nachhinein schaue, was wir jetzt haben für viel Geld, aber wenig Änderung, wäre es das wert gewesen. Und wenn wir dann nicht den Zeitverlust gehabt hätten durch den Koalitionswechsel, hätte man von der Kostenentwicklung gegenüber jetzt circa 20 Prozent eingespart. Die Mehrkosten wären nicht so beträchtlich gewesen, sondern hätten einfach Sinn gemacht."
Während die Chance des Umbaus in den Augen der Opposition vertan ist, ist die aktuelle Mehrheit stolz, kein Prestigeobjekt, sondern ein Bürgerhaus ohne Prunk realisiert zu haben.
Michaela Brück