Der eine oder andere Anwohner dürfte wohl verdutzt aus dem Fenster geschaut haben, denn an der Bergstraße in Eupen konnten Bürger an einer Audio-Petition teilnehmen. Mit einem Hühnerei auf Rädern hat sich Gaia in der Nähe des Eupener Clowns breitgemacht. Im Hühnerei selbst waren zwei Kabinen mit je einem Mikrofon installiert. Teilnehmer riefen "Kikiriki" ins Mikrofon. Anschließend mussten sie ihren Namen, Adresse und E-Mail in einem Tablet eingeben. Fertig.
Hubert Keutgens war schon ganz früh vor Ort, um an der Petition teilzunehmen. "Ich finde, dass das Schreddern oder Vergasen der Küken eine Schweinerei ist. Ich bin ein großer Tierfreund und ich finde es schade, dass es in Belgien noch nicht verboten ist. In anderen Ländern ist es ja bereits verboten."
Laut einer von Gaia in Auftrag gegebenen Ipsos-Umfrage ist nur jeder dritte belgische Verbraucher über die Praktiken informiert. In Flandern, wo die meisten Eierproduzenten ansässig sind, ist das Vergasen und Schreddern von lebenden Küken erlaubt. In der Wallonie ausschließlich das Vergasen, erklärt Georg Kremer von Gaia Ostbelgien. "Es geht hier um ein großes, ethisches Problem. Millionen Küken werden jährlich geschreddert und das ist natürlich inakzeptabel. Die Situation darf so nicht weitergehen. Es ist unerlässlich, dass man Abhilfe schafft.
Aber wie? Gaia hat da einen konkreten Vorschlag. Er heißt "Ovo-Sexing". Bei dieser Methode wird das Geschlecht des Kükens schon im Ei vor dem Schlüpfen bestimmt. Mithilfe einer optischen Analyse kann die Farbe der ersten Federn bestimmt werden, die am Embryo durch die Schale hindurch erscheinen. Und anhand dieser Farbe kann man das Geschlecht des zukünftigen Kükens bestimmen. "Nicht geschlüpfte männliche Küken können dann rechtzeitig aussortiert werden. Sie kommen dann als Tierfutter in den Lebensmittelkreislauf zurück. Dann hat man nur noch die weiblichen Küken, die dann später Eier legen", erklärt Kremer.
Die Anschaffungskosten einer solchen Maschine seien für die Betriebe absolut verkraftbar, ist sich Georg Kremer sicher. Der Einkaufspreis pro Ei würde auch kaum steigen.
In Deutschland ist das Töten von Küken seit 2022 verboten. Bei unseren Nachbarn wird das "Ovo-Sexing" bereits angewandt. Deutsche Tierschützer beklagen aber, dass die deutsche Eierindustrie das Verbot umgeht - und zwar im europäischen Ausland.
Eine einheitliche europäische Lösung müsste also her. Leichter gesagt als getan. 2022 lehnte das EU-Parlament einen Änderungsantrag ab, der das Verbot der Tötung von Küken unterstützte.
Auch Nicole Schmitz hat vorbeigeschaut, um an der Petition teilzunehmen. "Ich komme für meinen Vater und für mich. Der wird bald 104 Jahre alt. Wir beiden finden diese Grausamkeit skandalös. Deswegen bin ich hier und finde, dass viel mehr gemacht werden müsste. Die Geschäfte hängen immerhin von uns ab. Wir Konsumenten müssen mehr Druck machen."
Tierschützer Georg Kremer ist sich sicher, dass sich auf den politischen Ebenen erst mal nichts verändern wird. Druck müsse trotzdem erzeugt werden. Und zwar durch Petitionen und aufgeklärte Konsumenten, die bewusste Kaufentscheidungen treffen.
Dogan Malicki
Ich bin sehr dankbar und froh dass immer noch Menschen mit Herz und Courage sich selbst jetzt in immer finsteren Zeiten für das Recht auf ein Leben in Würde bei allen Beseelten Lebewesen einsetzen.
Macht weiter so!