Es ist ein Beispiel dafür, dass es auch in dieser Vorwahlzeit nicht darum gehen muss, sich mit Federn zu schmücken. Nein, über den Fortgang des viel beachteten Windparkprojekts im Wolfsbusch, entlang der Autobahn, informierte der Ameler Gemeinderat gemeinsam - so wie er auch geschlossen hinter dem Projekt steht. Und da ging es mit der Ernennung des Projektentwicklers jetzt einen entscheidenden Schritt weiter. "Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluss der SPI und Luminus", erklärt Amels Energieschöffe Patrick Heyen. "SPI ist die Agentur für territoriale Entwicklung in der Provinz Lüttich. Und Luminus ist ein Strom- und Gasversorger und die Nummer eins für Offshore-Windkraftanlagen in Belgien."
Das Konsortium heißt (windparkgerecht) EolSPI und hält 50,01 Prozent an der Betreibergesellschaft. Die Gemeinde Amel selbst kann sich mit bis zu 25 Prozent daran beteiligen, wenn sie denn will. "Die Gemeinde hat auch die Möglichkeit, einen Teil dieser 25 Prozent an eine juristische Person des öffentlichen Rechts, zum Beispiel andere Gemeinden oder der Deutschsprachigen Gemeinschaft, abzugeben - ganz oder teilweise - oder aber an die Bürger-Genossenschaft Courant d'Air, die ebenfalls 24,99 Prozent dieser Betreibergesellschaft halten wird."
Genau diese Bürgerbeteiligung ist ein Argument für Berthold Müller und die Ratsopposition, "zu hundert Prozent" hinter dem Projekt zu stehen. "Der Aspekt Bürgerbeteiligung ist hier möglich, weil eben eine Bürgergenossenschaft in Form von Courant d'Air in dieses Projekt involviert ist. Und wo gibt es ansonsten noch diese Möglichkeit für den sogenannten kleinen Mann? Ein bisschen ironisch gefragt: Hat der Bürger etwa die Möglichkeit, sich an den Gewinnen von AKW oder anderen fossilen Energieerzeugern zu beteiligen? Nicht an den Gewinnen, ganz sicher aber an den Entsorgungskosten über die Steuern."
Auch der gewählte Standort für den Windpark, im Fichtenwald, sei geradezu ideal. "Es gibt in unseren Augen keine Möglichkeit, einen besseren Standort zu finden: entlang einer Autobahn in Verlängerung eines bestehenden Windparks in direkter Nähe zu einem schon bestehenden Industriegebiet bzw. einem noch zu erweiternden Industriegebiet", findet Berthold Müller. "Wenn nicht da, wo sonst können wir noch ein solches Projekt errichten?"
Außerdem, so Berthold Müller, sei Strom aus erneuerbaren Energien sauber und auf keinen Fall teurer. "Manche Studien gehen sogar mindestens von einem Faktor drei bis Faktor zehn aus, wonach zum Beispiel Atomkraft teurer wäre als erneuerbare Energien. Also unter diesem Aspekt sind wir auf jeden Fall als Gemeinde auf der richtigen Seite."
Auch ein solcher Windpark entsteht aber nicht von heute auf morgen. "Damit ist die Genehmigungsprozedur eingeleitet. Vorgesehen ist, dass es eine Bürgerversammlung geben wird, voraussichtlich im Oktober oder November diesen Jahres", erklärt Energieschöffe Patrick Heyen über den weiteren Fortgang. "Dann die Umweltverträglichkeitsprüfung, um dann die Genehmigungen in Sachen Raumordnung und Umwelt zu erlangen. Das wird eine Sache sein, die ungefähr ein Jahr in Anspruch nehmen wird, so dass der Windpark ungefähr 2027 gebaut werden kann."
Stephan Pesch