Es ist grau und nass an diesem Samstagabend. Eine schmale Straße führt zum großen, weißen Bauernhaus, in dem das buddhistische Meditationszentrum vor 25 Jahren gegründet wurde. Links und rechts stehen viele Autos auf den matschigen Wiesen. Ihre Kennzeichen verraten: Aus ganz Deutschland sind die Menschen angereist.
Besucher und Anhänger der buddhistischen Gemeinschaft haben sich im Bauernhaus zum Essen versammelt. Biertische wurden aufgestellt. Gespeist werden Kartoffelpüree, Gemüse und Seitan - ein veganes Lebensmittel, das eine fleischähnliche Konsistenz besitzt.
Unter ihnen ist auch Carina Krämer-Bleicher. Sie hat den tibetischen Buddhismus nach Allmuthen gebracht und ist die Präsidentin des Meditationszentrums "Benchen Phuntsok Ling". "Durch die Vertreibung der Tibeter durch die Chinesen vor 70 Jahren sind viele aus Tibet geflohen und in die Welt gekommen", erklärt sie.
Einer dieser Tibeter war Tenga Rinpoche, ein hoher Gelehrter, der viel in Europa reiste. Carina Krämer-Bleicher lernte ihn kennen und schätzen. "Er hat einige Schüler 1998 damit beauftragt, sich nach einem Haus mit ausreichend Land umzuschauen. Mein Mann und ich hatten in Köln beim Frühstückstisch den Stadtanzeiger in der Hand. Da stand, dass ein Bauernhof in der Eifel zu verkaufen war", erinnert sich Carina Krämer-Bleicher.
Sie schlug ihrem buddhistischen Lehrer Tenga Rinpoche vor, das Meditationszentrum in Allmuthen zu errichten. Der Gelehrte kam vorbei und schaute es sich an. "Dann sagte er auf tibetisch: 'Ja, das soll es sein'."
Eine abenteuerliche Reise begann ab diesem Moment für die Gemeinschaft. Das gesamte Gebäude musste kernsaniert werden. Jedes Wochenende reisten zahlreiche Anhänger nach Allmuthen, um ihre gemeinsame Vision zu erfüllen. Und es klappte. Viele Jahre lehrte Tenga Rinpoche in Allmuthen, bis er 2012 seine Augen schloss.
Den Platz von Tenga Rinpoche in Allmuthen hat Lama Ngwanga eingenommen. Er speist gerade gemeinsam mit anderen hohen Gelehrten. Es sind tibetische Mönche, die für das Jubiläum vorbeigekommen sind. Sie fallen einem sofort ins Auge, mit ihren langen roten Wickelgewändern und kurz geschnittenen Haaren. Lama Ngwanga ist seit 2006 in Allmuthen. "Ich fühle mich wohl und bin sehr froh, hier zu sein", sagt er.
Lama Ngwanga wurde auf dem "Dach der Welt", der Himalaya-Region, groß. Mit 13 Jahren ging es für ihn ins Kloster. Er wurde Mönch und nach Allmuthen entsandt. "Ich versuche einmal im Jahr meine Familie zu treffen. Am Anfang war es schwer, sie nicht so oft zu sehen. Das Leben als Mönch bringt das aber mit sich. Ich versuche, die buddhistische Lehre so gut wie möglich zu praktizieren und weiterzugeben."
Eine wichtige Rolle spielt die nächste Generation der buddhistischen Gemeinschaft in Allmuthen. An Nachwuchs mangelt es jedenfalls nicht. Zu den Jüngeren zählt auch die 30-jährige Sophie Hormes, die schon von klein auf immer wieder von ihrem Vater nach Allmuthen mitgenommen wurde. Sie schätzt die buddhistische Lehre. "Ich finde die Grundstimmung einfach super. Man geht sehr achtsam miteinander um. Durch den Buddhismus habe ich gelernt, gelassener durch das Leben zu gehen."
Keine Buddhistin, aber dafür Sympathisantin ist Nachbarin Rosa Mölter. Sie lebt einen Steinwurf von der Gemeinschaft entfernt und hat in den 25 Jahren schon so einiges mitbekommen. "An einem Tag waren junge Lamas hier zu Gast und rund 400 Besucher vor Ort. Die jungen Lamas haben sich dann ein Auto geschnappt und sind damit gefahren. Die hatten aber keinen Führerschein und sind dann in meine Hecke gedonnert."
Dogan Malicki