"Ich bin Linge Bertha. Ich bekomme sogar Post an Linge Bertha, und das kommt an. Der Briefträger weiß Bescheid", erzählt Bertha Pauls-Jacobi - so ihr offizieller Name. Sie ist 94 Jahre alt und lebt seit ihrer Geburt im Haus Linge. "Das ist mein Elternhaus. Da bin ich jetzt 94 Jahre drin. Da kann ich mich ja auskennen. Man hat mir gesagt, die Frau, die hier wohnte, hat Lin-Lena geheißen, aber ich weiß es nicht."
Bertha Pauls interessiert sich auch im hohen Alter noch für die Geschichte ihres Dorfes. Sie hat die Grundlage für das Projekt der Hausnamen gelegt. Denn vor einigen Jahren hat sie damit begonnen, alle Hausnamen in Reuland aufzulisten - 96 an der Zahl. "Von hier oben bis ins ganze Dorf habe ich alle aufgeschrieben. Das kam zackig." Ob Egesse, Ignaze, Joucke oder Zapps - Bertha kennt noch alle Hausnamen in Reuland. Doch das wird immer seltener. "Es sind viele Zugezogene, viele Flamen, die kennen die alten Namen nicht und wissen das von früher nicht."
Um so dankbarer ist Bertha Pauls, dass Karla Schommers die Hausnamen vor dem Vergessen bewahrt. Sie hat die Initiative ergriffen und die Liste von Frau Pauls als Grundlage genommen. Hinzu kam ein Fotobestand aus den Tagen des offenen Denkmals im letzten Jahr. Nach anfänglicher Skepsis konnte Karla Schommers die Dorfbevölkerung für das Projekt begeistern. "Die Reaktionen waren positiv. Sie haben Fotos gesucht ... die hängen hier rechts und links an den Fassaden", erzählt sie.
Neben dem alten Foto mit dem Hausnamen zeigt die Plakette an der Fassade auch einen QR-Code, der zu weiterführenden Infos und Fotos auf dem Kulturerbeportal der DG führt. Ein Beispiel: das Haus Zapps. "Wir haben über das Staatsarchiv Dokumente aus dem Taufregister bekommen, wo steht, dass der Sohn Heinrich Zapps 1701 geboren und getauft wurde", erklärt Karla Schommers.
Das Haus Zapps ist eines von rund 15 sogenannten kleinen Denkmälern in Burg-Reuland. Viele von ihnen sind aus dem 15. und 16. Jahrhundert. An einigen ist noch das alte Fachwerk zu erkennen. Daneben gibt es auch noch denkmalgeschützte Gebäude. "Und zwar das Haus von Orley, das jetzt wieder 'Apotheke' genannt wird. Die Plakette hängt seit heute morgen", erzählt sie am Samstag.
In nur sechs Monaten hat Karla Schommers mit der Unterstützung von anderen Freiwilligen aus dem Dorf das Projekt auf die Beine gestellt. Ob es nun die alten Gebäude in den engen schmalen Gassen sind oder die aneinandergereihten Häuser an den Hauptstraßen - ihre Namen werden präsent bleiben. "Vor allem denke ich an die Reuländer Bevölkerung und unsere Kinder, aber auch an die Gäste und Touristen. Wir haben auch viele Zweitwohnungsbesitzer, die mitgewirkt haben und das Hausnamenprojekt mittragen."
Im Sommer werden noch großformatige Schautafeln in Reuland aufgestellt, die die Informationen über die Hausnamen erweitern. Außerdem gibt es die Infos demnächst auch auf der Tourismus-Webseite von Burg-Reuland/Ouren.
Michaela Brück
Eine sehr gute Idee der Bürgerinnen und Bürger aus Burg-Reuland. Gefällt mir außerordentlich und Danke für.
Danke | Peer van Daalen
Als gebürtige Reuländerin freue ich mich sehr über dieses tolle Projekt. Besonderen herzlichen Dank an meine Tante Bertha, die Dorf Chronistin und an Karla Schommers, die diese Idee mit viel Detailtreue umgesetzt hat. Was mich leider noch traurig macht, ist die Tatsache, dass viele der historischen Häuser oft in einem schlechten Zustand sind. Diese Häuser bräuchten dringend Schutzmaßnahmen. Das wäre noch eine sehr wichtige Initiative um dieses besondere historische Dorf vor dem Verfall zu retten.
Im Community-Forum von OpenStreetMap (OSM) wird diese tolle Sache gerade mit Wohlwollen diskutiert.
Gruß | Peer