"Ja Zink, das neue Metall des 19. Jahrhunderts, auch das Plastik des 19. Jahrhunderts, wurde quasi in Kelmis gefunden beziehungsweise erfunden. Es war das reichste Zinkmineral-Vorkommen und wurde hier erstmals industriell hergestellt, also bei uns in der Region und ist von hier aus über Umwege dann quasi aus dem Untergrund von Kelmis auf die Dächer von Paris gekommen", bestätigt der Leiter des Kelmiser Museums Vieille Montagne, Jan Cetinkaya.
Es sei die Tochter des Eigentümers des Unternehmens der Vieille Montaigne gewesen, die Kontakte nach Paris hatte, so Cetinkaya: "Die Dame hieß Fanny Musselmann und die war mit dem damaligen Botschafter von Belgien in Paris verheiratet. Und sie war aber nicht unbedingt eine treue Ehefrau, sondern hatte zahlreiche Affären und hat so immer auch Werbung gemacht für das Produkt der Vieille Montagne, nämlich Zink."
Durch eine Liaison zwischen dieser Belgierin und einem Franzosen sei dann also das Zink in Paris an den Mann gebracht worden, erklärt Cetinkaya. "Sie hatte mutmaßlich eine Liaison mit dem Stadtplaner Eugène Hausmann von Paris, der ab ungefähr 1853 die Stadt Paris umgestaltet hat. Und wie sie das genau gemacht hat, wissen wir heute leider nicht mehr. Aber sie wird wohl ihre Mittel gehabt haben, um das Zink quasi an den Mann zu bringen."
Auch über die Region hinaus seien in Belgien viele Zinkdächer zu finden, erzählt Cetinkaya. "Wenn man nicht so weit fahren möchte, kann man gerne nach Kelmis ins Museum Vieille Montagne kommen. Wir haben ein denkmalgeschütztes Zinkdach, das auch ganz traditionell hergestellt wurde. Aber wenn man in Belgien unterwegs ist, muss man einfach nur die Augen offen halten. In Brüssel gibt es noch zahlreiche Zinkdächer, genauso in Lüttich und auch hier überall in unserer Region verteilt gibt es nicht nur Häuser mit Zinkdächern, sondern auch ganze Hausverkleidungen aus Zink."
Alle Infos zum Museum Vieille Montagne gibt es unter mvm-kelmis.be.
Julia Slot