Ich bin unterwegs in einem Wald bei Dahlem in der deutschen Eifel. Mein Ziel: Irgendwie durch die Nacht kommen. Zelt oder Schlafsack - Fehlanzeige. Ich trage nur eine Fleecejacke, eine dünne Wanderhose und einen Rucksack. Ein Feuerzeug, Essen oder Wasser habe ich auch nicht dabei. Dafür aber den Wildnistrainer Pascal Koch. Er kommt gebürtig aus Nidrum, ist rund 1,85 Meter groß, trägt kurze graue Haare und hat sich für sein Alter sehr gut gehalten. Kein Wunder bei seinem Beruf.
"Wir werden schauen, dass wir eine Unterkunft bauen, wir werden Feuer machen, wir werden etwas zu trinken besorgen und vielleicht werden wir auch etwas zu essen bekommen." Dass Pascal Koch lacht, ist klar. Würstchen am Feuer wird es sicherlich keine geben.
Wir stehen auf einem Berg und haben uns einen Überblick verschafft. Jetzt geht es raus aus dem Wind und rein in den Wald. Das erste Ziel: mein Unterschlupf. "Wir bauen dir einen Laub-Schlafsack. Da wirst du reinkriechen. Es ist eine kleine Hütte voll mit Laub. Du hast keinen Schlafsack und wir müssen schauen, dass du trocken und warm schlafen kannst. Du bist die Heizung in diesem Laub-Schlafsack." Aus zwei dicken Stöcken wird ein stabiles Dreieck gebildet. Ein langer, toter Ast dient als First. An den First werden viele Hölzer angelehnt. Anschließend muss jede Menge Laub her, das sowohl auf als auch in der Holzkonstruktion verteilt wird.
Nach zwei Stunden ist mein Schlafplatz fertig. Ich bin durstig. Der nächste Bach ist nicht weit weg. Bevor ich das Wasser aber trinken kann, muss ein Feuer her. "Du wirst eine Spindel schnitzen und dir anschließend ein Brett besorgen. Die Spindel wirst du in Rotation bringen, indem du einen Bogen aus deinem Schnürsenkel baust."
Beim sogenannten "Feuerbohren" nutze ich Muskelgruppen, die ich noch gar nicht kannte. Es ist wirklich anstrengend. Immer wieder scheitere ich, bekomme Krämpfe. Als das Holzstück plötzlich anfängt zu qualmen, bekomme ich eine, klare Anweisung von Pascal Koch: Jetzt Vollgas! Tatsächlich: Der Holzstaub glüht. Noch ist aber nichts gewonnen. Der feuerrote Staub muss zuerst einmal in das Zundernest gelegt werden. Dann mit Gefühl pusten - mal mehr, mal weniger. Läuft es nach Plan, wird es ganz schnell ganz warm. Ich habe es geschafft - das Feuer brennt - ein großartiges Gefühl.
Braunes Wasser und Brennnesseln
Nun ab zum Bach. Ich fülle das Wasser in eine Metallflasche. Es ist etwas braun. Wird schon schief gehen. Auf dem Rückweg zeigt mir Pascal Koch mein Abendessen. Er hält vor Brennnesseln. Ich bin verwundert. Er fängt an, Brennnesselsamen zu pflücken, stampft sie ein wenig mit seinen Fingern und überreicht mir einen grünen Klumpen. "Warum pflücken wir die Samen und nicht die Blätter? Weil die Samen viel mehr Kalorien als die Blätter haben." Schmeckt gar nicht so schlecht. Essen steht auf der Prioritätenliste sowieso ganz unten. Immerhin kommt der Mensch sehr lange ohne Nahrung aus. Beim Wasser sieht es anders aus.
Am Lager kommt die Metallflasche erst einmal ins Feuer. Einige Minuten sollte das Wasser kochen. Ich bin durstig, trinke das Wasser heiß. Schmeckt. Ob es auch wirklich genießbar war, wird spätestens morgen klar. Am Feuer nutze ich die Gelegenheit und frage Pascal, wieso er seit 20 Jahren als Wildnistrainer unterwegs ist. "Die Natur gibt mir sehr viel. Ich fühle mich durch sie einheimisch. Draußen zu sein vermittelt mir das Gefühl der Freiheit und Unbeschwertheit. Energetisch gesehen bekomme ich auch sehr viel von ihr. Das ist das, was ich so gerne weitergeben möchte."
Pascal Koch gibt aber nicht nur in unserer Region verschiedene Kurse. Für ihn geht es bald wieder nach Belize in Mittelamerika. "Im nächsten Jahr steht wieder eine Dschungelreise an. Zehn Teilnehmer werden dann für einige Tage im Dschungel leben. Wir werden eine Unterkunft bauen, Essen sammeln, und so weiter. Es wird sogar eine Person mitkommen, die blind ist. Das ist für mich ein Novum. Diese Person hat schon mehrere Kurse bei uns belegt und es ist ganz erstaunlich zu sehen, was alles möglich ist."
Bei Pascal Koch ist man auf jeden Fall in sehr guten Händen. Er weiß, was er macht. Das hat auch der Unterschlupf bewiesen. Bei acht Grad Außentemperatur habe ich in meiner kleinen Laubhütte problemlos schlafen können. Gegen 5:30 Uhr wurde es wieder hell. Ich habe die Nacht überlebt.
Neben unterschiedlichen Wildnistrainings bieten Pascal Koch und sein Team noch viele weitere naturverbundene Kurse an. Weitere Informationen auf wildnistraining.de.
Dogan Malicki
Richtig schön ist das erst wenn man mit Fahrrad u. Zelt in den Rumänischen Karpaten unterwegs ist. Dann ist ein Karpaten Schutzhund Abends am Zeltplatz die beste Lebensversicherung. Käse, Brot, u. Polenta und Er behält das Zelt im Auge!
Ein toller Bericht und ein schönes Video👏🏻 aber zu schreiben 'er hat sich für sein Alter gut gehalten' ist doch etwas seltsam formuliert - er ist doch erst 50 und keine 70 😉